Eine sagenumwobene Stadt

Eine sagenumwobene Stadt
Archäologen haben viel von der antiken Stadt Troja ausgegraben. Foto: Frank Augstein/dpa

Heinrich Schliemann soll Troja entdeckt haben

Heinrich Schliemann ist zu spät! Das Schiff hat schon abgelegt. Jetzt muss der Kaufmann zwei Tage auf das nächste warten. Zum Glück – wie sich später herausstellen soll. Denn beim Warten trifft Heinrich Schliemann einen Mann namens Frank Calvert. Und der Brite berichtet ihm von Troja!

Was ist Troja?

Die sagenumwobene Stadt soll vor vielen Tausend Jahren Schauplatz eines gewaltigen Krieges gewesen sein. So kann man es zumindest in einer berühmten Geschichte nachlesen, der Ilias. Geschrieben hat die Geschichte wohl der antike Schriftsteller Homer. Homer berichtet davon, dass Troja zehn Jahre lang von einem griechischen Heer belagert wurde. Am Ende können die Griechen die Stadt dank eines Tricks einnehmen.

Die Stadt Troja war mehrere Tausend Jahre besiedelt. Foto: DB Edgar Neumann/dpa

Frank Calvert glaubt, die geheimnisvolle Stadt gefunden zu haben. Er vermutet, dass die Ruinen auf einem Hügel namens Hisarlik zu finden sind. Frank Calvert hat auch schon selbst danach gegraben, aber vergebens. Und jetzt ist ihm das Geld ausgegangen. Er kann Heinrich Schliemann überzeugen, sich auf die Suche zu machen. Auch er interessiert sich nämlich sehr für die Geschichte von Troja.

Findet Schliemann Troja?

Tatsächlich: Heinrich Schliemann findet die Stadt, auch wenn bis heute nicht endgültig bewiesen werden kann, ob Homers Geschichte wirklich einen wahren Kern hat und dort stattfand.

Dennoch: Die Entdeckung macht Heinrich Schliemann weltberühmt. Dass er damals den Ruhm abbekam, wirkt ein wenig ungerecht. Schließlich hatte nicht Heinrich Schliemann die Idee, sondern Frank Calvert. „Eines muss man Schliemann aber zugutehalten: Er ging mit einer wissenschaftlichen Frage und einer ungeheuren persönlichen Energie vor. Anderen Forschern dieser Zeit ging es vor allem um Schätze und Statuen. Das war bei Schliemann anders“, sagt der Forscher Ernst Pernicka. Er hat viele Jahre lang die Ausgrabungen auf dem Hügel Hisarlik geleitet. Bis heute wird an dem Ort in der heutigen Türkei gegraben und geforscht.

Was ist besonders an Hisarlik?

Der Hügel Hisarlik ist regelrecht gewachsen. Denn Troja war rund 4000 Jahre lang besiedelt. Häuser wurden abgerissen und neue darauf gebaut. So wurde der Hügel nach und nach immer höher. „Diesen Hügel hat Schliemann wie eine Art Torte angeschnitten. Er hat eine gewaltige Schneise mittendurch geschlagen“, erklärt Ernst Pernicka. Diese Schneise ist etwa 40 Meter lang, 20 Meter breit und bis zu 17 Meter tief.

Mit diesem Graben hat Heinrich Schliemann viel zerstört, andererseits hat er sich aber auch durch alle Besiedlungsschichten gegraben. Und das ist für die Forscher von heute ein Glücksfall. Denn sie können dadurch alle Schichten untersuchen.

Wer war Heinrich Schliemann?

Geboren wurde Heinrich Schliemann am 6. Januar 1822 im heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Er soll ein Sprach-Genie gewesen sein und beherrschte wohl zwölf Sprachen, unter anderem Holländisch, Englisch, Spanisch und Russisch. Außerdem lernte er Latein und Altgriechisch. Die Sprachen brachte er sich meist selbst bei.

Heinrich Schliemann gilt als Entdecker von Troja. Foto: Zentralbild/dpa-Zentralbild/ZB

Fremdsprachen waren wichtig für Heinrich Schliemanns Arbeit. Denn bevor er ein berühmter Entdecker wurde, war er Kaufmann. Er arbeitete in den Niederlanden, Russland und den USA. Dort eröffnete er zum Beispiel eine Bank für Goldhandel und steckte Geld in den Bau der Eisenbahn. Zudem handelte er mit begehrten Farben und wichtigen Rohstoffen. Das machte ihn sehr reich.

von Stephanie Paul (dpa)