Backe, backe… Duft!

Blumen oder frisches Obst riechen gut. Aber auch Waschmittel und Duschgel verströmen oft angenehme Düfte. Doch wie entstehen diese Gerüche eigentlich? Wir haben ein Duftlabor besucht.
Gehirn verknüpft Gerüche
Auf dem Schreibtisch von Sarah Ajumah Brajic stehen unzählige Fläschchen. In jedem steckt ein Duft: Meeresluft, Sommerwiese oder Apfel. Sarah Brajic arbeitet als Parfümeurin für ein Unternehmen in der Stadt Hamburg. Dort werden Parfüms hergestellt, außerdem Düfte für Reiniger, Waschmittel und Duschgel. Denn die sollen nicht nur sauber machen, sondern auch einen schönen Geruch hinterlassen.
Das hat einen einfachen Grund: Die Produkte verkaufen sich so besser. Denn unser Gehirn verknüpft Gerüche mit Erinnerungen und Gefühlen. „Wir erinnern uns durch Düfte an schöne Momente“, sagt Sarah Brajic. „Der Geruch von Sonnencreme erinnert uns an den Sommer, Apfel und Zimt an den Winter und Erdbeeren vielleicht an Omas leckeren Kuchen.“
200 Gerüche aus der Natur
Diese guten Gefühle nutzen die Unternehmen. So riecht ein sommerliches Duschgel zum Beispiel nach Meer, Salz und Sonnencreme. Und noch einen Vorteil haben solche Düfte: Sie überspielen den Eigengeruch von chemischen Putzmitteln oder von Plastikteilen in einem neuen Auto.
Gute Geruchsmischungen zu finden, ist die Aufgabe der Parfümeurin. Dazu mischt Sarah Ajumah Brajic wie bei einem Kochrezept einzelne Gerüche. Sie kann aus knapp 200 Gerüchen aus der Natur und 1400 künstlichen Riechstoffen auswählen. Ihre Zutaten schreibt sie in langen Tabellen auf und lässt sie im Labor miteinander mixen. Wenige Stunden später stehen dann die Fläschchen auf ihrem Schreibtisch.
5000 Kilogramm Rosenblätter
Die natürlichen Düfte zu gewinnen, ist manchmal aufwendig und ziemlich teuer – etwa bei Rosen. Um den Duft der Blüte zu bekommen, wird heißer Wasserdampf durch die Rosenblätter geleitet. Das Wasser nimmt die riechenden Inhaltsstoffe auf. Danach wird der Dampf abgekühlt und das duftende Rosenöl aufgefangen. Für einen Liter des Öls braucht man bis zu 5000 Kilogramm Rosenblätter! Selbst in teuren Parfüms sind deshalb nur wenige Tropfen davon enthalten.
Einzelne Geruchsbausteine
In billigen Produkten wie Waschmittel oder Duschgel wird dagegen ein künstlicher Rosenduft verwendet. Dabei besteht die Kunst darin, die natürlichen Düfte nachzubauen. „Jeder Geruch besteht aus vielen, einzelnen Teilchen. Die Riechzellen in unserer Nase nehmen diese einzelnen Bausteine wahr, und das Gehirn setzt sie zu einem Geruch zusammen“, erklärt die Expertin.
Manchmal ist die Herstellung im Labor sogar die einzige Möglichkeit! Ein Beispiel dafür ist zum Beispiel Apfelgeruch. Aus dem Obst lässt sich auf natürlichem Weg kein duftendes Öl herstellen. Doch Menschen wie Sarah Brajic können ihn trotzdem erzeugen.
Von Birk Grüling (dpa)