Wie entsteht ein Stau?

Wie entsteht ein Stau?
Nerv - ein Stau! Der Weg in den Urlaub kann so ganz schön lange dauern. (Foto: dpa)

Es gibt nichts Nervigeres, als auf der Fahrt in den Urlaub im Stau zu stehen. Autos tuckern im Schneckentempo über die Straße, dann herrscht wieder Stillstand. Das Reiseziel ist immer noch so weit entfernt! Wir haben mit dem Stauforscher Michael Schreckenberg darüber gesprochen, wie und warum ein Stau entsteht.

Warum gibt es Stau?

Eine gesperrte Ausfahrt ist nur selten der Grund für Stau. (Foto: dpa)

Eine gesperrte Ausfahrt ist nur selten der Grund für Stau. (Foto: dpa)

Anders als  die meisten Menschen wohl vermuten, sind die Hauptursachen für Staus nicht Unfälle oder Baustellen. „Nur jeweils 15 Prozent aller Staus entstehen aus diesen Gründen“, sagt Michael Schreckenberg. Und auch das Wetter spielt nur eine geringe Rolle: Starker Regen, Nebel, Glätte oder die tiefstehende Sonne sind bloß an zwei Prozent aller Staus Schuld. „Die meisten Staus entstehen einfach deshalb, weil zu viele Autos auf einer Straße unterwegs sind“, sagt der Stauexperte.

Wie entsteht ein Stau?

Unaufmerksame Autofahrer verursachen zwei von drei Staus. (Foto: dpa)

Unaufmerksame Autofahrer verursachen zwei von drei Staus. (Foto: dpa)

Je mehr Autos auf der Straße fahren, desto dichter wird der Verkehr. Die Fahrzeuge müssen deshalb langsamer fahren. Bis sie nur noch 10 bis 30 Kilometer pro Stunde schleichen. Zum Vergleich: Auf dem Rad fährt man durchschnittlich 10 bis 25 Kilometer pro Stunde. Wenn dann jemand abgelenkt ist, weil er zum Beispiel auf sein Handy guckt oder an seinem Radio etwas verstellt, passiert es: Vor ihm bremst ein Auto.

Weil er kurz weggeschaut hat, bemerkt der abgelenkte Fahrer dahinter das zu spät. „Und er muss deshalb stärker bremsen, um dem vorderen Auto nicht  aufzufahren. Der Fahrer dahinter muss noch stärker bremsen. So geht es immer weiter nach hinten“, sagt der Stauexperte. So entsteht eine Welle von stehenden Autos, die sich rückwärts bewegt. Weil es keinen Unfall oder keine Baustelle gibt, haben die Leute auf der Autobahn den Eindruck: Der Stau ist aus dem Nichts entstanden. „Zwei von drei Staus entstehen auf diese Art.“

Wie verhindert man Staus?

Schuld an einem  Stau ist fast immer ein Einzelner – derjenige nämlich, der unkonzentriert und abgelenkt ist und daher stark bremsen muss. „Es ist wichtig, immer genügend Platz zum Vordermann zu lassen. Denn dann kann man rechtzeitig langsamer werden, wenn der Vordermann bremst“, sagt Michael Schreckenberg. Doch die meisten Autofahrer lassen keine Lücke – weil sie Angst haben, ein anderes Auto könnte sich dann vor das eigene Auto setzen. „Wenn alle aufmerksam wären, Lücken ließen und in gleichmäßigem Tempo fahren würden, könnte man die meisten Staus vermeiden“, sagt der Experte.

Wann gibt es viel Stau?

Experte Michael Schreckenberg (Foto: Uni Duisburg-Essen)

Experte Michael Schreckenberg (Foto: Uni Duisburg-Essen)

„Freitags ab frühem Nachmittag gibt es die meisten Staus“, weiß der Stauforscher. Dann fahren sehr viele Leute von der Arbeit nach Hause. Dazu kommen noch die Menschen, die unter der Woche in einer anderen Stadt arbeiten. Vor dem Wochenende fahren sie in ihre Heimat. Auch montagmorgens gebe es viel Stau.

Der schlimmste Stau-Tag des Jahres ist laut Michael Schreckenberg der Freitag vor Pfingsten: Zum Berufsverkehr kommen dann viele Kurzurlauber. Der staureichste Monat des Jahres ist der November: „Dann ist es dunkler, das Wetter und die Sicht sind schlechter, es regnet oft, Blätter liegen auf den Straßen – es passieren mehr Unfälle und die Leute fahren langsamer. Außerdem gibt es in der Zeit keine Schulferien.“ In den Ferien sind normalerweise weniger Autos unterwegs.

Stau-Wissen zum Angeben im Stau

Laut ADAC gab es im Jahr 2015 insgesamt 568.000 Staus in Deutschland.

Sie hatten eine Länge von 1,1 Millionen Kilometern. Diese Stauschlange würde 28 Mal um die Erde reichen!

Den längsten Stau, der je in Deutschland gemessen wurde, gab es im Juli 1993 auf der A7 von Hamburg bis an die dänische Grenze mit 170 Kilometern.

Im Stau geht es im Schnitt zehn Kilometer pro Stunde voran.

Von Kathy Stolzenbach

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