Mehr Freiheit!

Mehr Freiheit!
Die Paulskirche in Frankfurt am Main ist bedeutend für die Geschichte von Deutschland. Foto: Arne Dedert/dpa

Einheit und Freiheit, das forderten die Menschen vor 175 Jahren. Dazu tagte in Frankfurt am Main eine große Versammlung, die sogenannte Nationalversammlung. Heute gilt sie als Beginn unserer Demokratie.

Manche Dinge erscheinen uns heute selbstverständlich. Zum Beispiel, dass man in Deutschland frei seine Meinung sagen oder wählen darf. Oder dass es Rechte gibt, die für alle Menschen gleichermaßen gelten. Es gab aber eine Zeit, da war das noch völlig anders. Fürsten und Könige bestimmten über das Leben der Menschen.

Das wollten sich manche Leute damals aber nicht länger gefallen lassen. Sie forderten mehr Rechte und vor allem Mitspracherecht!

In der Paulskirche trafen sich vor 175 Jahren fast 600 Abgeordnete zur ersten Nationalversammlung. Foto: dpa

Noch etwas verlangten sie: Es sollte einen gemeinsamen deutschen Staat geben. Also eine Art Deutschland, wie wir es heute kennen. Damals gab es nur den Deutschen Bund, einen lockeren Zusammenschluss aus verschiedenen Ländern und Städten.

Beginn unserer Demokratie

„Einheit und Freiheit, das waren die großen Schlagworte“, erzählt Markus Häfner. Der Fachmann für Geschichte arbeitet in der Stadt Frankfurt am Main. Genau dort passierte vor 175 Jahre das, was viele Leute heute als den Beginn unserer Demokratie bezeichnen. Demokratie bedeutet Herrschaft des Volkes.

Am 18. Mai 1848 trat in Frankfurt die sogenannte Nationalversammlung zusammen. Sie bestand aus rund 600 Abgeordneten, die zuvor in ihren jeweiligen Ländern gewählt worden waren. Das an sich war schon eine tolle Sache: Denn das waren die ersten Wahlen überhaupt! „Allerdings durften nur Männer mitmachen, und diese mussten wirtschaftlich unabhängig sein. So hieß das damals. Dies schloss teilweise Handwerker, Soldaten oder Dienstboten von der Wahl aus. Genauso wie
Frauen“, erklärt Herr Häfner.

Die Verfassung der Nationalverfassung war ein wichtiger Schritt hin zur Demokratie. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Die Nationalversammlung traf sich in Frankfurt in der Paulskirche. Das war damals die größte evangelische Kirche der Stadt. Die Sitzungen sollten öffentlich stattfinden. Das bedeutet, jeder durfte zuhören, auch Frauen. Das war die nächste neue Sache. In der Versammlung selbst kamen Leute mit sehr unterschiedlichen Ideen zusammen: Manche wollten, dass alles so bleibt wie bisher. Andere forderten Veränderung. Sie wollten einen gemeinsamen Staat und Demokratie.

Eine neue Verfassung

Es gelang den Abgeordneten, eine Verfassung zu erarbeiten. Also ein Papier, in dem steht, nach welchen Regeln und Gesetzen die Menschen zusammenleben sollen. Darin standen Sachen, die man noch heute in der deutschen Verfassung findet: Zum Beispiel das Recht, frei seine Meinung sagen zu dürfen. Außerdem war es nun erlaubt, sich mit anderen zu treffen und über politische Dinge diskutieren.

Die Nationalversammlung erreichte damals viel. Nur an einem scheiterte sie, sagt Herr Häfner: „Es gelang ihr nicht, einen Nationalstaat zu begründen. Der große Umbruch blieb also aus“.

Von Stefanie Paul, dpa