Dudas Weihnachtsgeschichte – Teil 3

Tierlingen spielt Krippen – Teil 3
Alles falsch!
„Ich zieh doch kein Kleid an!“ „Ich zieh doch kein Kleid an!“ Walter und Walter waren entsetzt.
Henriette stöhnte. „Es ist ein Gewand! Damals trugen alle Menschen Gewänder!“
Miau-Miau reckte neugierig den Kopf aus der Krippe: „Darf ich auch ein Gewand tragen?“
„Du spielst das Baby, das liegt unter einer Decke. Das braucht kein Gewand!“
Walter und Walter schauten neidisch zur Krippe. Sie hätten lieber das Baby ohne Gewand gespielt.
„Ich will sofort ein Gewand tragen!“, rief Schiller.
„Du spielst doch den Esel!“, sagte Henriette. „Du bekommst Eselsohren, damit man sieht, dass du kein Pony bist.“
Schiller verzog beleidigt die Mundwinkel.
„Ich trage als Engel Flügel. Und Loretta und Nigunde werden in goldene Gewänder gehüllt, weil sie Könige sind.“
„Yippie!“, rief Loretta.
Henriette stutzte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass jemand bei der Kostümprobe fehlte. „Wo ist denn Nigunde?“
„Weiß nicht.“ „Weiß nicht“, riefen Walter und Walter.
„Hier!“ Nigunde erschien am Rand des Dorfplatzes und schritt gewichtig in die Mitte der Bühne. „Es ist alles falsch“, muhte sie mit lauter Stimme.
Die anderen waren beeindruckt.
Nigunde baute sich vor Henriette auf. „Du hast behauptet, im Spiel Krippen spielt ein Elefant die Hauptrolle.“
Henriette fühlte sich plötzlich ein wenig unwohl.
„Ich habe im Immernett geforscht“, erklärte Nigunde, und versuchte von oben herab auf Henriette zu schauen. Was ihr schlecht gelang, weil ein Elefant nun mal größer ist als eine Kuh. „Im ganzen Spiel Krippen taucht nirgendwo ein Elefant auf!“
Henriette fühlte sich ziemlich unwohl.
„Und die Könige, die bringen auch nicht Äpfel, Bananen und Heu mit.“
„Ähm …“, sagte Henriette.
„Was bringen sie denn mit?“, rief Miau-Miau aus der Krippe. Vielleicht war es ja doch Leberwurst!
„Gold, Weinrauch und Möhren“, rief Nigunde.
„Sonst noch was, Nigunde?“, fragte Loretta, die gern endlich ihr goldenes Gewand anprobieren wollte.
Nigunde holte tief Luft und verschluckte sich vor Aufregung und Empörung: „Und es spielt eine Kuh mit!“
„Ähm …“ Henriette konnte sich beim besten Willen nicht an eine Kuh erinnern.
„Was tut die Kuh?“ „Was tut die Kuh?“, riefen Walter und Walter.
Alle schauten auf Nigunde.
„Eine extrem wichtige Rolle. Sie steht neben dem Esel, direkt an der Krippe!“, sagte Nigunde.
Einen Moment lang herrschte Stille auf dem Tierlinger Dorfplatz. Man dachte darüber nach, wieso Henriette wohl die Kuh vergessen hatte.
Miau-Miau kam zu dem Schluss, dass Nigunde ein bisschen zu viel Aufhebens von ihren Entdeckungen machte. Sie gähnte: „Okay, also kein Elefant, ne Kuh an meiner Krippe und doofe Geschenke ohne Leberwurst. Können wir dann jetzt weitermachen?“
Henriette fühlt sich plötzlich wieder wohler. „Genau“, sagte sie. „Machen wir einfach weiter. Und Nigunde steht als Kuh neben der Krippe.“
„Muss ich dann alle drei Könige allein spielen?“, fragte Loretta verzagt.
Henriette drehte ihren Kopf zu Nigunde und lächelte. „Wenn du willst, kannst du eine Doppelrolle spielen. Die Kuh an der Krippe und zusammen mit Loretta die drei Könige.“
„Au ja“, sagte Nigunde. Doppelrolle. Das war ja noch besser als Hauptrolle.
Von Gerlis Zillgens