Dudas Weihnachtsgeschichte – Teil 1

Dudas Weihnachtsgeschichte – Teil 1
Illustration: Katja Jäger

Tierlingen spielt Krippen – Teil 1

Schluss mit Langeweile

 „Laaaangweilig“, gähnte die Kuh Nigunde, „im Dezember ist es immer soooo schrecklich langweilig.“

„Der langweiligste Monat des Jahres!“, wieherte Schiller, das Pony. „Früh dunkel, viel zu kalt und kein frisches Gras zum Fressen. Was soll man bloß den lieben langen Tag machen?“

„Genau!“ „Genau!“, schnatterten Walter und Walter. Sie waren ein altes Gänsepaar und einer wiederholte immer das, was der andere gerade gesagt hatte.

Henriette richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Volle Größe ist bei einem Elefanten ziemlich voll. Nach oben und auch zu den Seiten. Die anderen waren beeindruckt. Henriette war die Chefin im kleinen Dorf Tierlingen. „Ich erinnere mich“, trompetete sie, „dass die Menschen im Dezember immer spielen.“ Sie hatte mal in einem Ort namens Zoo gelebt und als Einzige aus Tierlingen Menschen kennengelernt. Schlagartig fuhren alle Köpfe hoch. Jeder hier liebte es zu spielen.

Illustration: Katja Jäger

„Was spielen sie denn?“ „Was spielen sie denn?“, quakten Walter und Walter.

„Will auch spielen“, rief Schiller.

„Das Spiel heißt Krippen“, erklärte Henriette.

„Will sofort Krippen spielen!“ Schiller wollte immer alles sofort.

„Ich auch, ich auch, ich auch!“, tönte es laut über den Tierlinger Dorfplatz.

Nun erwachte auch Miau-Miau, die am liebsten den ganzen Tag schlief. „Wie geht Krippen?“

So ganz genau wusste Henriette das nicht mehr. Sie war schon ein wenig länger auf der Welt und ihre Erinnerungen ließen sie mittlerweile öfter mal im Stich. Das mussten die anderen aber nicht wissen, fand sie. Elefanten waren schließlich bekannt für ihr gutes Gedächtnis.

„Sie spielen Theater“, erklärte Henriette. „Und ein Elefant spielt die Hauptrolle.“

„War ja klar“, muhte Nigunde beleidigt. Sie würde auch gern mal die Hauptrolle spielen.

„Es ist ein Engel“, erklärte Henriette. „Ein Menschenkind spielt auch mit in dem Stück.“

„Ich will das Menschenkind spielen!“ „Ich will das Menschenkind spielen!“, riefen Walter und Walter.

„Es ist doch nur eins!“, meckerte Loretta, die Ziege.

„Was tut das Menschenkind denn?“, fragte Miau-Miau.

„Es schläft“, antwortete Henriette.

Miau-Miau erhob sich und schritt elegant heran. Elegant konnte sie gut. „Das ist meine Rolle!“ Sie legte sich direkt vor Henriettes Füße und schlief ein. Die anderen waren beeindruckt.

„Und ein Esel ist dabei“, fiel Henriette noch ein. „Wer will den Esel spielen?“

Niemand wollte den Esel spielen.

Du spielst den Esel!“ Henriette deutete mit ihrem Rüssel auf Schiller. „Du siehst ein bisschen aus wie ein Esel.“

„Schiller ist ein Esel!“ „Schiller ist ein Esel!“ Walter und Walter lachten. Schiller fands nicht ganz so lustig.

„Hat das Kind keine Eltern?“, fragte Loretta.

„Ähm …“, sagte Henriette.

„Alle Kinder haben Eltern!“, rief Nigunde.

Henriette schaute streng.

„Wir spielen die Eltern!“ „Wir spielen die Eltern“, riefen Walter und Walter.

„Und was passiert noch?“, fragte Loretta.

Henriette konnte sich nicht erinnern. „Morgen beginnen die Proben!“, sagte sie bestimmt und marschierte mit erhobenem Rüssel davon. Bis morgen würde ihr sicher noch mehr einfallen.

Von Gerlis Zillgens

Die weiteren Teile unserer Weihnachtsgeschichte:

1 Comment

  1. […] Teil 1 […]

Comments are now closed on this post.