„Lesen soll Spaß machen“

Der Oetinger Verlag hat viele berühmte Kinderbücher veröffentlicht – Zu seinem 75. Geburtstag am 12. Juni erzählt Verlegerin Julia Bielenberg von ihrer Arbeit dort
Den Oetinger Verlag kennt vielleicht nicht jeder. Dafür aber ziemlich sicher Pippi Langstrumpf. Die beliebten Geschichten mit ihr sind im Oetinger Verlag erschienen. Julia Bielenberg leitet diesen Verlag seit einigen Jahren. Wir haben mit ihr gesprochen.
Den Oetinger Verlag gibt es jetzt seit 75 Jahren. Wie haben sich Kinderbücher seitdem verändert?
Die Realität hat sich verändert – und damit auch die Kinderbücher. Denn in den Geschichten geht es ja auch immer um die Lebensumstände der Kinder. Außerdem habe ich bemerkt, dass die Autoren eher kürzere Sätze schreiben als vor 30 Jahren. Die Hauptfiguren sind vielfältiger. Sie kommen aus anderen Ländern, habe eine andere Hautfarbe oder leben in ganz verschiedenen Familien. Das ist heute so und deshalb wollen wir das auch in unseren Kinderbüchern darstellen. Was sich aber überhaupt nicht verändert hat, ist, dass Lesen Spaß machen soll.

Eine Mitarbeiterin geht mit Mund-Nasen-Schutz durch einen der neu bezogenen Räume des Oetinger-Verlages, Foto: Georg Wendt/dpa
Mit welchen Büchern wurde der Oetinger Verlag bekannt?
Zuerst fällt mir da natürlich Pippi Langstrumpf ein, die beliebteste Kinderbuchfigur weltweit. Dann kommt aber auch gleich noch das Sams, die Olchis, Linnea und Pettersson und Findus. Das sind alles schon moderne Klassiker.
Sie kannten Pippis Erfinderin Astrid Lindgren persönlich. Was hat Ihnen an ihr begeistert?
Sie war eine sehr liebenswerte und bescheidene Person, obwohl sie ja ein Weltstar war. Ich erinnere mich, wenn wir uns bei meiner Oma gesehen haben, dass sie immer an mir interessiert war. Sie wollte wissen, was ich morgens in der Schule erlebt habe oder was mich sonst noch so als Kind beschäftigt. Das hat mir gefallen. Dass sie berühmt ist, habe ich erst an den Reaktionen meiner Freundinnen und Kindern aus meiner Klasse verstanden. Die kannten alle ihre Bücher: Madita, Ronja Räubertochter und Pippi Langstrumpf.

Die Kinder- und Jugendbuch-Bestseller, “Dunkel Nacht” von Kirsten Boie, “Die Tribute von Panem” von Suzanne Collins, “Pettersson und Findus – Unsere schönsten Abenteuer” von Sven Nordqvist, “Pippi Langstrumpf” von Astrid Lindgren und “Eine Woche voller Samstage” von Paul Maar”, alle erschienen im Oetinger Verlag, aufgenommen in den neu bezogenen Räumen des Oetinger-Verlags, Foto: Georg Wendt/dpa
Warum brauchen Autorinnen und Autoren eigentlich einen Verlag?
Der Verlag unterstützt sie und kann sie beraten. Außerdem trägt der Verlag das finanzielle Risiko. Es gibt ganz viele Kinderbücher, da muss sich ein Autor oder eine Autorin erst einmal behaupten. Mit der Lektorin oder dem Lektor arbeiten die Autoren eng und im kreativen Austausch zusammen. Das ist ganz wichtig und so entstehen dann tolle Kinderbücher.
Was ist das Besondere an einem Kinderbuchverlag?
Es macht ganz viel Spaß, für Kinder zu arbeiten, für sie zu schreiben und zu illustrieren. Da geht es vor allem darum, für das Lesen zu begeistern. Denn das Lesen ist die Grundlage, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Deshalb liegt es uns am Herzen, Kinder damit anzustecken.
Das Gespräch führte Antje Ehmann (dpa)