„Tiere sind fühlende Wesen“

„Tiere sind fühlende Wesen“
Schaffe sind immer für einen kleinen Snack zu haben. Bild: Simone Nörling

Ein spannender Besuch im Tierheim Bergheim

Es ist Samstagmorgen. Die Sonne scheint. Fünf Mädchen und die Tierschutzlehrerin Anne Liebetrau treffen sich vor dem Tierheim Bergheim – und Duda ist dabei. Wir wollen wissen, was das KiTi Köln-Projekt ist, was Kinder dabei erleben und weshalb wir alle heute hier sind. Die Hunde haben uns schon bemerkt und kläffen aufgeregt. Die Spannung steigt, wer und was uns sonst noch erwartet… „Wir möchten den Kindern vermitteln, dass Tiere fühlende Wesen sind, wie wichtig Tierschutz ist und, dass auch sie etwas dafür tun können!“, sagt Tierschutzlehrerin Anne Liebetrau. Heute macht sie mit den Kindern einen kleinen Rundgang durch das Tierheim Bergheim und stellt ihnen die Tiere vor. Eine Besonderheit hier ist, dass nicht nur Haustiere wie Hunde, Katzen, Meerschweinchen und Kaninchen im Tierheim leben, sondern auch Wildtiere, zum Beispiel Ziegen, Schafe, Truthähne und, und, und.

Das KiTi Köln-Projekt

Die 13-jährige Finja erklärt, was das KiTi Köln-Projekt ist: „Ich bin schon seit fünf oder sechs Jahren dabei. KiTi ist die Abkürzung für Kinder- und Jugendtierschutz. Wir treffen uns an einem Samstag im Monat – normalerweise im Tierheim in Dellbrück – und machen ganz unterschiedliche Sachen.“ Sie erzählt, dass sie manchmal die Gehege der Meerschweinchen säubern, einen Igeltunnel basteln oder Vogelfutter selbst machen. Doch auch andere Tierschutzthemen stehen auf dem Programm. „Massentierhaltung bei Kühen ist ein Problem. Wir haben einmal in einem Selbsttest pflanzliche Milchprodukte probiert, um zu sehen, ob es leckeren Ersatz für Kuhmilch gibt“, sagt Finja und muss lachen. „Viele haben uns nicht geschmeckt, aber zwei waren dann doch ganz lecker. So können wir dazu beitragen, dass weniger Kuhmilch verbraucht wird.“

Diese Katze ist ganz schön neugierig. Bild: Simone Nörling

Im Tierheim Bergheim

Eine Tierärztin und Tierpfleger sorgen jeden Tag für die Tiere. Das Katzenhaus ist richtig schick. Es gibt sogar „Außenwohnzimmer“, so kann es sich jede Katze drinnen gemütlich machen oder im Außenbereich spielen und gucken, was so los ist im Tierheim. Einige von ihnen bleiben nur wenige Wochen und finden dann ein neues Zuhause, manche bleiben aber auch mehrere Jahre. Ähnlich ist es bei den Hunden und Kleintieren. Im Moment leben etwa 250 Tiere hier. Finja erzählt, dass ihre Familie eine Katze aus dem Tierheim zu Hause aufgenommen hat. „Zuerst konnten wir uns hier kennenlernen, um zu sehen, ob wir zusammenpassen.“ Die Mitarbeiter vom Tierheim nehmen sich Zeit für die Vermittlung der Tiere, schließlich soll es ihnen im neuen Zuhause gut gehen. Sie reden mit den Familien und schauen sich an, ob das neue Zuhause für das Tier geeignet ist.

Tiere erleben

Zum ersten Mal bei KiTi vor Ort dabei sind Clara und Mia. Die 12-jährige Mia hat zu Hause einen Hund und ist an Tiere gewöhnt. Ihre Freundin Clara (12 Jahre) erzählt: „Mein Vater hat eine Tierhaarallergie, deswegen haben wir kein Haustier. Ich hatte bisher nicht so viel Kontakt zu Tieren und bin jetzt im KiTi-Projekt, um das zu ändern.“ Dazu hat sie heute erste Gelegenheit. Rania und Finja haben Möhren mitgebracht und auch die übrigen haben Gemüse dabei. Das wird etwas zerkleinert und dann geht es ins Gehege mit den Ziegen und Schafen. Doch zuerst sagen die Mädchen Frau Holle Guten Tag. Frau Holle ist ein Schaf, das krank ist und deswegen im Stall stehen muss und im Moment nicht zusammen mit den anderen nach draußen darf. Am Gatter zum Gehege werden die Kinder schon von einem hungrigen Ziegenbock erwartet.

Auch Gänse zählen zu den Bewohnern. Bild: Simone Nörling

Ziegen und Schafe

Schnell sind die Kinder von den Ziegen umringt. „Die Ziege wollte zuerst meine Möhre nicht, aber dann hat sie probiert und jetzt scheint es ihr doch zu schmecken!“, ruft Rania und sorgt gleich für Nachschub. Nachdem die Ziegen gefüttert sind, geht die Gruppe in das Gehege mit den Schafen. Die Mädchen betreten die Wiese und gehen in die Hocke. Sie machen sich klein, um den Tieren die Angst zu nehmen. Ein Lämmchen ist mutig und nähert sich der Möhre, die Helena ihm entgegenstreckt. Helena freut sich und flüstert: „Guckt mal, jetzt trauen sich auch die anderen!“ Die übrigen Schafe kommen heran. In ihrer Mitte eine Ziege. Anne Liebetrau erklärt: „Wir haben die Tiere vom Schlachthof gerettet. Scheinbar haben die Schafe die Ziege in ihre Gruppe aufgenommen und dann durfte sie natürlich auch mit.“

Der Igel

Zum Schluss trifft sich die Gruppe auf der Bank im Hof, um noch über das Thema Igel zu sprechen. Denn in Bergheim gibt es zurzeit Igel in Außengehegen auf der Wiese, die dort wieder an ein Leben in der Wildnis gewöhnt werden. Igel leben heute oft in Gärten, Parks oder grünen Randbereichen. Dort ist das Leben für die Tiere aber auch oft gefährlich. Anne Liebetrau erklärt den Kindern, was zu tun ist, wenn man einen Igel findet, von dem man glaubt, er sei krank oder verletzt. Um solchen Tieren wirklich zu helfen, ist es vor allem wichtig, eine Igelstation oder eine Igelberatungsstelle anzurufen. Dort bekommt man Rat und der Igel die notwendige Hilfe. Wenn der Igelbauch deutlich kälter ist als deine Hand, kannst du ihn aber schon mal mit einem vorgewärmten Handtuch wärmen. Außerdem solltest du ihm ungewürztes Rührei oder Katzenfutter anbieten und ein Schälchen Wasser bereitstellen.

Jetzt mitmachen

Willkommen sind Kinder ab acht Jahren, die Lust haben, einmal im Monat im Tierheim zu helfen, zu basteln und sich mit Themen rund um Tiere und deren Schutz zu beschäftigen. Alle, die gerne mitmachen möchten, können sich unter anne@kiti-koeln.de melden. Viele Infos zu Igeln und anderen Tieren, Projekten im Tierheim und der Möglichkeit, die Tierschutzlehrerin in eure Schule einzuladen gibt es auf dieser Website.

Hilfreiche Tipps zum Thema Igel findest du außerdem auf www.pro-igel.de.

Von Simone Nörling