Wie finden Zugvögel ihren Weg?

Wie finden Zugvögel ihren Weg?
Zwei Gänse heben ab - wie viele andere Vögel fliegen sie im Winter nach Süden. (Foto: dpa)

Sie haben weder Karte noch GPS. Trotzdem wissen sie ganz genau, wo sie hinmüssen.

Nicht nur Menschen kommen von überall her zum Kölner Dom. Auch Kraniche fühlen sich von der großen Kirche angezogen. „Der Dom und der Rhein sind Orientierungspunkte für viele Vögel auf ihrem Zug“, sagt Achim Kemper, Vogelexperte beim Naturschutzbund (Nabu) Köln. Sie benutzen solche auffälligen Merkmale in der Landschaft, um den richtigen Weg in den Süden zu finden.

Warum ziehen die Vögel überhaupt?

Stare

Stare am Himmel (Foto: dpa)

Im Spätsommer brechen die Zugvögel von Deutschland aus auf und fliegen in wärmere Gebiete. „Dann sind viele zum Teil seltene Vögel in Köln zu Gast“, sagt Achim Kemper. Es ziehen auch Tiere aus nördlicheren Ländern über Deutschland hinweg oder machen hier Rast, die hier eigentlich nicht zu Hause sind. Sie nutzen Kiesgruben, Heiden, Stoppelfelder oder die Rheinauen, um sich auszuruhen.

Die Vögel fliegen nicht fort, weil es ihnen hier zu kalt ist. Sondern weil Vögel, die sich nur von Insekten ernähren, in den Wintermonaten nicht mehr genügend Nahrung bei uns finden. Im Frühjahr kehren sie dann wieder in ihre Brutgebiete zurück, wo sie Junge bekommen und aufziehen.

Wie finden die Zugvögel den Weg?

Obwohl Vögel weder Landkarte noch Kalender kennen, wissen sie genau, wann und wohin sie fliegen müssen. „Das ist bei vielen Vogelarten angeboren“, sagt Achim Kemper. In Versuchen haben Wissenschaftler herausgefunden, dass sogar kleine Zugvögel, die in Käfigen gehalten werden, zur Zugzeit unruhig wurden und davonfliegen wollten.

Dass es Zeit ist, loszufliegen, erkennen die Vögel auch daran, dass die Tage kürzer werden und die Sonne tiefer steht. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Tiere sich auf ihrem Weg tagsüber am Stand der Sonne orientieren und nachts an den Sternen. Sie haben aber sogar so etwas wie einen inneren Kompass eingebaut. Und einige Vögel merken sich den Weg eben auch anhand auffälliger Punkte in der Landschaft, wie dem Dom, dem Rhein und den Rheinbrücken. Dazu gehören zum Beispiel die Kraniche.

Warum fliegen manche Vögel in der V-Formation?

Der Erfahrenste fliegt voran: Kraniche in der V-Formation (Foto: dpa)

Wer den Weg am besten kennt, geht voran. Das ist bei uns Menschen so und bei den Vögel auch. Vorne fliegt ein älterer, erfahrener und kräftiger Vogel. Denn an der Spitze zu fliegen, ist anstrengend. Wer schräg dahinter fliegt, hat es leichter, weil der Leitvogel mit seinem Flügelschlag einen Auftrieb erzeugt, der die anderen mitzieht. Deshalb fliegt nicht immer derselbe Vogel vorne, sondern ein anderer erfahrener Vogel löst ihn ab. Gänse, Kraniche, Kormorane und Möwen fliegen in dieser Keil- oder V-Formation. Andere Vögel ziehen in Schwärmen, Tauben in einer langen breiten Reihe, manche auch ganz alleine.

Wohin ziehen die Vögel?

Es gibt Kurz-, Mittel- und Langstreckenzieher. Einige der Mittelstreckenzieher fliegen ins südliche Europa, etwa nach Spanien. Einige Langstreckenzieher sogar über die Sahara bis nach Mittel- und Südafrika. Den weitesten Weg hat die Küstenseeschwalbe: Vom Nordmeer bis kurz vor den Südpol und zurück fliegt sie 30 000 bis 50 000 Kilometer – je nachdem, wo ihr Brutplatz liegt.

Wie kannst du Vögel in Köln beobachten?

Für ihren Zug brauchen die Vögel viel Kraft. Wenn du sie beobachten möchtest, ist deshalb ganz wichtig: Komme ihnen nicht zu nahe! Wenn du sie erschreckst und sie davonfliegen, kostet sie das viel Energie. Mit einem Fernglas kannst du die Tiere aber gut aus der Ferne beobachten. In den Kästen verraten wir dir, welche außergewöhnlichen Vögel du bei uns entdecken kannst.

Hier kannst du Vögel beobachten:

Birdwatch Swisttal, 1. Oktober, 9 bis 14 Uhr, Nabu Naturschutzzentrum, Am Kottenforst, Waldstraße 31, 53913 Swisttal

Fischadler

Fischadler startet von seinem Horst (Foto: dpa)

Im Naturschutzgebiet „Am Hornpottweg“ in Dünnwald lässt sich der Fischadler beobachten. Im Herbst macht er dort schon mal vier bis sechs Wochen Station.

Kranich

Lange Beine, lange Hälse: So sehen Kraniche aus. (Foto: dpa)

„Um einen Kranich in Köln zu sehen, muss man viel Glück haben“, sagt Achim Kemper. Die Tiere ziehen zwar über Köln. Aber nur selten lassen sich die großen Vögel, die aus Nordeuropa kommen, auf ihrem Weg nach Südeuropa in der Wahner Heide oder den Stoppelfeldern bei Worringen nieder.

Gänse

Gänse im Flug (Foto: dpa)

Frau-, Nil-, und Kanadagänse kannst du das ganze Jahr über beobachten. Saat- und Blaßgänse dagegen sind nur im Herbst und Winter bei uns zu sehen. Sie lassen sich zum Überwintern am Niederrhein nieder – manchmal ziehen einige von ihnen bis in die Kölner Bucht und weiden in den Rheinwiesen.

Von Jasmin Krsteski

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