Tanken an der Apotheke

Tanken an der Apotheke
Karl Benz (1844–1929) mit seiner Familie. Foto: Wikipedia

Als die Menschen im August im Jahr 1888 – das ist also schon ganz schön lange her! – die Straße beobachteten, war irgendetwas seltsam.

Der Patentmotorwagen.

Zwischen Mannheim und Pforzheim fuhr eine dreirädrige Kutsche an ihnen vorbei – und das ganz ohne Pferde! Wie konnte das funktionieren? Dazu musst du wissen, dass es damals noch keine Autos oder Roller gab. Wir erklären dir, was es mit diesem ungewöhnlichen Gefährt auf sich hatte.

Tanken an der Apotheke

Oben auf der Kutsche saßen eine Frau und zwei Kinder. Es waren Bertha Benz und ihre Söhne. Die Dame hatte ohne das Wissen ihres Mannes Carl Friedrich Benz dessen Erfindung ausprobiert: Das sogenannte Automobil.

Tanken musste Bertha Benz unterwegs an einer Apotheke, denn das Auto fuhr mit Ligroin, einem Leichtbenzin, das damals zum Putzen verwendet wurde. Als das Automobil unterwegs liegen blieb, reparierte sie es mit einem Strumpfband und einer Hutnadel. Sie brauchte zwölf Stunden, um die Strecke von 100 Kilometern bis zu ihren Eltern damit zu fahren! Zum Vergleich: Wenn du heute mit deinen Eltern 100 Kilometer weit fahren willst, solltet ihr – je nach Strecke – eine bis eineinhalb Stunden einplanen.

Aber zurück zu Bertha Benz: sie kam an. Ölverschmiert und schmutzig, aber glücklich. Mit einer Pferdekutsche hätte Bertha Benz noch sehr viel länger gebraucht.

Bertha Benz. Foto: Wikipedia

Der Begriff

Auto ist die Abkürzung von „Automobil“. Das wiederum setzt sich zusammen aus dem griechischen Wort „auto“ (selbst) und dem lateinischen „mobilis“ (beweglich). Das erste Automobil war lange noch nicht so schnell wie die heutigen Autos. Es fuhr höchstens 20 Kilometer pro Stunde. Aber es war eine Sensation. Mal schnell irgendwohin fahren – vor 120 Jahren war das nicht möglich. Weitere Strecken mussten die Menschen mit Pferdekutschen zurücklegen. Das war aufwändig und dauerte eben sehr lange.

Der 81-jährige Carl Benz auf dem Patent-Motorwagen. Foto: Wikipedia

Konkurrenz von Daimler

Zur gleichen Zeit wie Carl Friedrich Benz bastelte zwar auch Gottlieb Daimler an einer „Kutsche mit Motor“. Den Benzinmotor hatte zuvor Nicolaus Otto erfunden. Zum Patent – das heißt, er sicherte sozusagen seine Idee – meldete allerdings Benz seinen Wagen zuerst an. Das erste vierrädrige Auto, in der Art, wie du es heute kennst, stammt aber von Daimler, ebenso das erste Motorrad. Die Menschen waren damals skeptisch. Sie hatten Angst, mit den neuen Gefährten zu fahren. Wie gut, dass Bertha Benz mutig zeigte, dass das Automobil tatsächlich funktionierte. Leisten konnten sich ein Auto jedoch nur sehr wenige Menschen. Bis der Amerikaner Henry Ford 1908 begann, Autos am Fließband zu produzieren.

Von Jasmin Krsteski