Blutdurst und Angst – warum Insekten stechen

Regenbremse beim Blutsaugen (Foto: Botaurus - Eigenes Werk - 6. Juli 2007, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2358786)
Bremsen stechen nicht, sie beißen. Das tut besonders weh. (Foto: Botaurus - Eigenes Werk - 6. Juli 2007, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2358786)

Kratzen oder nicht kratzen – das ist hier die Frage. Im Sommer wirst du oft von Insekten gestochen. Dass man daran eigentlich nicht kratzen sollte, weiß jedes Kindergartenkind. Aber warum zum Teufel juckt das so? Welche Tiere stechen eigentlich? Und warum machen die das? Das haben wir Julian Heiermann vom Naturschutzbund (Nabu) gefragt. Gemeinsam mit ihm stellen wir dir verschiedene Insekten vor, die dich in Deutschland piksen könnten (und welche, die es nicht tun). Wir verraten, aus welchem Grund sie stechen – und was du tun kannst. Generell gilt: Wenn ein Stich stark anschwillt oder du andere Probleme bekommst, musst du schnell zum Arzt gehen – denn dann könnte es eine allergische Reaktion sein.

Stechmücken brauchen Blut

Wenn du sie nicht hören würdest, würdest du warscheinlich auch nicht merken, dass sie zusticht. (Foto: dpa)

Wenn du sie nicht hören würdest, würdest du warscheinlich auch nicht merken, dass sie zusticht. (Foto: dpa)

Von diesen Insekten bist du in deinem Leben wahrscheinlich schon am häufigsten gestochen worden: den Stechmücken. Aber wusstest du, dass nur die Weibchen piksen? Sie stechen mit ihrem kleinen Saugrüssel durch deine Haut und trinken von deinem Blut. „Im Blut sind viele Proteine, also Stoffe, die das Mückenweibchen braucht, um Eier herzustellen.“ Aus den Eiern können später neue Mücken entstehen. Die Männchen hingegen ernähren sich von Pollen und Nektar der Blumen.

Aber warum jucken die Stiche – sogar schon bevor man gekratzt hat? „Beim Stechen geben die Weibchen etwas von ihrem Speichel in unser Blut“, erklärt Julian Heiermann. „Das sorgt dafür, dass der Saugrüssel der Mücke nicht verstopft – und auch, dass wir betäubt sind und den Stich erstmal nicht merken.“ Später aber reagiert unser Körper auf die fremde Spucke im Blut und kämpft dagegen an. Das spüren wir als Jucken. Manche Menschen reagieren besonders stark – bei denen schwillt der Stich dann an. Wenn wir zusätzlich kratzen, bringen wir Fremdstoffe, die unter unseren Fingernägeln kleben, in den Körper und die Haut kann sich entzünden. „Da es in diesem Jahr sehr trocken ist, gibt es sehr wenige Mücken“, verrät der Experte. „Die Insekten brauchen nämlich Wasserstellen, um sich zu vermehren.“

Auch Bremsen wollen dein Blut

Regenbremse beim Blutsaugen (Foto: Botaurus - Eigenes Werk - 6. Juli 2007, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2358786)

Bremsen beißen sich in deine Haut. (Foto: Botaurus – Eigenes Werk – 6. Juli 2007, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2358786)

„Bremsen sind richtig fies“, sagt Julian Heiermann. Die Insekten fliegen den Menschen oft von hinten an – so bemerkt man sie meist gar nicht. Deswegen hat man oft an der Schulter, der Wade oder hinten am Oberschenkel Stiche. Dass die so sehr weh tun, liegt daran, dass Bremsen nicht stechen – sondern mit kleinen Werkzeugen in ihrem Mund in unsere Haut beißen. Dann zapfen die Weibchen unser Blut ab.

Wie Mücken brauchen auch Bremsen das Blut, um Eier herzustellen. Um sich vor den Insekten zu schützen, sollte man lange, dünne, helle Kleidung tragen. „Bremsen oder Mücken steuern eher dunkle Kleidung an, denn das sieht dem dunklen Fell von zum Beispiel Rehen ähnlicher – und die stechen die Insekten ja auch.“ Insektenstiche sollte man übrigens kühlen. Julian Heiermann verrät noch ein altes Hausmittel: „Eine Zwiebel aufschneiden und mit der Innenseite auf den Stich legen. Das kühlt und die Öle in der Zwiebel helfen bei der Heilung.“

