Im Meer ist es zu laut

Im Meer ist es zu laut
Pinguine sind im Wasser und auf Land unterwegs. Foto: Philipp Brandstädter/dpa

Der menschengemachte Lärm unter Wasser stört die Tiere

Die Nachbarn haben ihre schlimme Musik laut aufgedreht. Maschinen rattern auf einer Baustelle herum. Lastwagen dröhnen. Alle kennen solchen unerwünschten Lärm. Das kann manchmal nerven. Doch nicht nur wir Menschen leiden unter Krach. Auch die Tiere in den Ozeanen werden durch Geräusche gestört. Unter Wasser wird es sogar immer lauter.

Krabben werden durch Unterwasserlärm gestresst. Foto: picture alliance/dpa

Vieles verursacht Geräusche

Weil es tief unter der Wasseroberfläche stockdunkel ist, verlassen sich viele Meerestiere auf ihre Ohren. Viele von ihnen haben ein empfindliches Gehör und machen selbst Geräusche. Wale singen, Delfine quieken, Seelöwen grunzen. Selbst kleine Fische, Krebse und Schnecken geben Töne von sich. Auf diese Weise finden sich die Tiere im Wasser zurecht. Sie erkennen Hindernisse, Feinde und Artgenossen und entdecken ihre Nahrung.

Aber die natürlichen Geräusche werden zunehmend von Lärm überdeckt, den Menschen verursachen. Wir verschmutzen die Meere nicht nur mit unseren Abfällen. Wir schaden der Umwelt auch noch durch Lärm. „Die Motoren der Schiffe und die Bauarbeiten für Bohrinseln und Windkraftanlagen verursachen immer mehr Krach unter Wasser“, erklärt Cora Albrecht. Sie arbeitet in Berlin als Meeresbiologin und kennt sich gut mit dem Thema aus. „Das stört die Tierwelt in den Ozeanen ganz besonders. In der Tiefe der Meere ist das Gehör viel bedeutender als der Sehsinn“, sagt sie.

Das Errichten von Windrädern im Meer erzeugen unter Wasser sehr viel Lärm. Das stresst die Meerestiere. Foto: Kurt Desplenter/BELGA/dpa

Unter Wasser breiten sich Geräusche schneller aus als in der Luft. Und sie sind über weite Entfernungen zu hören. An Land werden Töne schneller von Hindernissen wie Gebäuden oder Bäumen abgefangen. Im Wasser steht nicht so viel im Weg. Deshalb beeinträchtigt bereits ein einzelnes Schiff oder eine Bohrinsel das Leben vieler Meerestiere in einem großen Umkreis.

„Wie sich der Krach auf die Tiere auswirkt, hängt von der Lautstärke und der Dauer der Geräusche sowie der Entfernung der Geräuschquelle ab“, sagt Cora Albrecht. Im schlimmsten Fall kann heftiger Krach unter Wasser das Gehör von Walen, Robben oder Pinguinen in der Umgebung schädigen. Darüber hinaus bedeutet ständiger Lärm auch für Tiere Stress. „Unterwasserlärm wirkt sich stark auf die Gesundheit der Tiere aus. Das Überleben einiger Arten kann dadurch sogar gefährdet werden“, erklärt die Expertin.

Schutzgebiete schaffen

Naturschützerinnen und Naturschützer versuchen deshalb etwas gegen den Krach in den Meeren zu unternehmen. Schiffe sollen zum Beispiel langsamer und mit leiseren Antrieben fahren. Es soll mehr Schutzgebiete geben, in denen Menschen keinen Lärm machen dürfen. Außerdem wollen Forschende den Gehörsinn unterschiedlicher Tierarten genauer untersuchen.

Von Philipp Brandstädter (dpa)