Tiere fressen Tüten

450 Jahre – Das sind ungefähr sechs Menschenleben. So lange existiert auch eine Plastikflasche im Meer. 450 Jahre dauert es, bis sie sich ganz aufgelöst hat. Stell dir das mal vor!
Was ist Plastik?
Wenn wir Plastik sagen, meinen wir eigentlich Kunststoff. Diese Stoffe heißen so, weil sie nicht in der Natur vorkommen, sondern künstlich hergestellt werden. Die meisten Kunststoffe werden aus Erdöl gemacht. Es gibt weiche und harte Kunststoffe, durchsichtige und bunte. Aber eins haben alle gemeinsam: Sie sind sehr haltbar. Während Stoffe wie Holz in der Natur zersetzt werden, werden Kunststoffe in immer kleinere Teilchen zerrieben. Deswegen dauert es so lange bis sich die Plastikflasche aufgelöst hat.
Wie kommt Plastik ins Meer?
Wirfst du deinen Plastik-Müll brav in die gelbe Tonne? Das machen nicht alle. Immer noch lassen Menschen ihren Müll am Strand, im Wald oder auf der Straße liegen. Vor allem in den armen Entwicklungsländern machen das viele, denn dort ist die Müll-Entsorgung meist nicht richtig organisiert. Der herumliegende Müll wird über Flüsse in die Meere transportiert. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich ordentlich Plastikmüll angesammelt: Experten schätzen, dass heute rund 150 Milliarden Kilogramm Plastikmüll im Meer treiben. Und es wird mehr: In jeder Minute gelangt so viel wie eine Müllwagen-Ladung ins Meer.
Was passiert im Meer?
Das meiste Plastik sinkt auf den Meeresboden. Stell dir vor: Ein U-Boot hat im Marianengraben Plastik gefunden – das ist mit elftausend Metern die tiefste Stelle des Meeres. Das Plastik schadet den Meerestieren. Wenn es langsam zerrieben wird, werden zum Beispiel giftige Stoffe frei. Viele Tiere fressen den Müll auch, weil sie ihn für Nahrung halten. Für eine Meeresschildkröte sieht eine Plastiktüte etwa aus wie eine leckere Qualle. Das Plastik füllt den Magen der Tiere, aber es macht sie natürlich nicht satt. Manche verhungern deswegen.
Was ist Mikroplastik?
Es gibt noch anderes Plastik, das man nicht sieht: Mikroplastik. Dazu zählt Plastik, das kleiner als fünf Millimeter im Durchmesser ist. Es steckt zum Beispiel in mancher Zahnpasta. Heute gibt es aber weniger Kosmetik mit Mikroplastik. Aber auch in manchen Kleidungsstücken wie Fleece-Pullis steckt Mikroplastik. Das kann sich beim Waschen lösen und so ins Wasser gelangen.
Was passiert an Land?
Bei uns in Deutschland gehören Plastiksachen in die gelbe Tonne. Doch mehr als die Hälfte des Plastikmülls wird einfach verbrannt. Dabei gewinnt man zwar Wärme oder Strom, aber auch das klimaschädliche Gas CO2 wird ausgestoßen. Besser wäre es, wenn man den Kunststoff wiederverwerten würde. Doch das ist nicht so einfach, weil man aus verschiedenen Kunststoff-Arten nicht einfach etwas Neues machen kann. Die Politiker der EU fordern: Bis 2030 sollen Verpackungen so gemacht sein, das alle Kunststoffe wiederverwertet werden können. Noch besser wäre es aber natürlich, weniger Plastik zu verbrauchen. So wie Svea.
Buchtipp
„Plastik? Probier’s mal ohne!“
Carlsen, 5 Euro
Svea (11) erzählt, was sie verändert hat
Es ging damit los, dass meine Schwester (17) eine Bambuszahnbürste gekauft hat. Dann haben wir uns mit Plastik beschäftigt, und unsere Eltern davon überzeugt, Plastik zu sparen. Jetzt kaufen wir Obst lose, Wurst und Käse lassen wir uns an der Theke in Edelstahldosen verpacken. Milch und Joghurt kaufen wir in Gläsern. Nur Süßigkeiten sind fast immer in Plastik verpackt – das ärgert mich richtig. Mittlerweile haben wir so viel umgestellt, dass mir gar nicht alles einfällt. Mit meiner besten Freundin rede ich viel über das Thema. Uns ist aufgefallen, dass viel Plastik auf der Straße liegt. Wenn ich das sehe, sammele ich es ein und bringe es in die Mülltonne. Ich habe einen Bericht über Plastik geschrieben und ihn in unserer Straße verteilt. Ich glaube aber, dass ihn niemand gelesen hat. Warum vermeiden nicht mehr Leute Plastik? Die Tiere im Meer sterben doch! Die Politiker sollten auch mehr ändern. Wir Kinder und Jugendlichen müssen jetzt etwas tun – das ist schließlich unsere Zukunft!
Von Angela Sommersberg