Dudas Weihnachtsgeschichte – Teil 2

Dudas Weihnachtsgeschichte – Teil 2
Illustration: Katja Jäger

Tierlingen spielt Krippen – Teil 2

Wie geht froh?

„Was muss ich machen? Was muss ich machen?“, riefen Walter und Walter.

„Der Chefin zuhören!“, wieherte Schiller streng.

Henriette hob ihren Rüssel. „Als erstes spricht der Engel. Also die Hauptrolle. Also ich.“

„War ja klar!“, murmelte die Kuh Nigunde schlecht gelaunt.

Henriette überhörte das. „Ich verkünde die Geburt des Kindes.“

Nigunde runzelte die Stirn. Sie fand es ein wenig seltsam, dass in einem Theaterspiel der Menschen ein Elefant die Hauptrolle spielte. Könnte es sein, dass Henriette vielleicht nicht ganz die Wahrheit erzählte?

„Was muss ich machen? Was muss ich machen?“, riefen Walter und Walter.

„Ihr seid die Eltern. Ihr steht neben der Krippe und seid froh“, erklärte Henriette.

„Wie geht froh?“ Wie geht froh?“

Illustration: Katja Jäger

Nigunde stöhnte. „Menno! Froh sein ist doch pipieinfach. Ihr müsst laut lachen und herumspringen.“

Ich bestimme, wie froh geht!“, protestierte Henriette.

„Wie geht froh?“ Wie geht froh?“, fragten Walter und Walter.

„Ihr müsst laut lachen und herumspringen“, sagte Henriette.

Walter und Walter lachten laut und sprangen herum.

„Wenn ich die Geburt verkündet habe, kommen drei heilige Könige und bringen Geschenke“, sagte Henriette. Das war ihr in der schlaflosen Nacht gestern wieder eingefallen, als sie einen hellen Stern am Himmel gesehen hatte.

„Was bringen die denn mit?“, fragte Loretta.

Das wusste Henriette leider nicht mehr. Aber dann erinnerte sie sich plötzlich, dass die Könige aus dem Morgenland kamen. „Sie bringen Frühstück!“, sagte sie erleichtert.

„Was gibt’s denn zum Frühstück?“ Miau-Miau streckte ihren Kopf aus der Krippe und sah ein bisschen gierig aus.

„Bananen und Äpfel!“, sagte Henriette bestimmt. Bananen und Äpfel waren ihre Lieblingsfrüchte. „Und Heu!“ Heu liebte sie auch sehr.

„Und Leberwurst?“, fragte Miau-Miau.

„Keine Leberwurst!“ Henriette war strikte Veganerin. Und fand auch, dass kein anderer Tiere essen sollte. Miau-Miau legte sich eingeschnappt wieder hin und schnarchte übertrieben laut.

Nigunde stupste Schiller an: „Du stehst rum und machst I-aaah, weil du ein Esel bist.“

Ich bin hier die Chefin!“, protestierte Henriette.

„Was muss ich machen?“, fragte Schiller.

„Du stehst rum und machst I-ahhh, weil du ein Esel bist“, sagte Henriette.

Illustration: Katja Jäger

Nigunde schob ihren Unterkiefer angestrengt hin und her. Henriette ging ihr gehörig auf die Nerven. „Und ich, was mach ich?“

„Du spielst mit Loretta die heiligen drei Könige.“

„Wir sind doch nur zwei“, beschwerten sich Nigunde und Loretta im Chor.

„Beim Theaterspielen tut man so als ob“, sagte Henriette.

„Können wir anfangen?“ Können wir anfangen?“, fragten Walter und Walter.

Henriette erhob sich wieder zur vollen Größe. „Ich verkünde die Geburt des Kindes“, sagte sie langsam und feierlich.

Walter und Walter lachten und sprangen herum. Schiller brüllte laut „I-aaah“, Nigunde und Loretta galoppierten heran und warfen Heu auf Miau-Miau. Miau-Miau kratzte Nigunde und Loretta einmal quer übers Fell, sprang aus der Krippe und weg war sie.

„So geht das nicht!“, rief Henriette verzweifelt.

„War ja klar“, sagte Nigunde. „Man kann nicht gleichzeitig die Hauptrolle spielen und alles bestimmen wollen.“

Von Gerlis Zillgens

Die weiteren Teile unserer Weihnachtsgeschichte:

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