Fressen als Hauptbeschäftigung

Fressen als Hauptbeschäftigung
Die Jungtiere schauen mit großen Augen in die Welt. Bild: Hans-Martin Kochanek

In Leverkusen leben Siebenschläfer

Von Juni bis Mitte Oktober kannst du die Tiere, die man sonst kaum zu sehen bekommt, über die Webcams des Naturschutzvereins NABU Leverkusen in ihren Nistkästen beobachten. Dann bist du ganz nah dran an den süßen Nagern und hast tolle Einblicke in ihre gemütlichen „Wohnhöhlen“. Was es Spannendes über die Siebenschläfer zu erzählen gibt, hat Regine Kossler, die das Projekt Siebenschläfer-Webcam koordiniert, Duda verraten.

Richtig schön kuschelig. Bild: NABU Leverkusen

Kobolde der Nacht

Siebenschläfer sind nachtaktive Tiere und sehen auf den ersten Blick mit ihren buschigen Schwänzen Eichhörnchen ein bisschen ähnlich. Sie gehören zur Familie der Bilche, auch Schlafmäuse genannt. Mit Schnurrhaaren und sogenannten Tasthügeln im Gesicht und an den Vorderbeinen finden sie sich bestens in der Dunkelheit zurecht. Dabei helfen auch ihr sehr guter Geruchs- und Hörsinn sowie die großen Augen. Ab Juni machen sie sich auf die Suche nach einer geeigneten Höhle, um Nachwuchs zu bekommen und großzuziehen. Das können zum Beispiel das Loch einer Specht- oder einer anderen Baumhöhle oder eben auch Nistkästen sein. Meistens leben Siebenschläfer in Laub- und Mischwäldern, aber auch auf alten Obstbaumwiesen. Dort klettern sie mühelos auf den Bäumen herum, denn sie haben lange, gelenkige Zehen und an den Ballen ihrer Pfoten ein Sekret – eine Art Flüssigkeit – das gut an der Oberfläche haftet. Leibgerichte sind Bucheckern, Eicheln und Haselnüsse. Ab etwas Mitte Oktober halten die kleinen Nager Winterschlaf – meist in einer unterirdischen Höhle.

Siebenschläfer sind echte Kletterkünstler. Bild: Hans-Martin Kochanek

Toller Trick

Wenn Siebenschläfer in Gefahr sind, machen sie einen tollen Trick. Packt ein Feind sie am Schwanz, werfen sie einen Teil davon kurzerhand hab.

Bitte nicht stören

Die Tiere in Leverkusen waren eine Zufallsentdeckung. „Wir wussten gar nicht, dass wir Siebschläfer hier haben, weil sie ja so im Verborgenen leben. Vor einigen Jahren wollte Erich Schulz, unser Vorsitzender im NABU, im Sommer die Vogelnistkästen säubern. Da knurrte ihn aus dem Inneren ein Tier an!“, erzählt Regine Kossler. „Er hat sich ganz schön erschreckt, es klang ein bisschen so wie das Drohsummen einer Hornisse!“ Im Kasten hatten es sich Siebenschläfer gemütlich gemacht. Die Begeisterung war groß und schnell wuchs der Entschluss, andere Menschen und Tierfreunde daran teilhaben zu lassen, natürlich ohne die Tiere zu stören. In Nistkästen wurden Kameras installiert, die nun schon seit einigen Jahren im Sommer ihre Bilder im Internet senden. Zuschauer der „Siebenschläfer-Show“ gibt es überall auf der Welt. In einem Jahr wurde die Webcam sogar schon bis zu 180.000 Mal angeklickt.

Regine Kossler. Bild: privat

Im Verborgenen

„Wir haben sechs Nistkästen mit Kameras ausgestattet. Zwei davon sind momentan besetzt, aber das können noch mehr werden. In den vergangenen Jahren waren auch schon einmal alle sechs bewohnt und wir schätzen, dass sich in einem davon sogar etwa elf erwachsene Tiere tummelten. In dem Gewusel konnte man das nicht richtig zählen“, erklärt Regine Kossler und lacht. Gerade ist eine der Hauptbeschäftigung der Tiere Fressen. Während des langen Winterschlafs verlieren die Siebenschläfer sehr viel Gewicht und jetzt müssen die Fettreserven wieder aufgefüllt werden. Dann suchen sie eine Höhle zur Gründung einer Familie. Ist sie gefunden, wird sie oftmals ausgepolstert mit Blättern oder anderen weichen Materialien und fertig ist die Kinderstube. Im Juni war Paarungszeit und jetzt kündigt sich hoffentlich bald Nachwuchs an. Ob es dazu kommt, hängt vom Nahrungsangebot im Herbst ab. Wird es nur wenige Eicheln und Bucheckern geben, bleibt der Nachwuchs aus, wird dagegen reichlich Nahrung vorhanden sein, kuscheln sich im Sommer „Mini-Siebenschläfer“ im Nest.

Der Siebenschläfertag

Eine alte Bauernregel besagt: „Scheint am Siebenschläfer die Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne“. Demnach dient der 27. Juni als Wettervorhersage für den Sommer. Im traditionellen Bauernjahr zählt er zu den sogenannten Lostagen. Sie waren für die Verrichtung verschiedener landwirtschaftlicher Arbeiten wie zum Beispiel Aussaat oder Ernte von Bedeutung. Mit den Siebenschläfern hat das allerdings nichts zu tun, sondern der Name geht auf eine alte christliche Legende zurück, in der sieben Christen dem Tod entgehen, weil sie in einer Höhle 195 Jahre lang schlafen.

Live dabei

Auf der Webseite wird auch in diesem Jahr noch bis Mitte Oktober direkt aus den Nistkästen gesendet. Aktuelles gibt’s auch in der Facebookgruppe. Der NABU Leverkusen bietet außerdem kostenlose Siebenschläfer-Kurse für Schulen an, mit vielen Infos über die Nager und einer Walderkundung. Informationen: regine.kossler@nabu-leverkusen.de.

Von Simone Nörling