Die Pferdebahn – Ein besonderes Museum auf Spiekeroog

Die Pferdebahn – Ein besonderes Museum auf Spiekeroog
Die Spikeroog-Bahn ist die einzige, die heute in Deutschland noch fährt. (Foto: privat)

Es gibt einen kurzen Ruck, als das Pferd sich in Bewegung setzt. Dann trottet es im Schritttempo über den Sandweg und zieht den Wagen hinter sich her. Ähnlich wie bei einer Kutsche ist das Pferd eingespannt. Wir sitzen in der Museums-Pferdebahn auf der Insel Spiekeroog im Norden von Deutschland. Die Bahn bringt uns vom Dorf zu einem Strand im Westen der Insel. Solche Bahnen gab es früher an vielen Orten der Welt. Denn Pferde haben nicht nur Kutschen gezogen – sondern auch Straßenbahnen.

Viel Leichter

Ein Pferd zieht die Bahn auf Spiekeroog. In größeren Städten waren die Bahnen früher oft größer, dafür brauchte man dann zwei Pferde. (Foto: dpa)

Ein Pferd zieht die Bahn auf Spiekeroog. In größeren Städten waren die Bahnen früher oft größer, dafür brauchte man dann zwei Pferde. (Foto: privat)

Der Wagen zieht an Rosenbüschen und Sandhügeln vorbei. Weiter hinten liegt das Meer. Der Popo wird auf der Holzbank hin und her geschaukelt. Das ist viel angenehmer, als selbst laufen zu müssen. Das dachten sich auch die reichen Gäste, die vor mehr als hundert Jahren auf Spiekeroog Urlaub gemacht haben. Damit die Herren nicht 1,7 Kilometer laufen mussten, haben die Inselbewohner einfach Schienen bis zum Strand gelegt, einen Wagen gekauft und die Pferde davorgespannt. Später gab es auch noch eine Verbindung zwischen Fähr-Anleger und Dorf. „Auf Schienen ist alles deutlich leichter. Deswegen konnte das Pferd den Wagen besser ziehen als eine Kutsche“, sagt Christian Roll. Er betreibt die Pferdebahn auf Spiekeroog. Von 1885 bis 1949 gab es die Pferdebahn, dann eine Dieselbahn und  seit 1981 die Museumsbahn.

In vielen Städten

Die Spiekeroog-Bahn ist die einzige, die noch heute nach Plan fährt. Doch vor etwa 150 Jahren gab es überall auf der Welt Pferdebahnen, vor allem in den Städten: New York, Paris, Berlin, Stuttgart, Köln …  Schließlich wollten die Menschen schnell von einem Ort zum anderen gelangen.  „Es gab zwar die Dampflok, aber die Leute wollten den Rauch nicht haben“, sagt Hans Roll, der die Museumsbahn auf Spiekeroog gegründet hat. In den Städten waren die Wagen oft größer und wurden von zwei Pferden gezogen.  In der Stuttgarter Bahn konnten eine Zeit lang bis zu 35 Leute mitfahren. „Anfangs gab es noch keine Haltestellen“, erzählt Hans Roll. „Doch dann wurden die Wagen so beliebt, dass die Bahn ständig anhalten musste.“ Auch später sind manche Leute einfach abgesprungen, wenn sie aussteigen wollten.

Elektrische Bahn

Um das Jahr 1900 wurde die elektrische Straßenbahn erfunden. Sie war schneller. Immer mehr Städte ersetzten ihre Pferdebahn durch eine elektrische Straßenbahn. Und mit den Nachfolgern kannst du ja heute noch fahren. Trotzdem ist so eine Fahrt mit der Pferdebahn ein tolles Erlebnis. Vor allem, als es nach einer Viertelstunde Pause wieder zurück in Richtung Dorf geht – und das Pferd die Bahn im Trab hinter sich herzieht. Dann fliegt die Landschaft nur so am Wagen vorbei, der Wind zerzaust die Haare, und die Luft schmeckt nach Meer und Freiheit.

Von Angela Sommersberg

Mehr Infos

Die Pferdebahn auf Spiekeroog fährt von Ostern bis Oktober viermal täglich.Mehr Informationen findest du hier:
www.spiekeroog.de/spiekeroog-erleben/kinder-familie/museums-pferdebahn.html

Auch in Köln gab es von 1877 bis 1907 eine Pferdebahn. Sie fuhr zum Beispiel von Ehrenfeld nach Bayenthal. Mehr erfährst du im Straßenbahnmuseum Thielenbruch.

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