Auf dem Wasser wohnen

Auf den ersten Blick kann man sie meist gar nicht erkennen. Sie verstecken sich tief im Moor, im Torf oder im Sumpf. Für andere muss man sogar mehrere Meter tief zum Seeboden hinabtauchen. Was es dort zu entdecken gibt? Geheimnisvolle dunkle Holzstämme, die aus dem Schlamm ragen. Doch das sind nicht einfach irgendwelche Holzpfähle. Sie sind zum Teil über 6000 Jahre alt, Fachleute nennen sie prähistorisch. Die Holzpfähle sind die Überreste uralter Wohngebäude.

Im Pfahlbaumuseum kann man sich anschauen, wie die Häuser damals wohl ausgesehen haben. Foto: Felix Kästle/dpa
Wann entdeckte man die Gebäude?
Im Bodensee, ganz im Süden Deutschlands, kann man solche uralten Holzpfähle zum Beispiel entdecken. Dort gibt es auch ein Museum. Es zeigt, wie die Gebäude einmal ausgesehen haben könnten: kleinere und größere Hütten, die auf dicken Holzpfählen im Wasser stehen und über Brücken und Stege miteinander verbunden sind. Wer ans Ufer wollte, musste wohl meist mit einem Einbaum-Boot dorthin paddeln.
Die ersten Überreste der Bauten wurden vor rund 170 Jahren entdeckt. Das war damals eine große Sensation. „Es war klar, dass es die Wohnüberreste früherer Menschen sein müssen. Doch man wusste nicht, von welchen Menschen“, erzählt Gunter Schöbel. Er leitet das Pfahlbau-Museum in Unteruhldingen am Bodensee.
Wer wohnte in den Häusern?
Man rätselte damals, ob es vielleicht Überreste der Römer sein könnten oder vielleicht von den Kelten. Dann fand man aber unter anderem Pfeilspitzen, Werkzeug und sogar Reste von Kleidung. Im Seeboden war das alles super erhalten geblieben. „Das war wie eine Zeitkapsel. Und da wurde klar, dass die Überreste aus einer viel früheren Zeit stammen müssen“, erzählt der Fachmann.
Warum bauten sie ihre Häuser auf dem Wasser?
Vermutlich wollten die Menschen sich vor tausenden Jahren schützen, zum Beispiel vor Feinden oder auch wilden Tieren. Aber sie schützen sich wohl auf diese Weise auch vor dem Wasser selbst. Denn in einem See ist mal viel Wasser, mal weniger. So kam es, dass die Häuser zeitweise direkt im Wasser standen und zeitweise im Trockenen. Hätten die Menschen sie stattdessen am Ufer gebaut, wären sie bei Hochwasser vielleicht überflutet worden.
Doch irgendwann hörten die Menschen damit auf, Pfahlbauten zu errichten. Das hatte wohl mit dem Klima zu tun, erklärt der Fachmann. Vermutlich ist vor rund 2800 Jahren der Wasserspiegel im Bodensee dramatisch gestiegen. Man vermutet, dass die Häuser damals trotz ihrer Bauweise bis zu zwei Meter hoch überflutet wurden. Das war das Ende der Pfahlbauten.
Von Stefanie Paul (dpa)