Traurige Wälder

Traurige Wälder
Die Larven der Borkenkäfer bohren sich durch den Baum und schlagen sich die Bäuche voll. Foto: Andreas Arnold/dpa

An warmen Frühlingstagen schlagen sie sich im Wald die Bäuche voll. Und richten damit in vielen Waldgebieten schlimmen Schaden an – so auch schon in diesem Jahr. Es geht um Borkenkäfer. Wir erklären dir, was die Insekten genau machen. 

Der Buchdrucker ist eine Borkenkäfer-Art. Foto: Andreas Arnold/dpa

Was sind Borkenkäfer?

Die häufigsten Arten bei uns in Deutschland heißen Buchdrucker und Kupferstecher. Borkenkäfer sind schwarz-braun und ungefähr so groß wie Marienkäfer. Wenn im Frühling die Sonne scheint und die Temperaturen über 15 Grad Celsius steigen, werden die Borkenkäfer munter: Die Männchen fliegen los und suchen sich einen Baum. Ganz besonders haben sie es auf Fichten abgesehen. Das sind Nadelbäume, die in unseren Wäldern häufig vorkommen. Dann bohren sie ein Loch in die Rinde und locken mit ihren Duftstoffen die Weibchen an. Nachdem die Käfer sich gepaart haben, legt das Weibchen unter der Rinde seine Eier ab. 

Wenn Borkenkäfer sich den Bauch vollschlagen, entstehen solche Muster im Holz. Foto: Landesforsten/Rainer Städing

Was tun die Larven?

Die Käferlarven schlüpfen und knabbern anschließend Gänge in das Holz unter der Rinde. Dabei beschädigen sie die Kanäle in den Bäumen, über die Wasser und Nährstoffe von den Wurzeln zur Krone gelangen. Sind diese Versorgungswege zerstört, stirbt die Fichte ab. Den Käfern dagegen geht es prima. Nach ein paar Wochen schwärmen sie aus. Sie suchen sich einen Partner und machen sich über die nächste Fichte her. 

Was tun die Bäume?

Ein gesunder Baum wehrt sich gegen die Insekten. Er verklebt ihre Bohrlöcher mit Harz, einem zähen Pflanzensaft. Aber viele Fichten sind durch die trockenen Sommer der vergangenen Jahre geschwächt. Sie können sich kaum noch gegen die Käfer wehren. Weil es im Herbst und Winter sehr stürmisch war, sind viele Äste abgebrochen. Auch das hat den Bäumen zugesetzt.

Hinzu kommt, dass es schon im vergangenen Jahr besonders viele Borkenkäfer gab. So hatten selbst gesunde Bäume oft keine Chance mehr gegen die kleinen Plagegeister. Denn anders als die Fichten lieben Borkenkäfer nämlich das warme, trockene Wetter.

Die Nadeln der Fichten haben sich braun verfärbt und fallen ab, die Bäume sterben. Foto: Landesforsten/Rainer Städing/dpa

Wie ist die Lage?

In vielen Wäldern sieht es inzwischen traurig aus. Die Nadeln der Fichten haben sich braun verfärbt und fallen ab, die Bäume sterben. Vor allem in Gegenden mit vielen Fichten haben die Käfer ganze Waldgebiete zerstört.

Viele Förster befürchten, dass die Borkenkäfer auch in diesem Jahr wieder großen Schaden anrichten könnten. Darum versuchen sie, den gefräßigen Insekten zuvorzukommen. „Wir gehen raus und gucken mit dem Fernglas, ob wir Hinweise auf Borkenkäfer finden“, erzählt die Försterin Wibeke Schmidt aus Niedersachsen.

Mit solchen Fallen sollen die Bäume vor Borkenkäfern geschützt werden. Foto: Uwe Anspach/dpa

Wie helfen die Förster?

Und nach welchen Hinweisen suchen die Förster genau? Wo Harztropfen an den Fichtenstämmen glitzern oder Bohrmehl herunter rieselt, sind die Käfer vielleicht schon aktiv. Der Baum muss dann schnell gefällt und aus dem Wald gebracht werden. Außerdem stellen die Förster am Waldrand Fallen auf. Wenn alles klappt, fliegen die Käfer da hinein, statt auf die nächste Fichte.

Wie geht es weiter?

Die Förster versuchen auch, unsere Wälder langfristig zu schützen. Problem ist, dass es viele Wälder gibt, in denen fast nur eine Baumart wächst – zum Beispiel Fichten. Deswegen verändern Förster den Wald nach und nach. Sie mischen Laubbäume und Nadelbäume, jüngere und ältere. „Waldumbau“ heißt das in der Förster-Sprache.

In solchen gemischten Wäldern können Schädlinge sich nicht so leicht ausbreiten. Denn sie sind meistens auf eine Baumart spezialisiert – wie der Borkenkäfer. Auch bei extremem Wetter, wie Hitze oder Sturm, erwischt es im Mischwald nicht gleich alle Bäume. Bis so ein Wald allerdings umgebaut ist, kann es sehr lange dauern.

Von Ann-Kathrin Marr (dpa)