Versunkene Welten erforschen

Versunkene Welten erforschen
Hier untersucht ein Taucher ein Schiffswrack im Bodensee. Foto: picture alliance / dpa

Auf dem Grund von Seen, Flüssen und Meeren verbergen sich Geheimnisse. Versunkene Welten liegen dort. Manchmal sind es Städte, manchmal jahrhundertealte Schiffe. Einige davon bewahren eine wertvolle Fracht: Schätze aus Gold und Silber.

Philipp Grassel erforscht als Unterwasser-Archäologe versunkene Welten. Foto: privat/dpa

Wonach suchen die Forscher?

Doch Archäologen wie Philipp Grassel interessieren sich nicht nur für spektakuläre Schätze. Spannend finden sie etwa auch die Reste von einem Schiff. Die Forscher versuchen damit herauszufinden, wie die Menschen früher lebten. Wie haben sie ihre Schiffe gebaut? Welche Waren haben sie transportiert? Wohin sind sie damit gefahren?

Antworten auf solche Fragen findet Philipp Grassel bei seinen Ausgrabungen unter Wasser. Besonders das Holz der Schiffe interessiert den Wissenschaftler. „Man kann das Alter von Holz sehr gut bestimmen und damit auch das der Schiffe“, erzählt Philipp Grassel.

Ein Unterwasser-Archäologe bei der Arbeit. Foto: Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung/dpa

Wie arbeiten die Forscher?

Unter Wasser herrscht häufig schlechte Sicht. „Manchmal erkennt man seine Hände vor den eigenen Augen nicht“, berichtet er von seiner Arbeit. Doch Technik erleichtert ihm das Suchen. Mit modernen Geräten kann Philipp Grassel schon von der Wasseroberfläche aus den Meeresgrund grob absuchen. Ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge sind mit Kameras ausgestattet und senden Bilder aus der Tiefe. Für genaue Untersuchungen aber taucht Philipp Grassel selbst nach unten und nimmt zum Beispiel Holzproben von den Schiffsresten.

Was ist der tollste Fund?

Zu den versunkenen Welten, die Unterwasser-Archäologen untersuchen, gehören auch untergegangene Städte. Ein berühmtes Beispiel ist die ehemalige Hafenstadt Herakleion im heutigen Ägypten. Sie wurde vor mehr als 2000 Jahren von einem Erdbeben und einer Flutwelle zerstört. Erst vor 20 Jahren wurden Säulen und andere Überreste dieser Stadt im Mittelmeer entdeckt.

Was gefällt Philipp Grassel?

Philipp Grassel faszinieren versunkene Orte. Er machte bei einem Projekt in der Ostsee mit, bei dem die Archäologen eine Axt aus dem Meeresboden gruben. Die Forscher vermuten, dass dort früher Menschen lebten. Wo heute Meerwasser die Erde bedeckt, war damals Land. Neben der Axt fanden die Wissenschaftler auch Knochen und Holzkohle. Ihre Untersuchung ergab, dass die Fundstücke älter als 7000 Jahre waren.

Philipp Grassel forscht aber nicht nur im Meer, sondern auch an Land. Er stöbert in Archiven, sucht auf Seekarten, in Logbüchern von Schiffen und Hafendokumenten nach Spuren versunkener Welten. „Diese Arbeit ist genauso spannend wie eine Ausgrabung unter Wasser“, sagt Philipp Grassel.

So kann man sich die Arbeit eines Unterwasser-Archäologen vorstellen. Foto: Niedersächsisches Institut für historische Küstenforschung/dpa

Warum halten sich Funde im Wasser?

Das Wasser schützt Holz oft vor dem Zerfall. „Es kommt keine Luft dran“, erklärt Philipp Grassel. An der Luft verrotten Fundstücke aus natürlichen Materialien wie Holz, Wolle oder Leder schneller. Im Meeresboden sind sie oft unter Steinen, Sand und Schlamm geschützt. Viele Entdeckungen bleiben deshalb nach ihrer wissenschaftlichen Untersuchung unter Wasser.

Wenn Funde doch aus dem Meer geborgen werden, versuchen Forscher sie mit anderen Mitteln zu erhalten. Konservierung sagen Wissenschaftler dazu. Holz konservieren sie etwa mit Chemikalien. Dieser Prozess braucht viel Zeit.

Doch auch unter Wasser kann es Gefahren für das Holz geben. Auf Wracks, die unbedeckt auf dem Grund liegen, siedeln sich zum Beispiel Muscheln und andere Meeresbewohner an. Darunter kann auch die Schiffsbohrmuschel sein. „Diese Muschel ernährt sich von Holz und beschädigt dadurch viele Funde“, erklärt Philipp Grassel.

Von Michael Billig (dpa)