So waren die ersten 100 Tage

So waren die ersten 100 Tage
Lenn erzählt von seinen Erfahrungen. Bild: privat

Seit dem Sommer gehen vielen Kölner Kinder auf eine weiterführende Schule. Duda hat mit vier von ihnen gesprochen

In den USA gibt es einen bestimmten Brauch: Wenn ein neu gewählter Präsident 100 Tage im Amt ist und sich mit seinen neuen Aufgaben vertraut gemacht hat, lädt er viele Leute ins Weiße Haus, seinen Regierungssitz, ein, die fürs Fernsehen, Zeitungen oder das Radio arbeiten. Während eines gemeinsamen Abendessens wird dann Bilanz gezogen. Das heißt, es wird darüber gesprochen, wie sein Start in den Job war, was toll gelaufen ist und was nicht so gut war.

Und was hat das mit Kindern zu tun, fragst du dich jetzt? Viele Kinder gehen hierzulande seit August zur Schule oder haben auf eine weiterführende Schule gewechselt. Duda hat in Köln vier von ihnen getroffen und mit ihnen über ihre „ersten 100 Tage im neuen Amt“ gesprochen. Wie es ihnen geht und wie ihnen die (neue) Schule gefällt, erfährst du hier.

Leonie (6 Jahre), Gemeinschaftsgrundschule Zwirnerstraße, Köln-Süd

Leonie. Bild: privat

„In meiner neuen Grundschule gibt es ein Gespenst, den Zwirni-Geist. Wenn Sachen verloren gehen, hat er sie geklaut und oft legt er sie dann woanders wieder ab. Einmal hat er auch Eddie mitgenommen, das ist unser Klassenkuscheltier, ein Elefant. Zum Glück war Eddie am nächsten Morgen aber wieder da. Eddie hilft uns beim Lernen. In Sachkunde springt er immer zu einem Verkehrsschild und wir Kinder müssen sagen, was es bedeutet. Jedes Wochenende darf ein anderes Kind Eddie mit nach Hause nehmen. In ein Buch schreibt oder malt das Kind dann anschließend, was es mit Eddie unternommen hat. Ich werde mit ihm ins Schwimmbad gehen. Meine Lehrerinnen sind nett. Am tollsten ist Mathe. Wir machen schöne Sachen, Klaus der Geiger hat uns schon besucht und wir haben zusammen Musik gemacht und gerade proben wir mit der Comedia für ein Theaterstück. Ich mag alle Kinder in der Elefanten-Klasse und mit meinen neuen Freundinnen spiele ich in den Pausen jeden Tag ein anderes Spiel, manchmal denken wir uns auch was Neues aus. Meine Kita liegt gleich gegenüber von der Grundschule. Vermissen tue ich sie aber nicht.“

 

Joah (10 Jahre), Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule, Köln-Longerich

„Zum Schuljahresanfang bin ich ein paar Mal mit meinem Papa den Schulweg gefahren. Jetzt radel ich alleine oder mit einem Freund zur Schule und zurück. Das finde ich ziemlich toll. An drei Tagen in der Woche haben wir bis nachmittags Unterricht, weil ich in eine Ganztagsschule gehe. Das ist anstrengend, aber meine beiden Klassenlehrerinnen sind sehr nett und ich habe zum Glück ganz schnell Freunde gefunden. Das war gar nicht schwer. Trotzdem war ich am Anfang froh, dass ich schon drei Kinder aus meiner alten Grundschulklasse gekannt habe.

Joah. Bild: privat

Einmal haben wir an einem Langtag auch Achtsamkeitsübungen gemacht, damit sich unser Gehirn erholen kann. Am liebsten mag ich den Sportunterricht und von den neuen Fächern Hauswirtschaft. Da kochen und backen wir. Für Halloween haben wir voll leckere Kekse gemacht, die aussahen wie abgeschnittene Finger, das ›Blut‹ war Erdbeermarmelade. Was ich von der Grundschule vermisse? Meine alten Freunde – aber nicht das Mittagessen! Ich denk immer: Jetzt gehör ich zu den Großen. Das ist cool!“

 

Moritz (6 Jahre), Gemeinschaftsgrundschule Florianschule, Köln-Weidenpesch

„Bevor die Schule losging, war ich schon ein bisschen aufgeregt. Aber das ist jetzt vorbei. Ich geh gerne hin. Meine Klasse ist die Erdmännchen-Klasse und dort sitze ich an einem Tisch mit vier anderen Jungs. Manchmal machen wir auch Quatsch. In den Pausen spiele ich mit meinen neuen Freunden Fußball. Einmal hat mich ein anderer Junge umgetakelt, das gehört beim Spiel dazu. Mein Schulranzen ist ein grüner Fußballranzen, weil ich Werder-Bremen-Fan bin. Fußball ist mein Hobby, ich spiele beim KSV Heimersdorf im Sturm. Natürlich mag ich also den Sportunterricht am liebsten. Aber Sachunterricht ist auch toll und in Deutsch bin ich mit dem Kükenheft schon fast durch! In unserer Schule gibt es einen Koch, heute hat er Kürbissuppe gekocht und einmal gab‘s sogar Pizza. Das war richtig lecker. Im Moment bringt mich noch mein Papa zur Schule und holt mich auch wieder ab. Ich finde, dass ich das schon gut kann. Vielleicht darf ich ja bald alleine mit dem Roller oder zu Fuß auf den Schulweg.“

Moritz. Bild: privat

 

Lenn (10 Jahre), Albertus-Magnus-Gymnasium, Köln-Ehrenfeld

„Ich konnte mir meine neue Schule vorher nicht angucken wegen Corona. So groß hatte ich sie mir nicht vorgestellt. Es gibt fünf fünfte Klassen, so viele Kinder wollten hierher! Bis heute hab ich noch nicht das ganze Gelände erkundet und weiß noch nicht, wo alles ist. Am Anfang haben wir eine Schulrallye gemacht. Das war ein Riesenspaß und da war ich mit neuen, netten Kindern in einer Gruppe. Meine alte Klasse aus der Grundschule vermisse ich schon, wir kannten uns so gut und haben immer alle zusammen in den Pausen gespielt. Im Moment verbringe ich die Pausen mit einem Jungen, der auch in der Grundschule mit mir in der Klasse war. Wir kicken ein bisschen oder gehen rum und quatschen. Das ist nett, aber ich wünsch mir, dass ich alle neuen Kinder noch viel besser kennenlerne und noch mehr Freunde finde. Mein Mathelehrer ist toll, er macht immer lustige Sprüche und erklärt alles so schön. Mathe kann ich aber auch gut. Neulich war ich noch mal an meiner alten Grundschule, weil mein kleiner Bruder dort zur Schule geht. Da konnte ich in meinen alten Klassenraum gucken: Die Tische kommen mir jetzt so mini vor!“

 

Von Simone Nörling