Alte Apfelsorten

Alte Apfelsorten
Apfelsorten

Hast du schonmal ein „Rheinisches Seidenhemdchen“ gegessen? Oder eine „Gelbe Schafsnase“? Wahrscheinlich nicht. Im Supermarkt gibt es diese alten Apfelsorten mit den hübschen Namen nämlich gar nicht zu kaufen. Es gibt sie heutzutage nur noch sehr selten. Vermutlich kennst du vor allem Äpfel wie Granny Smith oder Elstar. In den großen Apfelplantagen werden fast nur noch diese wenigen Sorten gezüchtet.

Die Pomologin Carina Pfeffer , Fachfrau für Äpfel aus Rösrath. Foto: Klaus Daub

Die Pomologin

Carina Pfeffer setzt sich dafür ein, dass solche alten Apfelsorten wie das Rheinische Seidenhemdchen nicht aussterben. Man könnte sagen: Sie rettet Äpfel. Die 49-jährige wohnt in Rösrath im Bergischen Land bei Köln und ist Pomologin. So nennt man Menschen, die sich besonders gut mit Obstsorten auskennen. Bei ihr zu Hause stehen viele Körbe mit Äpfeln, die nicht nur anders heißen, sondern auch anders aussehen als die, die du aus dem Supermarkt kennst. Manche sind geformt wie ein Ei, andere haben eine raue, graubraune Schale wie die „Graue Herbstrenette“. Sie ist vielleicht nicht hübsch, schmeckt aber „wunderbar aromatisch“, findet Carina Pfeffer.

Wenige Sorten

Du fragst dich jetzt vielleicht, wieso man Apfelsorten überhaupt retten muss. In Deutschland wachsen zwar mehrere Tausend Apfelsorten. Von den meisten gibt es aber nur noch wenige Bäume in privaten Gärten oder alten Obstwiesen an Dorfrändern. Früher hatte nämlich noch jedes Dorf eine Obstwiese mit eigenen Apfelsorten, die nur dort wuchsen.

Rund, glatt, rot

Dann fingen die Menschen an, Apfelsorten für die Supermärkte zu züchten. Äpfel, die sich besonders gut lagern und transportieren lassen ohne faul zu werden und so aussehen wie sich die meisten Menschen einen Apfel vorstellen: Ganz rund, mit glatter Schale und roten Bäckchen. Weil man wollte, dass die Menschen die neuen Sorten aus dem Supermarkt kaufen, gab es früher einmal sogar Geld für Bauern, die ihre alten Apfelbäume abgeholzt haben.Darum gibt es einige alte Sorten heute gar nicht mehr. Um eine Apfelsorte zu erhalten, muss man sich nämlich um sie kümmern.

Apfelbaum

Veredeln

Wenn man den Samen eines Apfels einpflanzt, kann daraus zwar ein Apfelbaum wachsen. Die Äpfel, die an diesem Baum wachsen, werden jedoch nicht von der gleichen Sorte sein wie der Apfel, von dem der Samen stammte. Fast immer kommt dabei ein wilder Apfel heraus, der sehr bitter schmeckt. Hat man Glück und es entsteht eine neue Apfelsorte mit Äpfeln, die lecker sind, muss man sie „veredeln“, um mehr Bäume mit diesen Äpfeln zu erhalten. Das bedeutet, dass man den Ast des Baumes mit der leckeren Apfelsorte an einem anderen Baum befestigt. An diesem Baum wächst dann die gewünschte Apfelsorte.

Alte Schätze

Wenn von einer Apfelsorte keine Bäume mehr veredelt werden, stirbt mit den alten Bäumen also irgendwann auch die Apfelsorte. Carina Pfeffer findet das sehr schade. „Wunderbare alte Schätze“ nennt sie die alten Sorten. In ihrem Garten hat sie deshalb so etwas wie eine Arche Noah für Äpfel. Sie sucht alte Apfelbäume in der Region, pflegt sie, schneidet Zweige von den alten Bäumen und veredelt sie auf Bäume in ihren Garten. Dabei kann sie sogar Zweige verschiedener Sorten auf einen Baum veredeln. So kommt es, dass in ihrem Garten zwar nur zwölf Bäume stehen, aber 96 Apfelsorten wachsen.

Von Jasmin Krsteski