Nickerchen in der Wabe

Nickerchen in der Wabe
Foto: Jens Büttner/ZB/dpa

Sie fliegen durch die Luft von Blüte zu Blüte und sammeln eifrig Nektar. Hunderte Blüten kann eine Biene an einem einzigen Tag ansteuern. Bienen haben also ein anstrengendes Leben. Aber schlafen die Tiere eigentlich auch? Lange Zeit dachten Forscher, dass die Insekten das nicht könnten. Falsch! Bienen schlafen sehr wohl. Wie und wann sie das tun, hängt von ihrer Aufgabe im Bienenvolk ab.

Warum schlafen Bienen?

Forscher glaubten sehr lange, dass Bienen und andere Insekten nicht schlafen könnten. „Man nahm an, nur Wirbeltiere könnten das. Also zum Beispiel Elefanten oder Vögel. Oder wir Menschen eben“, erklärt der Bienenforscher Jürgen Tautz. Diese Meinung änderte sich im Jahr 1983. Damals machte der Forscher Walter Kaiser eine Entdeckung: Er hatte das Verhalten von Bienen genauer beobachtet und verschiedene Messungen gemacht. Dabei fand er heraus: Bienen schlafen! „Allerdings löste seine Entdeckung erst mal großes Kopfschütteln aus“, erzählt Jürgen Tautz. Erst nach und nach bestätigten andere Forscher die Erkenntnisse: Bienen brauchen genau wie wir Menschen ihren Schlaf. „Beim Schlaf geht es weniger darum, dass der Körper Erholung braucht. Er ist vor allem wichtig für das Gedächtnis“, erklärt Jürgen Tautz. Während wir schlafen, werden die Informationen verarbeitet, die tagsüber auf uns einprasseln. Das sei bei Menschen und Bienen vermutlich ähnlich.

Eine mit Blütenpollen bedeckte Biene sitzt auf einem Löwenzahn. Foto: Nicolas Armer/dpa

Wann schlafen Bienen?

Wie und wann eine Biene schläft, hängt von ihrer Aufgabe im Bienenvolk ab. Die jungen Bienen zum Beispiel verbringen die ersten drei Wochen ihres Lebens im dunklen Bienenstock. Dort sind sie als Arbeiterinnen unterwegs. Das bedeutet: Sie halten das Nest sauber, kümmern sich um die Larven und bauen neue Waben aus Wachs. „Die Arbeiterinnen haben einen unregelmäßigen Schlaf-Rhythmus“, erklärt Jürgen Tautz. Sie halten immer wieder kurze Nickerchen. Dazu krabbeln sie zum Beispiel – Kopf voraus – in eine leere Wabe. Dass eine Biene dort schläft, erkennt man an ihrem Hinterleib. Normalerweise wippt dieser schnell auf und ab, wenn sich eine Biene anstrengt. Auf diese Weise pumpen die Bienen Sauerstoff in die Tracheen. So nennt man die kleinen Kanäle, die das Atemsystem der Insekten bilden. Schlafen die Arbeiterinnen, brauchen sie weniger Sauerstoff. Ihr Hinterleib bewegt sich also seltener auf und ab.

Wer schläft nachts?

Die Sammelbienen haben dagegen einen anderen Rhythmus. „Sie sind den ganzen Tag unterwegs und schlafen nur noch nachts“, erklärt der Experte. Forscher haben entdeckt, dass die Tiere dazu ihren Kopf und ihren Hinterleib zwischen zwei Waben drücken. Die Fühler und die Beine lassen sie entspannt hängen. Dieses Verhalten sahen die Forscher vor allem in Beobachtungsstöcken. Das sind Bienenstöcke, in die man durch eine Scheibe hineinschauen kann.

„In der freien Natur leben Bienen aber ganz anders. Dort bauen sie ihre Nester zum Beispiel in Baumhöhlen. Das kann bedeuten, dass sie dort ganz anders schlafen“, sagt Jürgen Tautz. Und tatsächlich: Die Forscher haben in so einem Nest eine besondere Entdeckung gemacht. Dort bildeten die Sammelbienen nachts eine Art Schlafsack. Dazu verhakten sie ihre Beine ineinander und bildeten einen Sack. „So verharren sie die ganze Nacht über“, verrät der Experte.

Bienen haben viel zu tun, um Honig herzustellen. Foto: Sven Hoppe/dpa

Und wenn sie nicht schlafen?

Genau wie wir Menschen können auch Bienen unter Schlafmangel leiden. Wenn die Tiere nachts geweckt werden, sind sie am nächsten Tag müde und unkonzentriert. „Das macht sich dann zum Beispiel bei der Tanzkommunikation bemerkbar, dem sogenannten Schwänzel-tanz“, erklärt Jürgen Tautz. Dabei führen die Sammelbienen tatsächlich eine Art Tanz auf, mit verschiedenen Figuren. Damit zeigen sie den anderen Bienen zum Beispiel, wie weit eine Futterquelle entfernt ist und in welcher Richtung die liegt. „Wenn eine Biene nicht richtig geschlafen hat, dann fallen ihre Tänze deutlich kürzer aus und die Bewegungen sind schlampiger“, sagt der Fachmann. (dpa)

Foto: Rachel Boßmeyer/dpa

Tieren und Pflanzen geht es schlecht

Insekten, Bäume, Frösche, Farne, Säugetiere, Korallen: Es gibt Millionen von verschiedenen Tier- und Pflanzenarten auf der Erde. Doch diese Vielfalt könnte bald verloren gehen. Schuld daran sind die Menschen. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher aus verschiedenen Ländern in einem langen Bericht. Gerade haben sie diesen Bericht zur Artenvielfalt vorgestellt.

Darin steht, wie riesig das Problem ist: Im Moment leben auf der Erde etwa acht Millionen verschiedene Arten. Rund eine Million davon sind laut dem Bericht vom Aussterben bedroht. So hoch war die Zahl der gefährdeten Arten noch nie, seit es Menschen gibt! Viele Tiere und Pflanzen haben zum Beispiel nicht mehr genügend Platz, weil immer mehr Menschen auf dem Planeten leben. Die Menschen nutzen das Land für Äcker, Weideland und für Städte. Auch die Verschmutzung durch Plastikmüll ist ein Problem. Und viele giftige Abfallstoffe landen in den Meeren.

Um bedrohte Arten vor dem Aussterben zu bewahren, müsse schnell etwas passieren, sagte einer der Autoren des Berichts. Die Regierungen aller Länder müssten sich vor allem um die Natur kümmern und nicht darum, dass Firmen möglichst viel Geld verdienen. Die Autorinnen und Autoren hoffen, dass ihr Bericht die Menschen wachrüttelt. Sie meinen: Es ist noch nicht zu spät. Wir müssten aber alle zusammen sofort mithelfen, die Natur zu schützen.

Von Stefanie Paul (dpa)