Weihnachten fällt aus!

Weihnachten fällt aus!
Ute Wegmann schreibt Kinderbücher, die oft in Köln spielen. (Foto: Martina Goyert)

Im Advent liest du jeden Samstag eine Folge unserer Weihnachtsgeschichte. Die Kölner Autorin Ute Wegmann hat sie sich extra für unser Leser ausgedacht – Wir haben sie schon mal gefragt, worum es geht.

Weihnachten fällt aus! Das beschließen Vlatkos Eltern in der Geschichte „Hundert Tage Schnee“, die Sie exklusiv für den Kölner Stadt-Anzeiger geschrieben haben. Gibt es sowas wirklich?

Ich weiß nicht, ob Eltern wirklich so knallhart sind. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass manche sagen: Ihr habt eigentlich alles und wir würden Weihnachten dieses Jahr gerne mal klein halten und uns wieder darauf besinnen, was es ursprünglich war. Nämlich ein Fest, bei dem man mit der Familie zusammen ist, lecker kocht, Musik macht und fröhlich und ein bisschen andächtig ist. Damit man sich nicht nur auf das Geschenke auspacken konzentriert.

Allein die Vorstellung ist für die meisten Kinder fürchterlich. Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

An einem kleinen Holztisch erfindet Wegmann ihre Geschichten. (Foto: Csaba Peter Rakoczy)

Das ist eine gute Frage. Ich hab ja schon im Sommer mit der Geschichte angefangen. Ich weiß noch, dass ich ein bisschen schwitzend draußen gesessen habe und dachte: Das ist echt nicht wahr – jetzt überlege ich mir hier bei schönstem Sonnenschein eine Weihnachtsgeschichte. Ich hab dann auch erst in eine falsche Richtung gedacht. Aber dann habe ich überlegt, dass ich zwei Geschwister nehme, die sich gegen ihre verrückten Eltern zusammentun. Ich kam wohl darauf, weil die Aussicht auf abgesagte Weihnachten als Kind mein größter Alptraum gewesen wäre.

Und fänden Sie es jetzt als Erwachsene okay, mal ein Jahr lang nicht zu feiern?

Weihnachten ganz ausfallen zu lassen, ohne Baum, ohne schönes Essen und ohne Zusammensein, das finde ich blöd. Ich mag Weihnachten. Ich finde es schön, auf dem Sofa zu sitzen, Kekse zu essen, Kerzen anzumachen und über das Jahr nachzudenken. Also: Was war schön im letzten Jahr? Aber auch: Was kann ich nächstes Jahr anders machen, damit es noch schöner wird?

Was braucht eine Weihnachtsgeschichte denn unbedingt?

Eigentlich die Dinge, die jede Geschichte braucht: Spannung und Witz. Und in dem Fall so eine Winterstimmung. In meiner Geschichte kommt Schnee vor, den vermissen wir zu Weihnachten ja oft. Aber dazu gehören natürlich auch Kerzen, Kekse, Gemütlichkeit, Stille und den Stress aus dem Alltag zu nehmen.

„Hundert Tage Schnee“ spielt in Köln – so wie viele andere Ihrer Kinderbücher. Was ist für Sie so besonders an Köln?

Ute Wegmann bei einer Lesung im DuMont-Haus (Foto: Martina Goyert)

So vor zwanzig Jahren gingen alle jungen Schriftsteller nach Berlin – und alle Geschichten spielten im Herzen von Berlin. Und da habe ich gedacht: Wir haben doch auch noch andere Städte in Deutschland. Für mich ist Köln ein toller Fundort: Die Stadt, der Fluss, die Brücken, der Dom. Köln hat so viele schöne Dinge – neben all den Hässlichkeiten. „Hundert Tage Schnee“ spielt dort, wo ich wohne, nämlich in der Südstadt. Der Chlodwigplatz und die Severinstorburg tauchen zum Beispiel auf. Es hat mir richtig Spaß gemacht, beim Schreiben in Gedanken durch mein Viertel zu gehen.

Spielt Ihr erstes Buch „Sandalenwetter“ nicht auch in der Südstadt?

Ja, genau. Dazu gibt es auch eine lustige Geschichte: Der Junge aus dem Buch geht in die Grundschule im Zugweg. Aber mein Verlag fand es nicht gut, dass ich echte Straßennamen benutze. Deswegen hab ich den Zugweg in die Bahnstraße geändert. Dann ist das Buch Schullektüre geworden und eine Klasse aus dem Ruhrgebiet ist nach Köln gekommen und hat wie verrückt die Bahnstraße gesucht. Die haben mir dann einen Brief geschrieben: Sie hätten ganz viel Spaß gehabt und viele Orte gefunden, zum Beispiel den Chlodwigplatz, nur die Bahnstraße nicht. Und dann habe ich das in der nächsten Auflage geändert und aus der Bahnstraße wieder den Zugweg gemacht. Es ist doch viel schöner, wenn die Kinder die Orte wirklich ablaufen können.

Apropos Wirklichkeit: Viele Weihnachtsgeschichten haben einen magischen Aspekt. Aber „Hundert Tage Schnee“ ist total wirklich. Warum?

Alle meine Geschichten sind wirklich wirkliche Geschichten, ich kann gar nicht anders. Und ganz ehrlich: Ich hätte schon ein Rentier mit einem französischen Akzent durch die Geschichte fliegen lassen, aber das war mir irgendwie zu viel.

Katrin Stangl hat die Bilder zu Ute Wegmanns Geschichte gezeichnet

Katrin Stangl (40) ist Künstlerin und Illustratorin aus Köln. Sie hat die Bilder zur Geschichte von Ute Wegmann gezeichnet. Doch das war gar nicht so leicht: „Das ist ja eine Weihnachtsgeschichte, in der Weihnachten ausfällt. Deswegen konnte ich typische Dinge wie Adventskranz, Kerzen oder Sterne am Fenster nicht zeichnen.“

Trotzdem wollte sie die Geschichte unbedingt illustrieren, denn: „Ich mochte sie direkt. Ich finde es gut, Kindern mal zu sagen, dass es ihnen gut geht und dass man auch anders feiern kann.“ Für Katrin Stangl wäre es okay, mal ein Jahr lang auf Weihnachten zu verzichten. „Aber das würde bei uns im Familienrat von meinen drei Kindern direkt abgeschmettert werden“, sagt sie und lacht.

Von den Dreien hat sie übrigens gelernt, was Kinder an Bildern mögen: „Sie entdecken gerne Dinge in Bildern und finden es spannend, wenn eine Szene anders aussieht als in echt.“ Du darfst also gespannt auf die vier Adventsbilder sein!

Das Interview führte Angela Sommersberg

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