400 Jahre im Eismeer

400 Jahre im Eismeer
Grönlandhaie schwimmen durch die kalten Gewässer des Nordatlantiks, vor allem vor Grönland, Norwegen und Kanada. Foto: Uli Kunz/Doclights


Grönlandhaie haben es nicht eilig. Mit etwa einem Kilometer pro Stunde schwimmen sie durch die kalten Gewässer des Nordatlantiks, vor allem vor Grönland, Norwegen und Kanada. Zum Vergleich: Mit deinem Fahrrad bist du meist etwa zehn Mal so schnell! An die Oberfläche tauchen sie eher nachts, am Tage bevorzugen sie tiefere Regionen, bis zu 2000 Meter unter der Wasseroberfläche.

Ein lebendes Exemplar zu beobachten, ist für Haiforscher deshalb schwierig. „Weiße Haie oder Hammerhaie findet man leichter. Auch wenn einige Orte bekannt sind, an denen sich Grönlandhaie sammeln, wissen wir über ihr Leben nur wenig“, erklärt Matthias Schaber. Er ist Experte für Seefischerei.

Foto: Uli Kunz/Doclights

Warum werden die Tiere so alt?

Dabei seien diese Tiere ungemein spannend, findet der Meeresbiologe. Zum Beispiel wurden Grönlandhaie gefunden, die vermutlich 400 Jahre alt waren. Ein möglicher Grund für ihr hohes Alter ist das langsame Leben im eiskalten Wasser. Wohl deshalb werden die Tiere auch Eishaie genannt. „Wer nicht schnell schwimmt, verbraucht kaum Energie. Ihr ganzer Körper läuft aufgrund der niedrigen Umgebungstemperatur auf Sparflamme“, sagt Matthias Schaber. Die Haie wachsen daher auch nur langsam. Trotzdem sind große Eishaie sieben Meter lang. Auch mit der Fortpflanzung haben es die Grönlandhaie nicht eilig: Mindestens 150 Jahre alt sind die Weibchen, wenn sie das erste Mal Nachwuchs bekommen.

Wie ernähren sich die Eishaie?

Wie die Tiere auf die Jagd gehen, ist nicht ganz klar. In den Mägen von Grönlandhaien fanden Forscher neben Fischen auch Robben und sogar Reste eines Eisbären. Es wird vermutet, dass sie vor allem schlafende und kranke Tiere erbeuten. Außerdem fressen sie wohl tote Tiere, die ins tiefe Meer hinunter sinken.

Steckbrief: Grönlandhai; Grafik: K. Losacker

Was bedroht die riesigen Haie?

„Grönlandhaie sind perfekt auf das Leben im Eismeer angepasst“, sagt der Biologe. Doch sie sind bedroht. Immer wieder landen die Haie in den Netzen von Fischern. Gleichzeitig bekommen die Haie nur sehr wenig Nachwuchs.

Wie finden Forscher die Tiere?

Um mehr über das Leben der Grönlandhaie zu erfahren, machen sich Forscher auf die Suche nach Tieren, die dicht an der Oberfläche schwimmen. Denen verpassen sie dann sogenannte Sender. Diese messen etwa Temperatur, Druck und Tiefe des Wassers – und senden Signale, durch die die Meeresbiologen mehr über die Wanderungen der Tiere erfahren.

Von Birk Grüling (dpa)