Jede Menge Extra-Aufgaben

Jede Menge Extra-Aufgaben
Diese Schüler halten die chinesische Flagge in den Händen. Foto: Ou Dongqu/XinHua/dpa

Zeit zum Spielen bleibt chinesischen Kindern kaum – Ihr Tag ist bestimmt vom Lernen

Xiao Peng gilt als einer der besten Mittelschüler Pekings. Der Elfjährige ist fleißig und geht auf eine der besten Schulen der chinesischen Hauptstadt. Er erzählt uns von seinem Tagesablauf: Um kurz nach sechs Uhr klingelt morgens sein Wecker. Obwohl Xiao Peng so jung ist, geht er abends erst gegen 23 Uhr ins Bett. Sein Tag ist voll. Trotzdem beschwert er sich nicht: „Es ist schon in Ordnung.“ Er denkt an die Punkte, die er bei den Prüfungen holen will, um auf eine gute Oberschule zu kommen.

Warum ist es wichtig, so viel zu lernen?

Das ist wichtig. Wer dort viel lernt, kann später beim Aufnahmetest für die Hochschule eine hohe Punktzahl erreichen. Nur so kommt man auf eine gute Universität. Der Abschluss an einer guten Hochschule wiederum ist der Weg in einen guten Job. Viele Kinder und Eltern in China denken schon früh an die berufliche Zukunft. „Ich möchte einmal Lehrer werden“, sagt Xiao Peng. Oder etwas mit Computern machen wie seine Mutter. So lernt er heute schon Programmieren.

Wie sieht der Tag für viele Schulkinder in China aus?

Kinder in China haben viel zu tun: volle Tage in der Schule, Privatunterricht, Hausaufgaben am Abend oder am Wochenende. Xiao Peng lernt jede Woche zusätzlich zur Schule je zweieinhalb Stunden Mathematik und Physik und außerdem Japanisch. Die lange Fahrzeit zur Schule von einer Stunde stört ihn: „Ich könnte die Zeit besser nutzen.“

Eine Schulklasse in China. Foto: Ren Chao/Xinhua/dpa

Die Eltern sind oft wie Trainer. „Zum Teil machen meine Eltern Druck, zum Teil lerne ich aus eigenem Antrieb“, sagt Xiao Peng. „Es ist stressig“, klagt die Mutter. „Grundsätzlich weiß jeder, dass er nicht zu viel Druck auf die Kinder ausüben sollte.“ Sie bedauert, dass ihr Kind ein eintöniges Leben führt.

Was tut die Regierung, damit es den Kindern besser geht?

Um die Last zu verringern, hat Chinas Regierung Änderungen erlassen. Es gibt nun weniger Hausarbeit und weniger Privatunterricht. Die Schulaufgaben sind zwar etwas weniger geworden, aber der Wettbewerb ist unverändert. Auch wenn Xiao Pengs Leben eher typisch für Chinas Kinder ist, sind nicht alle Kinder Musterschüler. Und nicht alle Eltern sind so ehrgeizig wie seine.

Die zwölfjährige Lin Lin ist eine solche Ausnahme. „Ich verstehe, was ich in der Schule lerne, so brauche ich keinen Zusatzunterricht“, sagt das Mädchen. So viele Hausaufgaben wie möglich macht sie gleich in der Schule. Den Rest erledigt sie abends oder am Wochenende daheim. „Die Menge an Schulaufgaben ist ziemlich groß.“

Sie will einen Beruf lernen, und als Sängerin etwas Geld dazu verdienen. Singen ist ihr Hobby. Sonntags singt sie im Chor. Eigener Ehrgeiz treibt sie an, nicht die Eltern. „Wichtig ist, dass sie auf Schulen kommt, die ihren Fähigkeiten entsprechen“, sagt ihr Vater. Lerndruck komme von alleine. Ihm ist wichtig, dass Lin Lin eine glückliche Kindheit hat.

Das Land

In China finden im Februar die Olympischen Winterspiele statt.

Bevölkerung: In China leben 1,4 Milliarden Menschen. Kein Land hat mehr Einwohner.

Staatsoberhaupt: Präsident Xi Jinping. Er ist auch Vorsitzender der Kommunistischen Partei. Die hat in China allein das Sagen.

Wirtschaft: China ist ein wichtiger Handelspartner von Deutschland. Es werden also viele Dinge von dort gekauft, und China kauft viele deutsche Waren.

Von Andreas Landwehr (dpa)