Lange Kabel bis zu dir nach Hause

Lange Kabel bis zu dir nach Hause


Kannst du dir vorstellen, dass unter der Straße, auf der du gehst, noch riesige Autobahnen verlaufen? Nein? Natürlich auch keine, über die Autos fahren. Es sind eher Schnellstraßen für Datensignale. Über lange Kabel in der Erde werden die Datensignale von einem zum anderen Ort transportiert. Und die bringen zum Beispiel auch das Fernsehen direkt zu dir ins Wohnzimmer. Wir haben uns mit einer Expertin einmal genauer angeschaut, wie das funktioniert. 

Roxane Ülkümen. Foto: Vodafone GmbH

Fünf große Etappen

Roxane Ülkümen ist verantwortlich für den Festnetzausbau beim Kabelnetzbetreiber Vodafone – sie kümmert sich also darum, das Kabelnetz zu planen und zu bauen. Aus Glasfaser und aus Kupfer sind die Kabel, die die Datensignale in einer besonders hohen Geschwindigkeit direkt zu dir nach Hause transportieren können – und damit auch das Bild in den Fernseher. Genauso funktioniert das auch mit den Signalen für Radio, Telefon oder Internet. 

„Grundsätzlich gibt es zwei Wege, diese Daten zu übertragen: Entweder über die Luft – also zum Beispiel über einen Satelliten oder eine Antenne. Oder unter der Erde – und damit über das Kabel“, sagt Roxane Ülkümen. In Deutschland sind Satellit und Kabel die beiden Hauptwege, Fernsehen zu empfangen. Rund 30 Millionen Haushalte sind bundesweit an das Kabelnetz angebunden. Das ist eine ganze Menge, denn insgesamt gibt es in Deutschland etwa 40 Millionen Haushalte.

Glasfaserkabel. Foto: Uwe Anspach/dpa

Kabel in der Erde

Damit das alles überhaupt funktionieren kann, mussten ganz schön viele Kabel verlegt werden. Das wurde in Deutschland in den 1980er Jahren gemacht. Aber noch immer wird gebaut und verlegt: Denn inzwischen gibt es mit den Glasfaserkabeln eine viel schnellere Möglichkeit, die Signale zu dir und deiner Familie zu bringen – und das ist vor allem auch für das Internet heute sehr wichtig. Aber wie ist nun der konkrete Weg der Signale zu dir nach Hause? Dazu unterteilen wir ihn in fünf verschiedene Etappen.

Foto: Uwe Anspach/dpa

1. Schritt

Wir starten auf der sogenannten „Netzebene 1“ – das sind die Sendeanstalten. Das kann RTL sein, das ZDF oder auch dein Lieblings-Radiosender. All diese Anstalten produzieren Filme, Beiträge oder Interviews. Aber damit all diese Dinge nicht einzeln, sondern als gesammeltes Programm bei dir ankommen, muss zuerst ein großes Paket geschnürt werden. Und das passiert im nächsten Schritt. 

2. Schritt

Hier kümmern sich die Netzzentren der Kabelnetzanbieter darum, all die Signale von den Sendern bereit für den Transport zu machen. Eines dieser Zentren ist zum Beispiel das von Vodafone in Kerpen bei Köln. Über Kabel ist es unter der Erde mit den Sendeanstalten verbunden und zusätzlich auch über Satellit. „Auf diesem Weg kommen die Daten in der Rohfassung bei den Netzzentren an. Computersysteme kümmern sich dann um die Aufbereitung. Das Datenpaket wäre sonst zu groß, um es an jeden einzelnen Kunden zu schicken“, sagt Roxane Ülkümen. 

3. Schritt

Ist das Datenpaket komprimiert und verkleinert, kann die Reise zu dir in den Fernseher erst richtig beginnen. Das kannst du dir vorstellen, als würde ein Transport-LKW über die Autobahn düsen. In Wahrheit werden die Daten über die schnellen Kabel losgeschickt. Zwischendrin gibt es – wie auf einer echten Autobahn auch – Abfahrten. An diesen Knotenpunkten werden die Daten weiter in die richtige Region gelenkt. 

„Nachdem die Signale lange im LKW über die Autobahn gerast sind, müssen sie noch als digitales Fernsehsignal aufbereitet werden“, erklärt Roxane Ülkümen. Das geschieht an den sogenannten Kabelkopfstationen. Hier wird zum Beispiel auch dafür gesorgt, dass die einzelnen Sendungen auf den richtigen Programmen laufen – damit Kindernachrichtensendungen etwa auch im KiKA kommen und nicht bei RTL. Außerdem werden von hier die Signale für regionale Sender auf den Weg gebracht: Denn die Menschen in Köln schauen andere Programme als zum Beispiel die in Stuttgart. An den Kabelkopfstationen werden die Daten vom großen LKW auf ein kleineres Transportfahrzeug umgeladen. Dieses verlässt die Glasfaser-Autobahn und biegt in eine kupferbasierte Schnellstraße ein, die in die Wohngebiete führt. So kannst du dir jedenfalls vorstellen, was da unter der Erde über die Kabel passiert. 

An den grauen sogenannten Verstärkerkästen, die manchmal am Straßenrand stehen, bekommen die Signale nochmal einen neuen Energieschub – schließlich muss so ein Transportfahrzeug auch mal zur Tankstelle. Bis die Signale schließlich in jede einzelne Straße gelangen.

4. Schritt

„Das Datenpaket wird dann nicht etwa an der Haustür übergeben. Sondern die Datensignale landen in einem Kasten im Keller und werden von dort im Haus verteilt, sodass auch in den unterschiedlichen Stockwerken Fernsehen geschaut werden kann“, sagt Roxane Ülkümen.

5. Schritt

Und dann ist es fast geschafft: Wenn die Signale aus der Steckdose deinen Fernseher erreichen, ist das die letzte der fünf Netzebenen. Jetzt kannst du dir also Fußballspiele, Nachrichtensendungen und Filme ansehen. Und nun stell dir vor: Über einen Kabelanschluss passieren diese fünf Schritte etwa so schnell, wie du brauchst, um bis drei zu zählen.

Von Elisa Sobkowiak