Kleine Ameise – Große Reise

Kleine Ameise – Große Reise
Je nach Art bauen Ameisen unterschiedliche Nester. Foto: Martin Gerten/dpa

Die Sonne ist gerade erst aufgegangen. Es ist nicht mehr kalt, aber auch noch nicht warm. Ideale Voraussetzungen für den Umzug von rund 200 000 Waldameisen.

Ameisenschutzwart Martin Schmitt. Foto: Karlotta Ehrenberg/dpa

„Jetzt schlafen die Ameisen noch. Sie sind also alle im Nest“, sagt Ameisenschutzwart Martin Schmitt. Auf dem Grundstück, auf dem der kleine Nesthügel steht, soll bald gebaut werden. Der Experte muss das Nest deswegen umsetzen, denn Waldameisen stehen unter Naturschutz. Seine Tochter Juno hilft ihm.

Die Ameisen werden samt ihrer Behausung in Bettlaken verpackt – darin bekommen sie gut Luft. Foto: Karlotta Ehrenberg/dpa

Der Umzug beginnt

Mit dabei ist auch Assistent Stefan Dorth. Er holt Bettlaken aus dem Autoanhänger. „In dem Stoff kriegen die Ameisen gut Luft“, erklärt Martin Schmitt. Mit einer Schaufel beginnt er, den Nesthügel abzutragen. Stück für Stück verschwinden die Ameisen samt ihrer Behausung in dem Laken.

Ameisen können eine gefährliche Säure ausstoßen

Juno bleibt auf Abstand. Die Siebenjährige hat etwas Angst vor der Ameisensäure. Die stoßen die kleinen Insekten aus, wenn sie sich angegriffen fühlen. Die Säure brennt auf der Haut.

Juno hat ein paar Ameisen im Lupenglas gefangen. Foto: Karlotta Ehrenberg/dpa

Im Nest hat es kräftig zu wimmeln begonnen, die Insekten sind aufgewacht und laufen aufgeregt in alle Richtungen. „Wo sind denn die Königinnen?“, fragt Juno. Sie weiß, dass die Ameisenköniginnen unbedingt mit müssen. Ohne sie kann das Volk nicht überleben. Auf der Suche nach den Königinnen entdeckt Juno auch Puppenkokons. Das sind verpuppte Ameisenlarven. Weiß sind sie und so groß wie die Ameisen, die aus diesen Hüllen schlüpfen.

Die Ameisen aus ihrem Keller holen

„Sind wir jetzt fertig?“, fragt Juno, als der Haufen abgetragen ist. Ihr Vater schüttelt den Kopf. „Im Untergrund geht es noch weiter.“ Mit einem Spaten sticht er in die sandige Erde und holt ein Stück heraus. Man kann darin einen Tunnel erkennen!

Rote Waldameisen. Foto: Peter Steffen/dpa

Es dauert nicht lange, dann sind auch die Kellergänge samt ihrer Bewohner verpackt und im Anhänger verstaut. Juno fängt mit dem Lupenglas noch ein paar zurück gebliebene Ameisen ein.

Mit dem Auto geht es in den Wald. Dort hat Junos Vater eine passende Stelle für das Ameisennest ausgesucht. Etwas sonnig muss sie sein, denn die Ameisen mögen es gern schön warm. Martin Schmitt und Stefan Dorth schütten die Ameisen samt den Teilen ihrer alten Behausung vorsichtig über den Stumpf. Als die Ameisen die Laken verlassen, stoben sie aufgeregt auseinander. Ganz schön Angst haben sie gekriegt – die Laken riechen stark nach Ameisensäure.

Martin Schmitt und Stefan Dorth kippen die Ameisen mit den Resten ihrer Behausung vorsichtig über einen toten Baumstumpf. Foto: Karlotta Ehrenberg/dpa

„Damit die Ameisen sich jetzt voll auf den Bau ihres neuen Hügels konzentrieren können, versorgen wir sie mit Futter“, erklärt Schmitt. Dafür streut Juno Zucker aus. Gierig machen sich die Ameisen darüber her. „Das ist ein viel schönerer Platz als der alte“, sagt Juno. In den nächsten Tagen will sie wieder kommen und schauen, wie es den Ameisen geht.

Von Karlotta Ehrenberg (dpa)