Dudas Weihnachtsgeschichte – Teil 4

Dudas Weihnachtsgeschichte – Teil 4
Illustration: Katja Jäger

Tierlingen spielt Krippen – Teil 4

Ganz doll Lampenfieber

Henriette lugte durch ein Loch im Bühnenvorhang. Der ganze Dorfplatz von Tierlingen war überfüllt mit Zuschauern aus der Umgebung.

„Mir ist schlecht“, sagte Nigunde zu Loretta. „Hätte Henriette mich doch nie zu einer Doppelrolle gezwungen.“

„Ich muss mal aufs Klo“, sagte Loretta.

„Du warst doch schon fünf Mal!“ „Du warst doch schon fünf Mal!“ Walter und Walter flatterten mit ihren Flügeln.

Alle hatten ganz doll Lampenfieber. Nur Miau-Miau war die Ruhe selbst. Sie lag in der Krippe unter einer Decke und durfte während der ganzen Aufführung schlafen. Göttlich!

Illustration: Katja Jäger

Henriette konnte Pferde, Schafe und Hunde in den hinteren Reihen und grüne Papageien auf den Bäumen erkennen. Die vorderen Reihen hatten die wilderen unter den Tieren für sich erobert. Hirsche, Füchse, ein Kamel, ein verliebtes Wombat-Pärchen und sogar eine große Wolfsfamilie waren darunter. Niemand hatte damit gerechnet, dass sich so viele fürs Krippenspiel interessieren würden.

„Wann geht’s los?“ „Wann geht’s los?“, flüsterten Walter und Walter.

„Jetzt!“, sagte Henriette.

„Kann ich nochmal aufs Klo?“, fragte Loretta.

„Nein!“ Henriette betrat die Bühne und richtete sich auf. Ihre Engelsflügel ließen sie noch riesiger erscheinen. Ein Raunen ging durch das Publikum. Dann herrschte angespannte Stille.

Nigunde war echt froh, nicht die Hauptrolle spielen zu müssen.

„Ich verkünde die Geburt des Kindes“, sagte Henriette feierlich.

Ein tosender Applaus ging durchs Publikum.

Nigunde fragte sich, ob sie nicht doch besser die Hauptrolle gespielt hätte.

„Ein Kind ist uns geboren“, raunte der Wolfspapa und rückte ein bisschen näher an seine Familie.

Walter und Walter trugen die Krippe samt Miau-Miau auf die Bühne. Vor lauter Rührung vergaßen sie ganz das Lachen und Herumspringen. Mit feuchten Augen betrachteten sie ihr Neugeborenes.

Der Wolfspapa wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln.

Illustration: Katja Jäger

Nigunde und Schiller trabten neben die Krippe und machten „Muh“ und „I-aaah“. Dann kam Nigundes schneller Umzug. Sie rannte hinter die Bühne, Loretta warf ihr ein goldenes Gewand über und schon standen beide wieder auf der Bühne. Das Publikum applaudierte heftig. Nigunde war nun doch sehr froh, eine Doppelrolle zu spielen.

„Wir sind die heiligen drei Könige“, sagte Loretta.

„Ich seh nur zwei“, rief das kleinste der Wolfskinder.

„Pssst!“, wisperte die Mama. „Beim Theaterspielen tut man so als ob.“

Nigunde staunte. Vielleicht war Henriette doch klüger, als sie dachte.

„Wir sind dem Stern gefolgt“, sagte Loretta. Ihre Stimme zitterte vor Aufregung.

„Wir kommen aus dem Morgenland und bringen Geschenke mit“, sagte Nigunde mit fester Stimme. Dafür wackelten ihre Beine, aber das konnte man Gott sei Dank nicht hören.

Henriette angelte mit ihrem Rüssel nach einem Picknickkorb, der neben der Bühne stand und hing ihn Nigunde um den Hals.

„Gold, Weinrauch und Möhren“, erklärte die.

Das Publikum klatschte.

„Und weil wir das Kind so sehr lieben, auch sein Lieblingsgericht: Leberwurst.“

„Wow!“, rief Miau-Miau überrascht aus der Krippe. „Wie cool ist das denn.“

Illustration: Katja Jäger

Das Publikum lachte.

„Und nun lasst uns alle gemeinsam Weihnachten feiern!“, rief Nigunde.

Henriette angelte nach einem zweiten Korb. Er war gefüllt mit lauter Leckereien für alle Tiere.

Die Zuschauer klatschten stürmischen Beifall. Alle hatte das Spiel Krippen froh gemacht.

Und selbst Nigunde und Henriette lagen sich glücklich in den Beinen.

Von Gerlis Zillgens

Die weiteren Teile unserer Weihnachtsgeschichte: