Dem Auge einen Streich spielen

Dem Auge einen Streich spielen
Auch mit Spiegeln kann man klasse optische Täuschungen erzeugen. Foto: Philipp Brandstädter/dpa

Optische  Täuschungen zeigen, wie schnell und trickreich unser Gehirn arbeitet

Ein Riese und ein Zwerg stehen in einem Raum. Auf dem Bild sieht es jedenfalls so aus, als würden zwei völlig unterschiedlich große Wesen dort stehen. Doch in Wirklichkeit sind der vermeintliche Riese und der Zwerg gleich groß. So etwas nennt man eine optische Täuschung. Also einen Streich mit dem Sehen. 

Bewegt sich da was? Manchmal ist das Gehirn verwirrt von dem, was die Augen wahrnehmen. Foto: Philipp Brandstädter/dpa

Wie entstehen optische Täuschungen?

Wir nehmen die Welt mit fünf Sinnen wahr. Wir tasten, riechen, schmecken, hören und sehen. Beim Sehen nehmen unsere Augen Verschiedenes wahr: Farbtöne, hell und dunkel, Formen und Größen. Außerdem bemerken die Augen eher Bewegung als Unbewegliches.

Doch was es in Wirklichkeit zu sehen gibt und was wir  tatsächlich wahrnehmen, sind zwei ganz verschiedene Dinge. Das liegt an unserem Gehirn. Es sortiert die unendlich vielen Informationen, die ihm unsere Augen liefern.

Riesig und klein. Oder sind die beiden doch gleich groß und es ist nur eine optische Täuschung? Foto: Philipp Brandstädter/dpa

Wie arbeitet das Gehirn?

„Welche Informationen für uns wichtig sind, lernt das Gehirn nach und nach“, erklärt der Fachmann Michael Bach. „Es verarbeitet neue Eindrücke und vergleicht sie mit Erfahrungen, die wir bereits gemacht haben.“ Zum Beispiel, wenn wir ein heißes, rötlich loderndes, knisterndes Etwas bemerken, wissen wir sofort: ein Feuer!

Diese Bewertungen erledigt unser Gehirn meist sehr zuverlässig. So wissen wir etwa: Ein Haus, das klein aussieht, muss nicht tatsächlich klein sein. Es könnte auch weiter entfernt stehen. „Durch diese Leistung unseres Gehirns können wir überhaupt erst räumlich sehen“, sagt der Experte. Also etwa nah und fern und hoch und tief erkennen.

Ab und an jedoch sehen wir Dinge, die nicht zu unserer Wirklichkeit passen. Linien auf einem Bild bewegen sich scheinbar, obwohl sie das eigentlich gar nicht sollten. Oder die Größe, Farbe oder Form von Dingen erscheint irgendwie total merkwürdig und ungewöhnlich. Dann spricht man von optischen Täuschungen.

Michael Posch, Geschäftsführer Museum der Illusionen. Foto: Philipp Brandstädter/dpa

Betrügen uns die Augen?

So wie bei dem anfangs beschriebenen Raum mit dem Riesen und dem Zwerg. Aber in dem Fall sind nicht etwa die beiden Figuren ungewöhnlich. Die Täuschung kommt, weil der Raum  zwar normal aussieht, es in Wirklichkeit aber nicht ist: Der Boden, die Wände, die Decke – alles ist total schief und verzerrt! Nur von einem bestimmten Punkt aus sieht man den Raum wie gewohnt. Tatsächlich ist aber die eine Zimmerecke weiter von uns entfernt als die andere. Somit ist der Zwerg nicht etwa klein, sondern einfach nur weiter weg. Der Riese hingegen steht näher am Betrachter und erscheint dadurch größer.

„Eine optische Täuschung zeigt uns nicht, dass uns unsere Augen betrügen“, sagt Michael Bach. „Sie zeigt uns vielmehr, wie trickreich unser Sehsinn mit unserem Gehirn verbunden ist. Auf diese Weise finden wir uns möglichst schnell in der Welt zurecht.“

Von Philipp Brandstädter (dpa)