Kaiser auf Reisen

Wann sie geboren wurden, weiß man oft nicht genau. Beim Geburtsdatum steht meist: „um das Jahr so und so“. Wie sie ausgesehen haben? Tja, auch das weiß man nicht so recht. Was man aber weiß: Die Kaiser des Mittelalters herrschten über ein gigantisches Reich! Trotzdem mussten sie ständig um ihre Macht kämpfen. Und es gab weder eine Hauptstadt noch eine feste Residenz – also einen Wohnsitz. Aber wie haben die Kaiser dann überhaupt regiert?
Was ist eine Pfalz?
Die Kaiser reisten ständig umher. Mit ihrem Hofstaat zogen sie von einer Pfalz zur nächsten. Damit ist eine Art Stützpunkt gemeint, an dem die Herrscher für kurze Zeit Hof hielten. Auch Karl der Große hat das so gemacht. Er wurde vor mehr als 1200 Jahren vom Papst zum Kaiser gekrönt. Damals eine echte Sensation! Denn mit seiner Krönung wurde Karl zum Super-Herrscher.

Friedrich Barbarossa mit seinen Söhnen König Heinrich und Herzog Friedrich. Foto: HLB Fulda (Weingartner Welfenchronik)/dpa
Wie groß war Karls Land?
Er regierte über ein Reich, in das heute die Länder Deutschland, Frankreich, Belgien und Niederlande passen. Sowie Teile von Österreich, Spanien und Italien. Karl der Große stand über allen. Deswegen wurde er für andere Kaiser zu einem Vorbild – selbst noch Jahrhunderte später. Einige Jahre nach seinem Tod zerfiel das große Reich übrigens.
Wie regierten die Herrscher?
Doch alle Kaiser, auch Karl der Große, mussten sich mit Gegnern oder aufständischen Städten herumschlagen. „Die Kaiser konnten nicht alleine herrschen, sie brauchten immer ein Netzwerk aus Unterstützern“, verrät Birgit Heide. Sie arbeitet in einem Museum in Mainz, das aber wegen Corona gerade geschlossen hat. Dort gibt es eine große Ausstellung über die mittelalterlichen Herrscher und ihre Macht.
Wie funktionierte das?
Um ihre Macht zu halten, schlossen die Kaiser Bündnisse. Manche förderten zum Beispiel das Rittertum, andere gingen dagegen Bündnisse mit Herzögen und Fürsten ein. Und andere setzen auf mächtige Bischöfe. Auch mit den Städten konnten die Herrscher wichtige Partnerschaften schließen. „Die Kaiser mussten ihre Macht ständig neu verhandeln“, sagt die Expertin.
Dazu gewährten die Herrscher ihren Verbündeten zum Beispiel besondere Rechte, sie verteilten wichtige Titel oder verliehen Land. Im Gegenzug forderten die Kaiser Unterstützung. Das konnte zum Beispiel Geld sein oder Soldaten, wenn man in einen Krieg zog. Auch Lebensmittel gehörten dazu.
Was machte Karl in Aachen?
Das war vor allem dann wichtig, wenn der Herrscher in einer Pfalz Stopp machte. Die Verbündeten sorgten dann nämlich für die Verpflegung des Hofstaats. Und weil dann richtig viele Leute mit Essen versorgt werden mussten, war das eine riesige Anstrengung!
Karl der Große war übrigens am liebsten in seiner Pfalz in Aachen. Als er älter wurde, wohnte er dort auch längere Zeit am Stück und zog nicht mehr so viel herum. Im Winter badete er wohl am liebsten in den heißen Quellen dort. Hach, das hört sich gemütlich an!
Karl und die Schrift
Karl führte in seinem Reich viele wichtige Neuerungen ein. Er ließ zum Beispiel Schulen gründen, sorgte für einheitliche Münzen und eine neue Schrift. Deren Buchstaben hatten nicht so viele Schnörkel. Dadurch war die Schrift einfacher zu lesen und zu schreiben. Im Mittelalter war das sehr wichtig. Wollte man Texte kopieren, musste man sie nämlich immer wieder abschreiben. Dabei schlichen sich oft Fehler ein. Mit der neuen Schrift wurde das besser.
Von Stefanie Paul (dpa)