Bekommt man von Kirschen und Wasser zusammen wirklich Bauchweh?

Manche Eltern und Großeltern warnen: Wer Kirschen isst, darf kein Wasser trinken. Denn davon bekomme man Bauchschmerzen. Aber das stimmt nicht.
Ein Ballspiel geht so: Kinder werfen sich gegenseitig den Ball zu, und fängt jemand nicht, rufen die anderen „Kirschen gegessen“. Beim nächsten Mal heißt es „Wasser getrunken“, dann „Bauchweh bekommen“. Damit scheidet das Kind aus.
Aber stimmt das wirklich, dass man Kirschen und Wasser nicht zusammen im Magen haben sollte? Viele Erwachsene erzählen das. Die Antwort: Nein, da ist nichts dran. Wahrscheinlich steckt hinter der Erzählung die Idee, das viele Wasser könne die Säure im Magen verdünnen. Dann könnten die Keime auf dem Obst die Magensäure überwinden und in den Bauch gelangen. Dort verursachen sie dann Bauchweh. Aber eine Magensäure lässt sich nicht so einfach verdünnen.
Nahrungsmittel zersetzen
Was genau im Magen passiert, kann André Lipski erklären. Er ist Professor für Lebensmittelhygiene, und sagt: „Die Magensäure ist dafür zuständig, Nahrungsmittel zu zersetzen. Dabei unterscheidet sie nicht zwischen Salat, Fleisch oder Keimen.“ Alles würde zerkleinert. Nur selten schafften es mal Krankheitserreger durch den Magen durch, etwa Kolibakterien, die in rohem Fleisch sein können.
Die Magensäure sorgt also dafür, dass Keime und Dreck auf den Kirschen und im Wasser unschädlich gemacht werden. Sie schützt uns. Deswegen sagt auch der Kinderarzt Jakob Maske: „Man kann Wasser trinken, wenn man Obst gegessen hat.“ Allerdings sollte man das Obst natürlich trotzdem gut waschen. „Ansonsten ist nichts gegen die Kombi einzuwenden.“
Gase im Darm
Allerdings kann es bei einigen Menschen trotzdem passieren, dass gerade Kirschen sowie andere Steinfrüchte wie Pflaumen und Aprikosen zu Bauchweh führen. Denn sie enthalten viel Fruchtzucker, und manche Menschen können diese Zuckerart nicht richtig verdauen. Dadurch entstehen Gase im Darm, welche zu Bauchschmerzen führen. Doktor Maske meint: „Man sollte immer auf seinen Körper hören. Aber wenn es einem mit Steinobst gut geht, gibt es keinen Grund, das nicht zu essen.“
Von Von Doreen Garud (dpa)