Deutschlands erster Fernsehturm

Deutschlands erster Fernsehturm
Mehr als 200 Meter hoch: In Stuttgart fanden die Menschen die Pläne für den Fernsehturm zuerst gar nicht gut. (Fotos: dpa)

Anfangs fanden die Leute ihn scheußlich. Heute ist er ein Wahrzeichen: der Fernsehturm in der Stadt Stuttgart. Der Turm war der erste seiner Art. In diesem Jahr feiert er seinen 60. Geburtstag.

Zuerst gab es Protest

Was fällt denen denn ein? Das ist so hässlich! Das ist eine Katastrophe! So etwa reagierten viele Menschen, als sie vom Bau des Fernsehturms in der Stadt Stuttgart erfuhren. Das ist die Hauptstadt des Bundeslandes Baden-Württemberg. In den Zeitungen erschienen Leserbriefe, in denen sich die Leute sehr aufregten. Der Turm verschandele die Landschaft, schrieben sie zum Beispiel.

Doch das ist lange her. Mittlerweile ist der Stuttgarter Fernsehturm zu einem Wahrzeichen geworden. Er steht hoch über der Stadt auf einem Berg namens „Hoher Bopser“. Dieser Turm ist etwas Besonderes. Nicht nur, weil er in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert. Sondern auch, weil der Fernsehturm der erste Turm seiner Art war.

217 Meter hoch

Mit Glück gebaut: der Fernsehturm

Mit Glück gebaut: der Fernsehturm

Er wurde auf eine ganz spezielle Weise gebaut. „Man benutzte dafür Beton und dicke Stäbe aus Stahl“, verrät der Fachmann Hans-Peter Andrä. Man nennt das auch Stahlbeton. Damit hatte man zuvor schon große Brücken gebaut. Aber bisher eben noch keinen Turm. Der Stahlbeton machte es überhaupt erst möglich, den Fernsehturm so hoch zu bauen. Er ist insgesamt 217 Meter groß.

Die Idee dazu hatte Fritz Leonhardt. Der Mann war ein bekannter Bau-Ingenieur. Er hatte damals bereits viele große Brücken geplant. Durch Zufall erfuhr er nun, dass oberhalb der Stadt ein Antennen-Mast für das Fernsehen gebaut werden sollte.

Der Grund: Zu dieser Zeit gab es noch keine Satelliten und keinen Kabelanschluss, mit dem man das Fernsehprogramm empfangen konnte. Man brauchte also einen hohen Turm, von dem aus das Fernsehsignal gesendet werden konnte. Eigentlich war dafür ein hoher Mast aus Stahlgitter vorgesehen. Aber Leonhardt hatte eine bessere Idee: ein hoher, schlanker Turm mit Aussichtsplattform und einem Restaurant!

Knifflige Probleme beim Bau

Die britische Königigin Elizabeth II. zu Besuch

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Dafür mussten die Fachleute aber einige knifflige Probleme lösen. Wenn die Sonne zum Beispiel auf den Turm scheint, „dann wird er krumm wie eine Banane“, verrät der Experte Andrä. Der Turm verformt sich durch die Wärme der Sonne und krümmt sich zur Seite. Manchmal bis zu 40 Zentimeter. Auf einem Lineal kannst du sehen, wie viel das ist. Die Fachleute mussten also einen Weg finden, wie der Turm sich verformen kann, aber dennoch stabil bleibt.

Auch der Wind ist ein Problem. Er drückt gegen den Turm und bringt ihn leicht zum Schwanken. Heutzutage gibt es dafür aufwendige Untersuchungen und feine Messungen. Damals mussten die Fachleute diese Probleme aber ganz ohne Computer und Taschenrechner lösen.

Hans-Peter Andrä verrät: „Sie konnten sich wohl nicht ganz sicher sein, ob es wirklich funktioniert. Aber sie waren mutig und haben es einfach ausprobiert. Und Fritz Leonhardt hatte ein gutes Gespür.“ Und so entstand in Stuttgart der erste Fernsehturm der Welt.

Von dpa

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