03. März 2009 – Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs

03. März 2009 – Der Einsturz des Kölner Stadtarchivs
Hier arbeiten Rettungskräfte in den Trümmern des eingestürzten Stadtarchivs. Foto: dpa

Als es passiert ist, warst du vielleicht noch nicht einmal geboren. Und doch hast du bestimmt schon davon gehört: vom Einsturz des Kölner Stadtarchivs.

Dieses Unglück passierte vor genau zehn Jahren, am 3. März 2009 und es beschäftigt die Menschen in Köln heute noch. Warum das so ist und was damals passiert ist – das erklären wir dir heute.

Was ist passiert?

Schau am Sonntag mal auf die Uhr: Vor zehn Jahren um zwei Uhr mittags ist das historische Stadtarchiv eingestürzt. Das riesige Gebäude stand in der Severinstraße in der Kölner Innenstadt. Es war eine Art Museum über die Geschichte Kölns, in dem Karten, Briefe oder Fotos gelagert wurden. Insgesamt waren es mehr als 1,7 Millionen Dinge. Manche Bücher oder Briefe waren schon hunderte von Jahren alt. Als das Gebäude einstürzte, wurden die Dokumente unter den Trümmern begraben. Zum Glück konnten alle Menschen, die drinnen waren, kurz vorher nach draußen rennen. Doch auch die Gebäude neben dem Stadtarchiv stürzten ganz oder teilweise ein. Viele konnten sich retten, doch zwei Menschen starben: Der 17 Jahre alte Kevin, der Bäcker werden wollte, und sich von seiner Arbeit am frühen Morgen ausruhte, schlief in seinem Bett. Auch der 24 Jahre alte Student Khalil schaffte es nicht. 

Was war der Grund?

Schon kurz nach dem Unglück gab es eine Vermutung, warum das passiert war: Tief im Boden unter der Straße vor dem Stadtarchiv ließen die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) einen neuen Tunnel für die U-Bahn bauen. Dabei musste irgendetwas schief gegangen sein. Doch was genau? Das haben Experten viele Jahre lang untersucht. Mittlerweile sind sich fast alle sicher: In einer Betonwand unter der Erde gab es eine undichte Stelle. Dort hindurch strömte die Erde, auf der das Archiv stand, mit viel Wasser vermischt in die Baugrube. Stell dir vor, du stehst auf einem Stuhl – und den zieht plötzlich jemand unter dir weg. Dann fällst du hin und kannst dich schlimm verletzten. So war es auch mit dem Archiv: Es hatte plötzlich keinen Boden mehr und stürzte ein.

Wer ist schuld?

Seit die Experten den Grund kennen, versuchen die Stadt Köln und die KVB herauszufinden, wer schuld ist. Deswegen gab es im vergangenen Jahr zwei große Prozesse vor Gericht. Doch nur zwei Angeklagte wurden schuldig gesprochen: Ein Chef der Baustelle und jemand von der KVB, der die Bauarbeiten beaufsichtigen sollte. Beide müssen aber nicht ins Gefängnis. Die anderen drei Angeklagten wurden frei gesprochen. Wie kann das sein? Das fragen sich seitdem viele Kölner. Das Gericht aber sagt: Die Bauarbeiter haben die Betonwand zwar schlecht gebaut, aber sie waren nicht kriminell. Trotzdem machen die Experten zurzeit noch Tests – es wird also vermutlich noch weitere Prozesse vor Gericht geben, natürlich auch darüber, wer den Schaden bezahlen soll.

Noch mindestens 30 Jahre wird es dauern, all die alten Bücher wieder herzurichten. Foto: dpa

Was passiert mit den Dokumenten?

Schon kurz nach dem Einsturz begannen Experten und freiwillige Helfer die alten Dokumente, die im Wasser und der Erde unter den Trümmern lagen, zu retten. Zweieinhalb Jahre nach dem Unglück hatten sie fast alles geborgen. Seitdem versuchen Spezialisten die alten Dokumente wieder herzustellen. Vorsichtig säubern sie unleserliche Seiten oder setzten komplett zerstörte Blätter wie ein Puzzle wieder zusammen. Warum sie sich so viel Arbeit machen? Weil diese Dokumente ein wichtiger Schatz sind. Sie verraten, wie es früher in Köln war. An der Straße Eifelwall in der Innenstadt wird zurzeit ein neues, modernes Gebäude für das Stadtarchiv gebaut. Das ist aber frühestens Ende 2020 fertig.

Wie geht es weiter?

Noch immer klafft an der Einsturzstelle ein großes Loch. Solange die Experten in der Erde noch Untersuchungen machen, darf sich daran auch nichts ändern. Danach soll es auf der Severinstraße unter anderem eine Gedenkstätte geben. Auch der U-Bahn-Tunnel soll weitergebaut werden – bis er genutzt werden kann, wird es aber noch viele Jahre dauern.

Von Angela Sommersberg

Leave a Reply

Your email address will not be published.

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.