Quiiiiietsch!

Quiiiiietsch!
Viele Menschen reagieren empfindlich auf das Quietschen von Kreide auf einer Tafel. Foto: Andreas Arnold/dpa


Meeresrauschen oder Regen, so ein Geräusch wirkt auf viele Menschen entspannend. Denn was wir hören, kann beeinflussen, wie wir uns fühlen. Genauso empfinden fast alle Menschen bestimmte Geräusche als schrecklich unangenehm: zum Beispiel, wenn jemand mit Kreide oder Nägeln über eine Tafel fährt. Oder wenn ein Messer über eine Glasplatte gezogen wird. Aber warum ist das so?

Manche Geräusche klingen richtig fies. Wissenschaftler versuchen herauszubekommen, warum wir so empfinden darauf reagieren. Foto: Sophia Redding/dpa

Welche Geräusche finden wir unangenehm?

Katharina von Kriegstein ist Neurowissenschaftlerin. Sie beschäftigt sich mit dem menschlichen Gehirn. Mit anderen Kollegen hat sie herausgefunden, dass alle diese unangenehmen Klänge haben zwei Gemeinsamkeiten haben: Erstens sind sie recht hoch. Zweitens werden sie nur sehr langsam lauter und leiser.

Warum die Menschen gerade diese beiden Eigenschaften so unangenehm finden, wissen die Forscher noch nicht so genau. Es gibt jedoch ein paar Erklärversuche.

Was hat das Ohr damit zu tun?

Sukhbinder Kumar ist auch Neurowissenschaftler und hat mit Katharina von Kriegstein bei einigen Experimenten zusammengearbeitet. Er sagt: „Das menschliche Ohr ist für bestimmte hohe Töne besonders empfindlich. Das betrifft alle Klänge zwischen 2000 und 4000 Hertz.“

Manche Geräusche klingen richtig fies, wie das Bremsen eines Zugs. Foto: Sophia Redding

Hertz ist eine Einheit wie Kilogramm oder Meter, aber für Geräusche. Die werden als Wellen oder Schwingungen gemessen. Die Einheit Hertz gibt an, wie viele Wellen innerhalb von einer Sekunde da sind. Je mehr es sind, desto höher klingt der Ton für uns. 2000 Hertz sind in etwa so hoch wie die hohen Töne einer Querflöte. Die erforschten unangenehmen Klänge fallen in den Bereich zwischen 2000 und 4000 Hertz. Der Mensch nimmt sie deshalb sehr stark wahr. Vielleicht lösen sie genau deshalb auch so starke Gefühle aus.

Warum stören uns die Geräusche unterschiedlich stark?

Wie sehr uns diese Geräusche dann stören, hängt zudem von der Situation und unserer Stimmung ab. Das Quietschen von Kreide auf einer Tafel hört sich weniger schlimm an, wenn wir nicht wissen, woher es kommt. Wissen wir aber, das Geräusch kommt von einer Tafel, leiden wir mehr darunter.
Auch ob jemand angespannt ist, kann beeinflussen, wie schlimm solche Töne wahrgenommen werden. Wenn du zum Beispiel einen Test schreibst und konzentriert bist, klingt Tafelquietschen viel fieser, als wenn du gerade entspannt bist und mit Freunden sprichst.

Misophonie

Gibt es ein Geräusch, was du wirklich hasst, aber andere nicht stört? Wenn jemand mit den Fingern knackt zum Beispiel? Oder wenn jemand schmatzt? Experten nennen das Misophonie. Miso kommt aus dem Griechischen und bedeutet Hass, Phono ist die Stimme oder das Geräusch.

„Es gibt Menschen, die stark auf Klänge reagieren, welche für andere ganz normal sind“, sagt ein Experte. Denn bei Menschen mit Misophonie ist ein Teil im Gehirn besonders aktiv, der für Gefühle zuständig ist. Zudem ist die Verbindung zwischen diesem Teil und der Region, die Geräusche und Klänge verarbeitet, besonders stark.

Der Experte meint: „Durch meine Arbeit höre ich die ganze Zeit unangenehme Geräusche. Nach einer Weile gewöhnt man sich daran.“ Du kannst dich also vielleicht selbst etwas abhärten

Von Sophia Reddig (dpa)