Waffen sollen Leben retten

Es muss etwas Besonderes passiert sein, wenn deutsche Politiker sich dafür einsetzen, Menschen in einem anderen Land Waffen zu liefern. An sich ist die deutsche Bundesregierung nämlich sehr vorsichtig, wenn es um Waffenlieferungen in ein Gebiet geht, in dem Menschen sich gegenseitig bekämpfen. Man fürchtet, mit noch mehr Waffen werden noch mehr Menschen getötet. Es geht um das Land Irak. Dort herrscht gerade große Not. Viele tausend Menschen sind auf der Flucht, immer mehr Menschen sterben, weil sie von einer sehr brutalen Gruppe gejagt werden. Nicht nur Deutschland, jedes europäische Land hat sich dazu verpflichtet, Waffen zu liefern. Deutschland schickt solche in den Irak, die von deutschen Soldaten gerade nicht gebraucht werden.
Der Irak ist ein Land im Orient mit einer sehr langen Geschichte. Dort leben viele Araber, Turkmenen und viele andere Völker. Die Menschen, die schon bald Gewehre, Gefechtshelme, Funkgeräte und vieles mehr erhalten sollen, sind Kurden. Sie leben schon lange in dem Land, ungefähr jeder fünfte Mensch dort ist Kurde. Aber es gibt auch viele Kurden in der Türkei und bei uns in Deutschland. Diese Kurden sollen mit den Waffen aus Europa helfen, anderen Menschen das Leben zu retten. Das klingt merkwürdig, denn mit Waffen kämpft man ja und zerstört Leben. Aber im Irak ist ein besonderer Umstand eingetreten. Eine Gruppe von Männern fährt schwer bewaffnet durch das Land, um eine Stadt nach der anderen zu erobern. Die Männer töten dabei viele Menschen, auch alte und Kinder.
Alle sollen so leben wie vor hunderten von Jahren
Die Kämpfer sagen, sie gehören einer Gruppe an, die sich Islamischer Staat nennt. In den Nachrichten werden sie oft als IS-Terroristen bezeichnet. Die Idee, warum sie überall rumfahren, Menschen töten und dann erklären, dass sie nun über das Land herrschen, ist merkwürdig. Während in Ländern wie Deutschland alles moderner wird – mit neuen Handys, Computern und Autos – wollen die IS-Kämpfer so leben wie vor vielen hundert Jahren.
So wie in der Zeit von 650 bis 850, als eine Religion entstand, die wir unter dem Namen Islam kennen. Es ist die Zeit des Propheten Mohammed, der als Gründer dieser Religion gilt. Er hat den Islam weit über das Gebiet hinaus verbreitet. Weil sich diese Religion so rasch verbreitete, spricht man auch von der goldenen Zeit des Islam. Die IS-Terroristen wünschen diese Zeit wieder herbei. Und sie glauben, dass dies auch in unserer modernen Welt möglich ist.
Auch Kinder und alte Menschen sind in Gefahr
Die IS-Kämpfer sind sehr grausam. Sie töten auch Menschen, die, wie sie, an den Islam glauben, aber ihre Religion nicht so streng leben. Und sie töten Menschen mit einer anderen Religion wie Christen oder Juden, weil sie in den Augen der IS-Milizen Ungläubige sind.
Die Menschen im Irak wissen das. Und wenn sie hören, dass sich IS-Kämpfer ihren Orten nähern, nehmen Eltern ihre Kinder an die Hand, die Großeltern, vielleicht noch Freunde und Bekannte, und fliehen mit Autos, Bussen oder manchmal auch zu Fuß. So groß ist ihre Furcht.
Viele Menschen sind gegen Waffenlieferungen
Aus diesem Grund werden jetzt Waffen an die Kurden geliefert, damit sie sich den IS-Terroristen in den Weg stellen und sie zum Rückzug zwingen.
Ob all das Erfolg haben wird, weiß man allerdings nicht. Es ist möglich, dass die IS-Kämpfer einfach weiterziehen und andere Menschen angreifen, also dorthin gehen, wo es keine Kurden gibt. Dann wären, kritisieren andere Politiker, die Waffenlieferungen völlig umsonst gewesen, weil das gleiche Problem an anderer Stelle auftritt.
Von Michael Hesse