Fotos ohne lästiges Warten

Seit 75 Jahren gibt es Sofortbild-Kameras – So funktionieren sie
So schnell und einfach wie heute konnte man früher keine Fotos machen. Bevor digitale Bilder mit Hilfe von Computertechnik erfunden wurden, entstanden Fotografien in einem chemischen Vorgang. Dafür wurde ein lichtempfindlicher Film aus biegsamen Kunststoff in eine Kamera eingelegt und Bild für Bild belichtet. Danach wurde der Film in einem Fotolabor mit chemischen Flüssigkeiten behandelt und auf Fotopapiere übertragen. Das dauerte seine Zeit.

Die Polaroid-Kameras veränderten das Fotografieren. Man brauchte nicht mehr lange auf ein Bild zu warten. Foto: Philipp Brandstädter/dpa
Dann aber führte vor 75 Jahren in den USA Edwin Land seine Erfindung vor: die Polaroid-Kamera. Die spuckte sofort ein Papier-Foto aus, nur wenige Momente, nachdem man auf den Auslöser gedrückt hatte.
Was war anders an den neuen Kameras ?
„Die Kamera selbst war dabei gar nichts Besonderes“, erklärt der Foto-Fachmann Bernd Lüke. „Die Neuheit war der Film!“ Denn in den neuen Papier-Fotos steckte sozusagen ein ganzes Fotolabor mit drin.
Ein typisches Polaroid-Foto besteht aus einer quadratischen Fläche, die aus mehreren dünnen Schichten besteht. Auf dieser Fläche entsteht das Bild. Darunter befindet sich ein breiter weißer Streifen.
Wie entstehen auf dem Foto die Farben und Kontraste?
„In dem Streifen steckt eine chemische Flüssigkeit“, erklärt Bernd Lüke. „Sie wird zwischen die Foto-Fläche gepresst, wenn die Kamera das Foto hinauswalzt.“ Die Stoffe in der Flüssigkeit sorgen dafür, dass Farben und Kontraste auf der Fotofläche entstehen. Andere Stoffe stoppen die chemische Reaktion rechtzeitig. Sonst würde das zunächst helle Foto immer dunkler werden, bis man nichts mehr erkennt. Die Entstehung des Bildes wirkt dabei beinahe wie Zauberei: Nur Sekunden, nachdem das Polaroid aus der Kamera gerutscht ist, erscheinen auf der weißen Fotofläche erste Flecken und Umrisse. Diese werden langsam dunkler und deutlicher. Nach und nach zeigen sich immer mehr Farben.
Warum wedeln manche die Sofortbilder in der Luft?
Ungeduldige Leute wedeln das Foto dann gern in der Luft herum. Das soll die chemischen Stoffe schneller auf dem Bild verteilen. Andere lassen das Polaroid ruhig liegen, bis es nach eineinhalb Minuten fertig ist.

Die Polaroid-Kameras veränderten das Fotografieren. Das Bild flutschte nun sofort aus dem Gerät. Foto: Philipp Brandstädter/dpa
Warum ist die alte Technik heute wieder beliebt?
Die Polaroid-Technik wurde vor 75 Jahren sofort ein Erfolg. Wer ohne langes Warten ein Foto wollte, benutzte sie. Auch heute noch mögen viele Leute die Magie der Fotos, die direkt vor ihren Augen entstehen. Und da heute jeder unzählige Fotos mit dem Handy machen kann, wirken Polaroids wertvoller. Denn jedes gibt es nur genau einmal.
Von Philipp Brandstädter (dpa)