Warum wandern Kröten im Frühjahr?

Warum wandern Kröten im Frühjahr?
Für Kröten kann die Wanderung gefährlich sein. (Foto: dpa)

Viele Frösche und Kröten krabbeln in diesem Monat aus ihren Winterquartieren. In der kalten Jahreszeit hatten sie sich im Laub vergraben oder im Boden eingebuddelt. Jetzt machen sich die Tiere auf die Wanderung und hüpfen manchmal kilometerweit.

Warum jetzt?

Kröten und Frösche zählen zu den Amphibien. Eine Besonderheit von Amphibien ist, dass ihre Körpertemperatur von der Außenwelt abhängig ist. Ihre Körper kühlen aus, wenn es um sie herum kälter wird. Sie können sich dann schlechter bewegen. Im Winter fallen sie in eine Winterstarre und warten bewegungslos auf den Frühling. Wenn es – meistens im März – nachts zum ersten Mal wieder wärmer als 5 Grad wird und es dazu relativ feucht ist, wachen die Amphibien langsam aus ihrem Dornröschenschlaf auf.

Wohin wollen die Kröten?

Kröten und Frösche hüpfen zu ihren Laich-Gebieten. Dort laichen sie – das heißt, sie legen ihre Eier im Wasser ab und lassen ihren Nachwuchs dort schlüpfen. Viele Menschen behaupten, dass die Kröten dafür immer zu ihrem Heimat-See zurückkehren und dazu ein spezielles Navigationssystem in ihrem Hirn nutzen. Klaus Simon, Amphibien-Experte vom Naturschutzbund Köln, aber sagt: „Das ist Quatsch!“ Die Kröten wollen einfach nur zum nächstgelegenen Gewässer. Manchmal ist das der Ort, an dem sie selbst geschlüpft sind – er muss es aber nicht sein.

Warum trägt das Weibchen das Männchen?

Die Männchen haben es leicht - sie lassen sich von den größeren Weibchen tragen. (Foto: dpa)

Die Männchen haben es leicht – sie lassen sich von den größeren Weibchen tragen. (Foto: dpa)

Für die Krötenmännchen ist der lange Weg gar kein Problem: Sie lassen sich nämlich von den Weibchen auf dem Rücken tragen! Dabei klammern sie sich so fest um ihren Hals, dass man sie kaum abbekommt. Klaus Simon erzählt, dass Männchen manchmal tagelang am Wegesrand auf ein Weibchen warten – so wie Menschen, die auf einen Bus warten. Warum sie das tun, wissen Forscher gar nicht so genau. „Vielleicht wollen sie sich so ein Weibchen sichern“, sagt Simon. Sicher sei das aber nicht. Mit ihren Hinterbeinen treten sie Konkurrenten weg. Im Wasser angekommen, befruchten die Männchen dann die Eier der Weibchen.

Ist die Reise für Kröten gefährlich?

Ja. Ein großes Problem dabei ist der Mensch. Wir haben so viele Straßen gebaut, damit wir bequem von A nach B kommen – und haben dabei die Kröten gar nicht beachtet. Jetzt müssen sie auf ihrer Wanderung oft Straßen überqueren und laufen Gefahr, überfahren zu werden.

Kann man den Kröten helfen?

Sogar ein extra Verkehrsschild gibt es. (Foto: dpa)

Sogar ein extra Verkehrsschild gibt es. (Foto: dpa)

Manche Naturschützer fangen schon Wochen vor der Krötenwanderung damit an, kleine Schutzmauern an den Straßen zu errichten. Sie heißen Krötenzäune. Dort werden auch Eimer und Fallen vergraben. Dort plumpsen die Kröten rein, müssen jeden Tag schnell eingesammelt werden und werden auf der anderen Straßenseite wieder ausgesetzt. Mit Verkehrsschildern werden Autofahrer in Gebieten mit vielen Kröten außerdem auf ihre Wanderung hingewiesen und gebeten, vorsichtiger zu fahren.

Klaus Simon und seine Amphibien-Gruppe beim Nabu Köln halten aber nicht viel von den Krötenzäunen. „Wer einen Krötenzaun anlegt, muss zuverlässig jeden Morgen und Abend dort vorbeischauen und die Kröten aus den Eimern holen“, sagt er. „Das ist anstrengend – und das schaffen nur wenige Helfer auf Dauer.“ Simon ist für eine andere Strategie: „Man sollte neue Gewässer anlegen, so dass die Kröten die Straßen gar nicht erst zu überqueren brauchen!“ Das darf man aber nur von Oktober bis Februar, wenn die Frösche und Kröten ruhen und man sie nicht stört.

Wo kann man in Köln Kröten und Frösche sehen?

Krötenzäune am Straßenrand (Foto: dpa)

Krötenzäune am Straßenrand (Foto: dpa)

Wer Kröten und Frösche auf ihrer Wanderung und beim Laichen sehen will, der muss immer ein bisschen Glück haben, sagt Klaus Simon. Es hilft, dass Wetter genau zu beobachten: Ist es in den nächsten Wochen (bis Ende März) nachts nicht kälter als 5 Grad und hat es noch dazu frisch geregnet, stehen die Chancen super. Auch wenn die Tiere normalerweise nachts unterwegs sind, kann man sie an ihren Laichplätzen dann auch tagsüber gut beobachten. In Köln tummeln sich rechtsrheinisch oft Hunderte und Tausende Kröten und Grasfrösche vor einem Sandfang im Flehbach an der Erker Mühle im Königsforst herum. Linksrheinisch kann man Erdkröten am Decksteiner Weiher beobachten, vor allem im südöstlichen Teil, dort wo auch der Weg zum FC-Heim langführt.

Von Annika Leister