Süße Nachtkletterer auf der Jagd

In einer Baumhöhle verschläft der Wickelbär den ganzen Tag. Er ist ungefähr so groß wie eine Hauskatze und in der Nacht aktiv. Tagsüber liegt er eingerollt da. Die Pfoten hält er vor seine kugelrunden, schwarzen Augen, als ob er sich verstecken wollte. Sein Schwanz liegt wie ein Haarreif über seinem Kopf.
Oft schlafen noch andere Wickelbären im selben Baum. „Das sind meist Familiengruppen”, sagt Mario Grüßer. Er ist Tierpfleger im Zoo Berlin und kümmert sich dort unter anderem um die Wickelbären.
In freier Natur lebt der Wickelbär in den tropischen Regenwäldern von Mittelamerika und Südamerika. Er tummelt sich dort in Ländern wie Brasilien, Mexiko und Panama.
Nahrungssuche in den Baumwipfeln
Wenn es dämmert, wacht der kleine Bär auf und ist hungrig. Deshalb klettert er meist die ganze Nacht durch die Äste und sucht nach Futter. Dazu bleibt er am liebsten hoch oben in den Baumkronen. Den Waldboden betritt er nur selten. Denn in freier Natur ist es dort für ihn gefährlich. Es könnten andere Raubtiere auf ihn lauern.
Er streift also durch die Wipfel. Geschickt klettert er von Ast zu Ast. Seinen langen, kräftigen Schwanz wickelt er beim Klettern mal hier, mal da um die Äste. Jetzt weißt du auch, warum das Tier Wickelbär heißt! „Das ist so ein Greifschwanz”, sagt Herr Grüßer. „Den benutzt er sozusagen wie einen fünften Arm.”
Mit dem Schwanz zugreifen
Der Schwanz ist rund und überall behaart wie bei vielen anderen Tieren. Aber er hat eine Besonderheit: „Die Wirbel können sich so krümmen, dass der Wickelbär den Schwanz um etwas herumwickeln kann”, erklärt der Tierpfleger. „Um die Wirbel herum ist eine schöne, starke Muskulatur gebaut.”
Manche Affen wie der Klammeraffe haben einen ähnlichen Schwanz und noch stärkere Muskeln. Sie schwingen damit zum Beispiel von Ast zu Ast durch die Luft. „Beim Wickelbär ist das nicht ganz so toll entwickelt wie beim Klammeraffen”, sagt der Fachmann. Das Tier benutzt den Greifschwanz vor allem, um sich festzuhalten. Das gibt ihm weit oben auf den schmalen Ästen Sicherheit.
Außerdem nutzt er den Schwanz, um das Gleichgewicht besser zu halten. Wie wenn du die Arme ausstreckst, um zu balancieren. „Aber wenn eine Frucht weit weg hängt, dann kann er sich schon auch am Schwanz festhalten und hinüberangeln”, sagt Herr Grüßer. Oder er lässt sich kopfüber vom Ast herunterhängen, um an die Frucht zu kommen.
Von Jennifer Heck (dpa)