Tierische Senioren

Tierische Senioren
Orang-Utan Kasih hängt in der Zoom Erlebniswelt gemütlich in einem Netz. Foto: --/ZOOM Erlebniswelt /dpa

Flusspferd Ernie braucht einen Moment, bis es reagiert. Pia Krawinkel hat dem Tier einen Apfel ins Wasser geworfen. Sie ist Tierärztin in einem Zoo in der Stadt Gelsenkirchen. Mit dem Auto fährt man von Köln aus etwa anderthalb Stunden dorthin. Ganz langsam setzt Ernie sich in Bewegung. Dann schnappt er sich den Apfel und zermalmt ihn mit den Zähnen.

Flusspferd Ernie ist 49 Jahre alt. Ihm sind schon einige Backenzähne ausgefallen. Foto: –/ZOOM Erlebniswelt /dpa

Flusspferd Ernie

Was die Besucher des Zoos nicht sehen: Dem Flusspferd fehlen einige Backenzähne. „Die sind ihm ausgefallen“, erklärt die Tierärztin. Schließlich ist Ernie schon 49 Jahre alt. Er ist das älteste Flusspferd Deutschlands. „Die Tierpfleger holen Ernie regelmäßig das Futter aus den Zahnlücken“, sagt Pia Krawinkel. Alte Zootiere brauchen besondere Pflege. Bei Ernie sind es die abgenutzten Zähne. Andere Senioren unter den Tieren bewegen sich nicht mehr so flink oder sehen schlecht.

Eisbärin Antonia ist mit ihren 29 Jahren schon eine alte Dame. Foto: Katharina Heimeier/dpa

Eisbärin Antonia

Dazu gehört in Gelsenkirchen auch Eisbärin Antonia. „Antonia sieht nicht mehr so gut. Ihre Linsen sind getrübt“, sagt die Tierärztin. Aber für die Eisbärin sei das nicht so schlimm. „Antonia ist eher ein Nasentier. Sie kommt super klar“, erklärt die Expertin. Trotzdem benutzen die Tierpfleger beim Training einen bunten, leuchtenden Ball. Das ist Antonias Lieblingsspielzeug.

Antonia wird im November 30 Jahre alt. Damit ist sie schon etwa doppelt so alt geworden, wie ihre Artgenossen in der Natur. Forscher haben herausgefunden, dass Zootiere in der Regel deutlich älter werden als ihre in der Wildnis lebenden Verwandten. Das liegt unter anderem daran, dass die Tiere besonderes Futter bekommen und sich nicht gegen Feinde oder Artgenossen wehren müssen.

Damit sich Orang-Utan Kasih sicher bewegen kann, gibt es in ihrem Gehege extra ein Seil für sie. Foto: –/ZOOM Erlebniswelt /dpa

Affe Kasih

Bei Problemen erhalten Tiere im Zoo Medikamente. Auch das gibt es in der Wildnis natürlich nicht. Orang-Utan-Dame Kasih zum Beispiel benötigt ein Mittel, das ihr Blut verdünnt. Das steht in der Futterküche am Schwarzen Brett. Kasih ist 57 Jahre alt und damit eine der ältesten Orang-Utans in Europa. Damit sich die Affendame sicherer bewegen kann, gibt es im Gehege extra für sie ein Handseil. Daran kann sie sich festhalten, wenn sie von drinnen nach draußen oder wieder zurück möchte.

Schwierige Aufgaben

Das hört sich alles erst mal gut an. Trotzdem haben Zoo-Tierärzte auch schwierige Aufgaben. Manchmal muss Pia Krawinkel entscheiden, ob sie einem alten oder kranken Tier überhaupt noch helfen kann. „Oder ob ich es erlösen soll“, erklärt die Expertin. „Wenn sich zum Beispiel ein sehr altes Tier die Knochen bricht, gibt es oft kaum eine Chance auf eine vollständige Heilung“, sagt Pia Krawinkel. Dann muss sie dem Tier eine Spritze geben, damit es friedlich sterben kann. „Das ist für das Tier eine Erlösung, auch wenn alle Tierpfleger und Tierärzte sehr traurig sind“, sagt sie.

Die Pflege, die Medikamente, das besondere Futter – all das haben Tiere in der Wildnis nicht. Tierschützer finden aber, dass wilde Tiere generell nicht in Gefangenschaft leben sollten. Zwar würden sich viele Zoos bemühen, ihre Tiere in möglichst natürlicher Umgebung unterzubringen. Doch trotzdem hätten sie weniger Platz als in der Wildnis.

Von Katharina Heimeier (dpa)