Mit irrer Geschwindigkeit ins All

Mit irrer Geschwindigkeit ins All
Am 12. April 1961 flog der Kampfpilot Juri Gagarin als erster Mensch in den Weltraum. Foto: Dmitri Lovetsky/AP/dpa


Ein offenes Auto fährt durch die Straßen der Stadt Moskau. Hunderttausende Menschen stehen am Straßenrand, klatschen, jubeln, sind ganz aus dem Häuschen. Kein Wunder! In dem Wagen sitzt der damals wohl berühmteste Mensch der Welt: Juri Gagarin. Er wird gefeiert wie ein Held. Ach was, er IST für die Menschen ein Held!

Juri Gagarin war der erste Mensch im Weltraum. Foto: dpa/dpa

Denn zwei Tage zuvor war Juri Gagarin zum bis dahin größten Abenteuer der Menschheit aufgebrochen: In einem kleinen Raumschiff namens Wostok flog er ins All und umrundete unseren Planeten. Per Funk meldete er: „Ich sehe die Erde! Sie ist so wunderschön.“ Seine Rakete hob am 12. April 1961 ab. Das war also genau heute vor 60 Jahren.

Der Ablauf

Wie lange sein Flug dauerte, darüber streiten die Fachleute. Manche sagen, Juri Gagarin war 106 Minuten lang unterwegs. Andere meinen, der Flug habe 108 Minuten gedauert.

Ob zwei Minuten mehr oder weniger: Es war auf jeden Fall ein Riesen-Abenteuer, von dem niemand genau wusste, ob es gut gehen würde. „Sicherheitshalber hatte Gagarin Sauerstoff und Nahrung für bis zu elf Tage an Bord“, erzählt der Weltraum-Experte Ulrich Köhler.

Der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin in seinem Raumanzug, kurz vor dem Start zum ersten bemannten Weltraumflug. Foto: Lehtikuva/dpa

Die Vorbereitungen

Bevor Juri Gagarin als erster Mensch in den Weltraum düsen konnte, mussten Fachleute eine Menge tüfteln und entwickeln. Ein kniffliges Problem war zum Beispiel die Anziehungskraft der Erde. „Um sie zu überwinden, braucht man Raketen mit enorm viel Schub“, sagt Ulrich Köhler. Dafür nutzte man Raketen, die ursprünglich für den Krieg gebaut worden waren! Nun entwickelte man diese weiter, man bastelte an den Triebwerken und machte sie besser und stärker. Denn nur so können diese sogenannten Trägerraketen  eine irre Geschwindigkeit erreichen.

Beim Start wirken deshalb unfassbare Kräfte auf den Körper ein. Juri Gagarin berichtete zum Beispiel, dass er mehrere Sekunden Probleme mit den Augen hatte. Außerdem fragten sich die Fachleute bereits damals: Welche Auswirkungen hat die Schwerelosigkeit auf den Körper? Inzwischen weiß man etwa, dass sich in der Schwerelosigkeit die Muskeln zurückbilden. Denn sie werden dann nicht mehr gefordert. Weil Juri Gagarin noch nicht einmal zwei Stunden im Weltall war, war das in seinem Fall aber kein Problem.

In dieser Kapsel umrundete Juri Gagarin die Erde. Er selbst landete mit dem Fallschirm. Foto: Lehtikuva Oy/Lehtikuva/dpa

Das Raumschiff

Das Raumschiff Wostok bestand aus zwei Teilen. Im hinteren Teil befand sich ein Versorgungsmodul mit Instrumenten und einem Triebwerk. Der vordere Teil war die sogenannte Landekapsel. Die sah aus wie eine große Kugel aus Metall. Dort saß, ziemlich eingequetscht, Juri Gagarin. Um sich herum hatte er verschiedene Messgeräte und ein Funkgerät. „Gesteuert wurde die Wostok vom Boden aus. Gagarin hätte aber bei einem Notfall das Schiff selbst steuern können“, sagt der Fachmann.

A

Mit einem Fallschirm schwebten zwei Raumfahrer und eine Raumfahrerin Richtung Boden. Foto: Andrey Shelepin/Gagarin Cosmonaut Training Centre (GCTC)

m Ende ging trotz einiger Probleme alles gut. Auf dem Weg zurück zur Erde öffnete sich die Landekapsel einige Kilometer über dem Erdboden. Juri Gagarin wurde mit dem Schleudersitz hinausgeworfen und landete mit Hilfe eines Fallschirms. Nach seinem Abenteuer wurde er weltberühmt. Zwar ist er bereits im Jahr 1968 verstorben. Aber seinen Namen kennt man bis heute.

Von Stefanie Paul (dpa)