„Warum darf man mit 14 noch nicht wählen?“

Vor der Bundestagswahl beantworten wir Fragen unserer Kinderreporter zum Wahlalter
Überall in den Nachrichten ist zurzeit die Rede von der Bundestagswahl. Die findet am 26. September statt. Doch was passiert da eigentlich genau? Unsere Kinderreporterinnen und Kinderreporter haben uns ihre drängendsten Fragen zur Wahl geschickt. Gemeinsam mit Thorsten Buff werden wir sie in den nächsten Wochen beantworten. Er ist Vorstandsreferent vom Kölner Jugendring e.V.. Der Kölner Jugendring setzt sich für die Interessen aller Kinder und Jugendlicher in Köln ein.
Karl (9): Warum darf man nicht ab 13 wählen? Das fände ich ein gutes Alter. Da ist man doch ein Teenager. Natürlich nur, wenn die Eltern einem erklärt haben, was die Parteien so machen.
Die Frage nach dem Alter wird gerade sehr viel diskutiert. An der Bundestagswahl teilnehmen darf man, wenn man mindestens 18 Jahre alt ist, einen deutschen Personalausweis hat, und fest in Deutschland wohnt. Viele sind aber mittlerweile der Meinung, dass ein Wahlalter ab 18 Jahren die politische Lage nicht mehr widerspiegelt. Wir als Kölner Jugendring e.V. fordern ein Wahlalter ab 14 für alle Wahlen in Deutschland, also die Bundestagswahl, die Landtagswahlen, die Kommunalwahlen und die Europawahl.
Wir finden nämlich: Ab 14 Jahren wird man auch vom Gesetz als Jugendlicher wahrgenommen, ab dann kann man verurteilt werden, wenn man ein Verbrechen begangen hat. Deswegen sollte man ab dann auch wählen dürfen. Die Leute, die das Wahlalter nicht absenken wollen, sagen aber: Kinder und Jugendliche hätten noch nicht genug Ahnung von Politik und Parteien. Und sie wären noch nicht verantwortungsbewusst genug, um wählen zu können.
Natürlich sollten Jugendliche nur wählen, wann sie eine eigene Meinung haben und selbst Entscheidungen treffen können. Das ist aber mit 14 Jahren schon so! Gerade in den vergangenen Jahren haben Kinder und Jugendliche das bewiesen, zum Beispiel bei Fridays for Future: Hier zeigen die Kinder und Jugendlichen sehr deutlich, dass sie ein kompliziertes Thema aufarbeiten und sich eine eigene Meinung bilden können. Viele junge Leute argumentieren sogar gegen ihre Eltern, weil das Thema Klimawandel so wichtig für sie ist.
Welche Gründe gibt es noch für ein niedrigeres Wahlalter?
Dass wir und andere fordern, das Wahlalter herabzusetzen, hat aber auch etwas mit unserer Gesellschaft zu tun. In Deutschland gibt es immer mehr alte und immer weniger junge Menschen. Deswegen können die vielen alten Menschen bei den Wahlen viel mehr bewirken als die Jungen. Das hat man zum Beispiel auch beim Brexit gesehen. Da durften die Menschen in Großbritannien darüber abstimmen, ob ihr Land in der Europäischen Union (EU) bleiben oder austreten soll. Die meisten jungen Menschen waren dafür, dass Großbritannien Teil der EU bleibt, die alten Menschen waren hauptsächlich dagegen. Durchgesetzt haben sich die vielen alten. Letztlich ist Großbritannien deshalb aus der EU ausgetreten. Die alten Menschen haben also eine Entscheidung über eine Zukunft getroffen, die sie selbst nicht mehr betrifft.
Wir finden, dass es noch einen weiteren Grund gibt, das Wahlalter herabzusetzen: Je früher Kinder und Jugendliche in politische Entscheidungen eingebunden werden, desto früher denken sie auch über Politik nach und setzen sich damit auseinander. Leider hat sich bisher noch nichts getan. Deswegen bieten wir spezielle Bundestagswahlen für Kinder und Jugendliche an. Bei den sogenannten U18-Wahlen können auch sie ihre Stimme abgeben und den Erwachsenen so zumindest zeigen, was sie denken.
Von Angela Sommersberg