Zuhörer bringen neue Energie

Monatelang durften Musiker nicht vor Publikum spielen – Diese Zeit ist endlich vorbei
„Ich habe mich gefühlt wie ein Fisch auf dem Trockenen.“ Das sagt die Musikerin Anja Manthey, wenn sie an die vergangenen Monate denkt. Wegen Corona konnten sie und die anderen Musikerinnen und Musiker in Deutschland nicht vor Publikum spielen. Doch für Anja Manthey gehören Zuhörerinnen und Zuhörer zu Konzerten einfach dazu.
Was haben die Musiker in der Coronazeit gemacht?
Anja Manthey spielt das Streichinstrument Bratsche bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Während der Corona-Zeit hat sich ihr Orchester zwar ein paar Mal getroffen. Dabei haben sie auch Konzerte auf Video aufgenommen. „Aber so zu tun, als würden wir vor einem Publikum spielen, war einfach merkwürdig“, erzählt sie.

Applaus! Endlich können Musikerinnen und Musiker wieder vor Publikum spielen. Foto: Markus Scholz/dpa
Welche Regeln gelten bei den Konzerten?
Nun ist die Zeit ohne Publikum endlich vorbei. Seit einigen Tagen öffnen viele Konzerthäuser ihre Türen wieder. So waren Anja Manthey und die anderen Orchester-Mitglieder aus Bremen zu Gast an der Hamburger Elbphilharmonie. Dort haben sie vor 600 Menschen gespielt. Eigentlich passen in den großen Saal der Elbphilharmonie 2100 Personen rein. Doch es gelten noch immer strenge Abstandsregeln. So standen auf vielen Stühlen nur Wasserflaschen, weil dort niemand sitzen durfte.
Anja Manthey sagt über ihr erstes Konzert vor Publikum: „Das war fantastisch!“ Für sie und die anderen Musikerinnen und Musiker sei es ganz anders gewesen als vorher. „Durch das Publikum hatten wir sofort mehr Energie!“
Was hat den Musikern besonders gefehlt?
Wenige Tage danach hatte Claudia Strenkert im großen Saal der Elbphilharmonie einen Auftritt. Sie spielt das Blasinstrument Horn im NDR Elbphilharmonie Orchester. Auch sie hat mit dem Rest des Orchesters immer wieder Konzerte aufgenommen. „Aber trotzdem hat ein ganz großer Teil gefehlt“, sagt die Musikerin. „Vor allem die Begegnungen mit dem Publikum, das uns zuhört.“
Wie war der erste Konzertabend nach so langer Zeit?
Claudia Strenkert glaubt, dass auch das Publikum die Musiker vermisst hat. Von ihrem ersten Konzertabend erzählt sie: „Die Menschen im Saal haben applaudiert, bevor wir überhaupt angefangen haben zu spielen, und sie haben gar nicht mehr aufgehört. Das werde ich nie vergessen, da kamen mir die Tränen.“ Sie findet: „Das Publikum bringt Stimmungen mit. Ohne es ist ein Saal tot.“
Im Moment stecken sich in Deutschland nicht mehr so viele Menschen mit dem Coronavirus an. Vielleicht dürfen ja bald doch wieder mehr Menschen ein Konzert besuchen. Der Applaus wäre sicherlich noch viel lauter, wenn im Saal der Elbphilharmonie wieder einmal alle Plätze besetzt wären. Musikerin Claudia Strenkert meint: „Wir sind glücklich und gespannt, wie es weitergeht.“
Von Helena Schwar (dpa)