Einen Wetterbericht zu erstellen ist superkompliziert

Einen Wetterbericht zu erstellen ist superkompliziert
Diplom-Meteorologin Cornelia Urban an ihrem Arbeitsplatz beim Deutschen Wetterdienst in Essen. Foto: Stefanie Paul/dpa

Regnet es morgen oder scheint die Sonne? Fragen wir doch einfach den Wetterbericht! Erstellt wird er von Experten wie Herrn Lux. Für seine Vorhersage braucht er 11000 Mess-Stationen und superschnelle Computer.

Meteorologe Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach

Meteorologe Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Foto: dpa

Gerhard Lux kann in die Zukunft schauen. Er weiß fast sicher, wo morgen Wolken am Himmel zu sehen sind. Und auch, wie warm es wird und ob wir einen Regenschirm brauchen. Gerhard Lux ist Meteorologe, also Experte fürs Wetter. Wie er einen Wetterbericht erstellt, erzählt er uns im Interview.

Interview

Wie kann man das Wetter vorhersagen?
„Also einfach ist es nicht, sondern ganz schön schwer. Man muss lange Meteorologie studieren, um zu begreifen, wie das Ganze funktioniert. Dazu gehört viel Mathematik und viel Physik.“

Mit Wetterstationen wie dieser messen Fachleute unter anderem die Temperatur. Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Was brauchen Sie, um einen Wetterbericht zu erstellen?
„Zuerst müssen wir wissen: Wie ist das Wetter jetzt gerade? Dazu bekommen wir Daten aus der ganzen Welt. Denn das Wetter macht an Grenzen nicht Halt. Gemessen wird dabei zum Beispiel: die Lufttemperatur, die Luftfeuchte, der Luftdruck, der Wind, der Wetterzustand wie etwa Regen oder Nebel oder Gewitter, die Sichtweite und so weiter. Das alles kann man mit Sensoren messen.“

Wie viele solcher Mess-Stationen gibt es?
„Das sind etwa 11000 Boden-Stationen weltweit. Die Erde ist aber überwiegend von Wasser bedeckt. Also haben wir viele Flugzeuge und Schiffe mit Sensoren ausgestattet, die ständig messen. Und es gibt Hunderte von Bojen, entweder fest verankert oder in den Ozeanen treibend. Im Weltraum fliegen Wetter-Satelliten, die von ganz oben gucken.“

Gewitter kann es dann geben, wenn feuchte warme Luft auf trockene kalte Luft trifft. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Wie entsteht daraus jetzt die Vorhersage?
„Aus diesen Wettermessungen und Beobachtungen bekommt man einen Ausgangszustand. Dann benutzen wir Modelle, genannt Simulationen, die ungefähr wie die Lufthülle unserer Erde funktionieren. Mit diesen Modellen rechnen wir in die Zukunft. Wettervorhersagen kann heute niemand mehr im Kopf oder auf einem Blatt machen, das können nur Hochleistungsrechner, also Supercomputer.“

Was wissen denn diese Modelle?
„Wenn es zum Beispiel irgendwo regnet, ist klar, dass der Boden nass sein wird. Wenn dann die Sonne darauf scheint, verdunstet die Nässe. Also erhöht sich die Feuchte in der Luft und es können sich Wolken bilden. Wenn es dort Wind gibt, weiß das Modell, dass die Feuchtigkeit wandern wird.“

Wie genau sind Ihre Vorhersagen?
„Für die ersten sieben Tage sind wir richtig gut. Anfangs liegen wir sogar in neun von zehn Fällen richtig. Mit jedem weiteren Tag wird das dann ein kleines bisschen schlechter.“

Wissen Sie, ob es in einem Dorf regnet und im nächsten nicht?
„In Deutschland haben wir Vorhersagepunkte alle 2,2 bis 2,8 Kilometer. Also auf einer Landebahn eines großen Flughafens hätten wir quasi an einem Ende einen Punkt, einen in der Mitte und einen am anderen Ende. Für alle diese drei Punkte könnten wir eine Vorhersage machen.“

Erklärgrafik: Übersicht der gängigsten Wolkenarten; Grafik: F. Bökelmann

Wird es irgendwann einmal exakte Vorhersagen geben?
„Nein, das Wettergeschehen ist absolut chaotisch. Das macht die Vorhersage so schwierig. Wir wissen immer nur, wie wahrscheinlich es ist, dass etwas passiert. Wir wissen nie alles hundertprozentig sicher. Ein Flügelschlag eines Schmetterlings kann alles wieder verändern. Einmal könnte er einige Tage später Ursache eines Wirbelsturms sein, ein andermal passiert gar nichts.“

Können Sie jetzt schon sagen, wie der Sommer wird?
„Wir arbeiten an Jahreszeiten-Vorhersagen. Das funktioniert aber eigentlich nicht gut – das muss man ehrlich sagen. Wir können berechnen, wie das Klima sich verändert. Aber wir können derzeit keine Vorhersage für einen bestimmten Tag weit in der Zukunft geben.“

Von Doreen Garud, dpa