Haithabu … Was ist das denn?

Haithabu … Was ist das denn?
In Haithabu bekommt man ein Gefühl dafür, wie die Wikinger vor etwa 1000 Jahren gelebt haben. Foto: Maria Berentzen/dpa

Stell dir vor, du steigst in eine Zeitmaschine und reist tausend Jahre in die Vergangenheit. Der Ort: die Wikingersiedlung Haithabu. Die Siedlung war ein wichtiger Handelsplatz. So wichtig, dass Haithabu im vergangenen Jahr eine ganz besondere Auszeichnung bekam: Sie gehört zum Weltkulturerbe.

Eine Innenansicht eines Hauses in der rekonstruierten Wikinger-Siedlung aus lehmverputzten Flechtwandhäusern steht im Wikinger Museum Haithabu. Foto: Maria Berentzen/dpa

Was ist Haithabu?

Erleben kann man so eine Zeitreise im Wikinger-Museum Haithabu in der Nähe der Stadt Schleswig im Bundesland Schleswig-Holstein. Wissenschaftler erforschen die Siedlung schon seit langer Zeit. Aus ihren Funden konnten sieben Wikingerhäuser und eine Landebrücke nachgebaut werden.

In der Wikingerzeit lebten ungefähr 1500 Menschen in Haithabu, schätzen Wissenschaftler. Heute sind 1500 Einwohner nicht viel. In den größten Städten Deutschlands leben mehr als eine Million Menschen. Für die Zeit der Wikinger war Haithabu aber eine große Stadt.

Schauspieler stellen das Leben der Wikinger vor rund 1000 Jahren nach. Foto: Maria Berentzen/dpa

Wer lebte dort?

In der Siedlung lebten vor allem Handwerker. Dazu gehörten zum Beispiel Glasperlenmacher oder Menschen, die Spielsteine herstellten. Viele Familien bearbeiteten auch Bernstein, um daraus Schmuck zu machen. Diese Gegenstände verkauften sie an Händler, die mit ihren Schiffen die Wikingersiedlung anfuhren. Haithabu lag nämlich sehr günstig, weil sich dort wichtige Handelswege kreuzten. So kamen dort Waren und Menschen aus vielen Ländern zusammen. Die Waren kamen teils sogar aus Orten am Schwarzen Meer in Asien. Das ist Tausende Kilometer von Haithabu entfernt. Auch Fisch aus Norwegen wurde in der Siedlung gefunden. Von dort aus gab es viele Routen über die Ostsee, zum Beispiel nach Nowgorod im heutigen Russland.

Foto: Maria Berentzen/dpa

Wie sah der Alltag aus?

„Damals kannten die Menschen keine Uhrzeit“, sagt Ute Drews. Sie kennt sich gut mit dem Leben der Wikinger aus und leitet das Museum. „Alles, was am Tag passierte, wurde durch den Sonnenaufgang und den Sonnenuntergang bestimmt“, erklärt sie. Im Sommer arbeiteten die Wikinger im Tageslicht viel und lange draußen. Im Winter hingegen herrschte mehr Ruhe in der Siedlung. „Dann hörten die Bewohner wegen der Dunkelheit früher mit der Arbeit auf, saßen am Feuer und erzählten sich Geschichten“, erzählt Ute Drews.

Foto: Maria Berentzen/dpa

Wie wohnten die Menschen?

In den Häusern lebten oft sehr viele Menschen zusammen: Nicht nur Vater, Mutter und Kinder, sondern häufig noch weitere Verwandte. Sie schliefen eng zusammen in der Nähe des Feuers. Das Essen bestand meist aus dem, was die Wikinger in ihrer Umgebung fanden. Das waren zum Beispiel wildes Gemüse oder Pilze. Sie nutzten außerdem Lebensmittel wie Getreide, das sie aus der Umgebung besorgten. Hinter den Häusern lagen auch kleine Gärten. „Dort hielten die Bewohner zum Beispiel ein Schwein oder eine Ziege“, sagt Ute Drews. Diese Tiere schlachteten die Wikinger im Winter, wenn sie sonst kaum noch Nahrung fanden.

Die Forscher wissen so viel über das Leben in Haithabu, weil sie bei ihren Ausgrabungen viele Gegenstände aus dem Alltag der Menschen im Boden fanden. Erhalten sind zum Beispiel Spielbretter, Kämme, Trinkhörner und Schmuck.

Von Maria Berentzen (dpa)