Wenn Mutproben gefährlich werden

Wenn Mutproben gefährlich werden
In sozialen Medien werden oft Mutproben geteilt. Die können aber auch gefährlich werden. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Früher sind Kinder für Mutproben nachts über den Friedhof gelaufen. Heute geht es oft um scharfe Chips und kalte Deos. Eine Expertin hat einen anderen Tipp, wie man seinen Mut beweisen kann.

Wer traut sich, den super scharfen Tortilla-Chip zu essen? Und wer kann sich am längsten Deo auf die Haut sprühen, obwohl es wehtut? Mit Mutproben will man oft beweisen, wie furchtlos man ist. Auch in sozialen Medien wie Tiktok wird so etwas viel geteilt, und zwar als Challenges (gesprochen: tschällensches). Doch Fachleute warnen davor, zu weit zu gehen. Denn was als Spiel beginnt, kann schnell gefährlich werden.

Das Institut für Risikobewertung erklärt zum Beispiel, dass man von der Deo-Challenge schwere Verletzungen der Haut bekommen kann. Und von dem scharfen Chip bei der Hot-Chip-Challenge kann einem richtig übel werden. Mehrere Kinder in Deutschland mussten deswegen schon von Ärztinnen und Ärzten behandelt werden.

Diese Chips sind extrem scharf. Kinder sollten sie auf keinen Fall essen. Foto: Doreen Garud/dpa

Verschiedene Gründe

Aber warum lassen sich Kinder trotzdem auf Mutproben ein? Das kann verschiedene Gründe haben, sagt Annette Boeger. Sie ist Psychologin und erklärt: Viele Kinder und Jugendliche sind noch auf der Suche danach, wer sie eigentlich sind und wohin sie gehören. Sie tun manchmal Dinge, um bei anderen gut anzukommen. Denn sie möchten zu einer Gruppe dazugehören. Dazu gehört auch, sich von den eigenen Eltern unabhängig zu machen – und nicht auf sie zu hören.

Mutproben gab es auch früher schon. Damals musste man zum Beispiel nachts über den Friedhof laufen. Oder beim Nachbarn klingeln und schnell wegrennen. Durch die sozialen Medien sähen die Mutproben heute anders aus, sagt die Psychologin. Es gehe viel mehr auch darum, sich selbst zu präsentieren und etwa Likes zu sammeln.

Niemand ist unverwundbar

Dabei vergessen manche, dass sie nicht unverwundbar sind. Dass auch mal etwas richtig schiefgehen kann. Annette Boeger empfiehlt, die eigene Abenteuerlust anders auszuleben. Zum Beispiel, indem man klettern geht. „Dazu muss man auch mutig sein. Aber man ist eben angeschnallt und es kann nichts passieren.“ Sie findet, dass es mehr solche Angebote für Kinder und Jugendliche geben sollte. (dpa)