Bienen stechen aus Angst

Eine Wildbiene auf dem Weg zu ihrem Bienenstock (Foto: dpa)

Eine Wildbiene auf dem Weg zu ihrem Bienenstock. Eigentlich tut sie dir nichts. (Foto: dpa)

An ihrem Hinterteil hat die Honigbiene einen Stachel. Doch diesen benutzt sie nur in Notfällen, zum Beispiel, wenn ihr Volk bedroht wird. „Wenn die Biene zugestochen hat, stirbt sie danach. Der Stachel bleibt allerdings in der Haut stecken und pumpt weiter Gift in den Körper“, erklärt Julian Heiermann. Deswegen solltest du den Stachel so schnell wie möglich entfernen – am besten mit einer sauberen Pinzette.

Ansonsten ist die Biene sehr friedlich und erfüllt wichtige Aufgaben in der Natur: Wenn sie herumfliegt und Pollen und Nektar sammelt, bestäubt sie die Pflanzen und sorgt dafür, dass diese sich vermehren können. Auch den Honig, den sie herstellt, essen Menschen und manche Tiere gerne. Übrigens: Verwandte der Honigbiene, wie Wildbienen oder Hummeln, sind noch friedlicher. „Sie haben zwar auch einen Stachel, stechen aber fast nie zu“, weiß Julian Heiermann. Denn Wildbienen haben kein Volk, das sie verteidigen müssen. Hummeln sind besonders friedfertig, können zur Not aber auch ihr Nest mit Stichen verteidigen.

Wespen wehren sich gegen Bedrohungen

Eine Wespe ist schlanker, und die gelben Streifen leuchten mehr als bei einer Biene. (Foto: dpa)

Wespen werden von Süßigkeiten und Fleisch angelockt und stechen nur, um sich zu verteidigen. (Foto: dpa)

Wespen lieben trockenes und heißes Wetter. Deswegen gibt es dieses Jahr richtig viele von ihnen“, sagt Julian Heiermann. Der Grund: Wespennester bestehen aus papierähnlichem Material – und das hält sich bei Trockenheit viel besser als bei Regen. An ihrem Hintern haben Wespen einen Stachel (kleines Foto rechts). Mit dem stechen sie zu, wenn sie sich bedroht fühlen. Das kann sein, wenn sie unter einem T-Shirt gefangen sind oder weggeschlagen werden. Auch ein Stoff in unserem Atem macht sie aggressiv, deswegen sollte man sie nicht wegpusten. „Die Wespen lassen sich am besten mit leichten Wischbewegungen vertreiben.“

Außerdem solltest du keine süßen Speisen oder Fleisch draußen stehen lassen, das lockt die Insekten an. Gläser solltest du abdecken und nur aus dünnen Strohhalmen trinken. Darin können die Wespen sich nicht verfangen – selbst wenn sie schon ins Glas geplumpst sind. Übrigens: Wespen können mehrmals zustechen. Das tun sie nicht nur, um sich zu verteidigen, sondern auch um Fliegen, Raupen oder andere Beutetiere zu überwältigen. Wenn sie stechen, geben sie ein Gift ab, das diese Tiere tötet. Für uns Menschen ist das Gift nicht so schlimm, aber es schmerzt ziemlich. Wenn du einen Stich hast, der stark anschwillt und du Atemprobleme, Herzrasen, Schweißausbrüche oder Kopfschmerzen bekommst, solltest du unbedingt zum Arzt gehen, denn dann könntest du eine allergische Reaktion haben.

Und diese Insekten tun nur so

Die Schwebefliege sieht aus wie eine Wespe, ist aber ganz harmlos. (Foto: Federico Gambarini dpa)

Die Schwebefliege sieht aus wie eine Wespe, ist aber ganz harmlos.
(Foto: Federico Gambarini dpa)

Wusstest du, dass es Insekten gibt, die aussehen als würden sie stechen – es eigentlich aber gar nicht tun? So ist das zum Beispiel bei der Schwebfliege und der Holzwespe. Die haben sich sozusagen als Wespen verkleidet und auch einen schwarz-gelb geringelten Körper. Diese Insekten haben aber gar keinen Stachel. „Sie hoffen einfach, dass Menschen und Tiere denken, es würde sich um eine gefährliche Wespe handeln, die zustechen könnte – und so ihre Ruhe haben“, erklärt Julian Heiermann. Ganz schön schlau, oder?

VON ANGELA SOMMERSBERG

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