Vom armen Jungen zum Kapitän

Vom armen Jungen zum Kapitän
In dieses Buch notierte der Seefahrer James Cook seine Eindrücke auf See. Foto: picture alliance / dpa

Irgendwo auf der Südhalbkugel der Erde, im Pazifischen Ozean musste er sein: ein gigantischer Kontinent. Noch niemand hatte ihn entdeckt. Aber vor einigen Hundert Jahren war man sich in Europa ganz sicher: Den Kontinent mit dem Namen „Terra Australis incognita“ gibt es!

Übersetzt heißt das etwas wie „unbekanntes Land im Süden“. Ziemlich genau 250 Jahre ist es jetzt her, dass ein Seefahrer zum ersten Mal dieses Land betrat. Vielleicht weißt du schon, um welchen Kontinent es geht? Richtig, Australien! 

James Cook gehört zu den berühmtesten Seefahrern der Geschichte. Foto: -/dpa

Ein besonderer Auftrag des Königs

Einer, der das Land im Süden entdecken sollte, war James Cook. Er stammte aus Großbritannien. Im Auftrag des dortigen Königs wurde er auf Entdeckungsreise geschickt. Das war im Jahr 1768, also vor mehr als 250 Jahren.

James Cook stammte aus einer armen Familie. Weil seine Familie kaum Geld hatte, bekam er als Junge keine gute Schulbildung. Doch war er klug, wissbegierig und ehrgeizig. Viele Dinge brachte er sich einfach selbst bei. So arbeitete sich James Cook nach oben – und schaffte es schließlich bis zum Kapitän.

So sah das Schiff «Endeavour» von James Cook aus. Jemand hat es vor einigen Jahren nachgebaut. Foto: Danny Lawson/PA Wire/dpa

Reise nach Neuseeland

Noch heute gehört James Cook zu den berühmtesten Seefahrern der Welt. Den geheimnisvollen Süd-Kontinent fand er zwar nicht. Aber dafür erkundete er Neuseeland. Er stellte fest, dass es sich bei dem Land um zwei Inseln handelte. 

Außerdem erkundete James Cook die damals für die Europäer noch unbekannte Ostküste Australiens. Am 29. April vor 250 Jahren ging er dort an Land: in einer Bucht, die noch heute „Botany Bay“ heißt. Den Namen hatte ihr James Cook gegeben. Australien selbst nahm er für den englischen König in Besitz.

Keine Rechte für andere

Dass dort schon andere Menschen lebten, war den Eroberern aus Europa damals egal. Der englische König scherte sich nicht darum. Auch andere europäische Machthaber machten sich darüber keine Gedanken, wenn sie Seefahrer in viele Teile der Welt schickten. Für die Leute in Europa waren diese Menschen auf anderen Kontinenten einfach nur Wilde, ohne irgendwelche Rechte.

Auch heute noch steht in vielen Geschichtsbüchern, dass die Europäer diese Länder entdeckten und erforschten. Dabei waren sie gar nicht die ersten dort!

Europa als wichtigster Mittelpunkt

Diese Denkweise hat einen speziellen Namen: eurozentrisch. Das schwierige Wort bedeutet unter anderem: Europa als Mittelpunkt sehen. Der Geschichtsfachmann Robert Marks beschreibt das so: „Europa macht Geschichte. Der Rest der Welt besitzt keine, bis er mit Europa in Kontakt tritt.“ Damit ist gemeint: Wir Europäer denken oft, in der Welt sei nichts los gewesen, bis wir dort angekommen sind. Also eben zum Beispiel auch, ehe James Cook die Ostküste Australiens betrat.

Für die australischen Ureinwohner, die sogenannten Aborigines, hatte die Ankunft der Europäer sehr schlimme Folgen. Die Briten begannen etwa damit, die Aborigines zu vertreiben. Und sie schickten bald auch ihre Häftlinge nach Australien! Denn zuhause in Großbritannien waren die Gefängnisse völlig überfüllt. (dpa)

Karte: James Cooks Route seiner ersten Weltreise um 1768-1771, Grafik: Mühlenbruch

Kolonialismus

Dass Australien von einem europäischen Land in Besitz genommen wurde, war kein Einzelfall: Schon im 15. Jahrhundert begannen die Europäer, afrikanische Staaten zu erobern. Im Laufe der Jahrhunderte wollten sie ihre Macht immer weiter ausbauen und die Rohstoffe anderer Regionen der Erde für sich beanspruchen. Leider war den Europäern dazu jedes Mittel recht: Sie machten die ursprünglichen Einwohner der Länder zu ihren Sklaven und beuteten sie aus. Es gab auch viele Tote. Diese Zeit nennt man Kolonialismus – denn als Kolonie bezeichnet man Länder oder Gebiete, die mit Gewalt besetzt und beherrscht wurden.

Von Stefanie Paul (sob)