Wo die wilden Pferde wohnen

Wo die wilden Pferde wohnen
Eine Horde Wildpferde (Bild: Wikicommons/Dietmar Rabich)

Pferde stehen meist im Stall oder auf der Weide. Es gibt aber Pferde, die wild leben – sogar in Deutschland. Gemeint sind die Dülmener Wildpferde. Sie sind klein, haben grau-braunes Fell und eine buschige Mähne. Seit hunderten Jahren leben sie in der Nähe der Stadt Dülmen in Nordrhein-Westfalen. Man nennt sie Dülmener Wildpferde, weil sie früher frei umherzogen und heute fast ohne Hilfe der Menschen leben.

Heute sind die Tiere auf einem großen Gelände zu Hause. Es liegt im Naturschutzgebiet Merfelder Bruch. Hier grasen die Pferde auf moorigen Wiesen und knabbern manchmal an Büschen und Bäumen. Wenn es regnet, stellen sie sich im Wald unter. Denn einen Stall gibt es nicht. Im Winter wächst ihnen ein dickes Fell, das sie gegen Schnee und Kälte schützt.

„Das sind Pferde, die von uns unabhängig sind“, sagt Friederike Rövekamp. Sie ist Försterin im Merfelder Bruch und schaut regelmäßig nach den robusten Tieren. Und sie zeigt Schulklassen und anderen Besuchern, wie die Pferde leben. „Och, die Armen!“, sagen dann manche Kinder. Ihnen tun die Pferde leid. Wenn sie krank sind, kommt nämlich kein Tierarzt. Und keiner hilft ihnen bei der Geburt. Doch anders als Pferde im Stall kommen die Dülmener Wildpferde damit gut klar. „Für sie ist es ganz normal, so zu leben“, sagt Friederike Rövekamp

Ein Pferd, wie eine Klassenlehrerin

dpa

Pferde sind Herdentiere. (Bild: dpa)

Die Tiere ziehen in einer großen Herde umher, die aus vielen kleinen Gruppen besteht. „Das ist wie eine Schule mit mehreren Klassen“, erklärt die Försterin. In jeder Gruppe gibt es eine Art Klassenlehrerin: ein Pferd, das bestimmt, wo es langgeht. Außerdem gibt es Gruppen, die mehr zu sagen haben als andere. Das Leittier der obersten Gruppe ist so etwas wie die Schulleiterin: Es führt die ganze Herde. Wenn das Leitpferd weiterzieht, laufen alle anderen hinterher.

Die Pferde finden auf dem eingezäunten Gebiet genügend zu fressen. Im Winter legt die Försterin aber zusätzlich Heu hin. Das macht sie nicht, weil die Pferde das unbedingt brauchen, sondern um den Wald zu schützen, in dem die Tiere leben – die Pferde würden nämlich sonst Rinde und Knospen fressen und so den Wald kaputt machen.

Von dpa

 Zu Gast bei den Pferden

Bei gutem Wetter am Wochenende kannst du die Wildpferde besuchen. Von Montag bis Freitag gibt es Führungen zu den Tieren. Dazu musst du dich vorher anmelden: 0170/347 80 05. Die Fahrt dauert von Köln ungefähr eineinhalb Stunden mit dem Auto. Ein besonderes Ereignis findet am letzten Samstag im Mai statt. Dann fangen Pferde-Experten die Hengste ein und versteigern sie. Das ist wichtig, damit die Hengste untereinander nicht kämpfen. Die Fänger fangen die Pferde möglichst schonend ein. Sie benutzen meist nur ihre Hände. Die Hengste werden verkauft und leben oft als Reitpferde. Dülmener Pferde gelten als sehr ausgeglichen. Für die anderen Pferde geht nach dem Fang alles weiter wie bisher.

Von dpa