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Er ist die Stimme der Arena und hat damit einen sehr seltenen Job: Tobias Ufer ist Stadionsprecher in der BayArena des Fußballvereins Bayer 04 Leverkusen. Duda hat ihn und seine Kollegin Pitti Dahl bei einem Spiel begleitet.
Die Vorbereitung
3,5 Stunden vor Spielbeginn steht Tobias Ufer am Spielfeldrand mit Pitti Dahl. Vor ihnen ist ein kleines Pult, auf dem ein großes Bayer 04-Logo klebt. Zusammen mit Pitti führt Tobias eine Stunde vor dem Spiel durch das Vorprogramm. Bis es soweit ist, müssen sie aber noch ein paar Tests machen, ob die Technik funktioniert. Für eine erste Besprechung waren sie gerade bei den Technik-Kollegen in der „Regie“. Dort sitzen Leute, die den Ablauf des Programms kontrollieren und die beiden Stadionsprecher unterstützen. Beide haben ein kleines Gerät im Ohr, darüber können sie die Regie-Kollegen hören. Wenn Tobias und Pitti in ihre Mikrofone sprechen, können die Leute in der Regie sie hören. „Erst wenn wir auf diesen magischen Knopf am Mikro drücken, sprechen wir ins ganze Stadion“, erklärt Tobias und zeigt auf einen kleinen silbernen Knopf. Damit sie dort gut gehört werden, gibt es auch noch einen Ton-Test. Tobias und Pitti zählen von Eins bis Zehn und rufen laut „Werkself!“ in die Mikros.
Herzliche Begrüßung
Zwei Stunden vor Spielbeginn laufen Tobias und Pitti durch das Stadion, außen am Spielfeldrand entlang, über die Tribünen. Dieser Rundgang ist für Pitti und Tobias immer etwas Besonders: Sie treffen und begrüßen nicht nur Kameraleute und Fotografen, die sie bei vielen Spielen sehen, sondern vor allem die Fans. Und die freuen sich über die persönliche Begrüßung. „Tobias ist einfach sympathisch“, schwärmt zum Beispiel Dorothée Kohl. Sie und ihre Freundinnen sind leidenschaftliche Leverkusen-Fans. Aber auch viele Ordner begrüßen Tobias und Pitti mit Handschlag und unterhalten sich kurz mit ihnen. „Das ist hier wie eine Familie“, beschreibt Tobias das Vereinsgefühl.
Das Vorprogramm
Um Punkt 12.30 Uhr ist es soweit: Eine Stunde vor Spielbeginn stehen Tobias und Pitti an ihrem Pult am Spielfeldrand und begrüßen alle Fans, die schon im Stadion sind. Das Programm ist genau festgelegt: Sie moderieren zum Beispiel einen Filmbeitrag an, in dem es einen Rückblick auf das letzte Leverkusen-Spiel gibt oder haben Fans zu einem Spiel eingeladen: Sie müssen raten, welcher Spieler sich auf einem unscharfen Bild versteckt. Tobias macht den Job seit zwei Jahren, seine Kollegin Pitti schon seit zehn!
Der Spielbeginn
Jetzt geht es bald los, die Ränge sind gefüllt, die Fans freuen sich auf das Spiel. Diesen Sonntag spielt Leverkusen gegen Werder Bremen. Kurz vor Spielbeginn trennen sich die Wege von Pitti und Tobias. Pitti geht nämlich zurück in die Regie, sie ist dort für sogenannte Sicherheitsansagen zuständig. Wenn jemand sein Auto falsch geparkt hat oder ein Kind seine Eltern sucht, sagt sie das durch. Tobias redet über alles, was das Spiel betrifft. Deswegen läuft er jetzt auch auf das Spielfeld und sagt die Mannschaftsaufstellung an. Zuerst sind die Gäste dran, anschließend die Gastgeber – und vor der Nordkurve sind die Leverkusen-Fans am lautesten. Dort am Elfmeterpunkt steht Tobias, ein Meer von Fahnen vor sich und kündigt die Spieler an, die von Beginn an kicken werden. „Die Aufstellung lerne ich kurz vorher auswendig“, sagt Tobias. „Ich möchte dort nicht auf einen Zettel gucken müssen.“
Kleine Pannen
Auch einem routinierten Stadionsprecher wie Tobias passiert mal etwas Unvorhergesehenes. Kurz vor dem Spiel wird nochmal der Rasen mit Wasser gesprengt – einmal aber aus Versehen genau zu dem Zeitpunkt, als Tobias die Mannschaftsaufstellung verkünden wollte. „Ich bin pitschnass geworden“, gibt er zu und lacht. Er erinnert noch genau: „Ich bin dann vor dem Rasensprenger hergelaufen, um nicht noch nasser zu werden. Das muss ziemlich lustig ausgesehen haben.“ An einem anderen Tag hat er mal einen Spieler vergessen zu verkünden – Karim Bellarabi. „Ein paar Fans haben das bemerkt, aber es war nicht schlimm. Ich habe es später nachgeholt“, sagt Tobias.
Das Spiel
Anpfiff. Das Spiel geht los – und Tobias hat am Spielfeldrand an einem kleinen fahrbaren Tisch Platz genommen. Von dort aus beobachtet er das Spiel – und spricht gar nicht mehr so viel in sein Stadion-Mikro: „Ich sage an, wie viele Zuschauer im Stadion sind, wenn ein Spieler ausgewechselt wird, wie viel Nachspielzeit es gibt – und natürlich die Tore.“ Er kommentiert das Spiel also nicht, sondern gibt die wichtigen Informationen an die Fans weiter. Am liebsten sagt er natürlich an, wenn Leverkusen ein Tor schießt. Das passiert an diesem Sonntag leider nur einmal – trotzdem verkündet Tobias den Schuss viel euphorischer als die drei Gegentore, die Werder Bremen schießt.
Nach dem Spiel
Nach 90 Minuten (plus Nachspielzeit) hat Tobias noch nicht frei – im Gegenteil. Jetzt gibt es noch ein Interview, unter anderem mit einem Spieler und einem Fan. Diesmal ist Karim Bellarabi mit dabei, um über das Spiel zu sprechen – er ist Tobias also anscheinend nicht böse, dass er ihn einmal vergessen hat, bei der Mannschaftsaufstellung zu nennen. Für den Stadionsprecher, der ansonsten als Journalist beim Fernsehen arbeitet, ist der Job dank dieser vielen verschiedenen Aufgaben etwas ganz Besonderes: „Ich freue mich jedes Mal, wenn ich hier arbeiten darf – immerhin bin ich selbst Fan“, verrät er. „Deshalb ist es eine Ehre für mich, hier Stadionsprecher sein zu dürfen.“
Von Jennifer Wagner