Mit dem Schiff von Hamburg in die Neue Welt

Mit dem Schiff von Hamburg in die Neue Welt
Im Internationalen Maritimen Museum in der Stadt Hamburg erfährt man viel über die Schifffahrt. Foto: Patrick Nägele/dpa

Vor 175 Jahren begannen Schiffe, regelmäßig von Hamburg nach New York zu fahren. Die meisten Menschen an Bord wollten in den USA ein neues Leben beginnen. Die Reise dauerte lange und war teilweise gefährlich.

Etwa 175 Jahre ist es nun her, dass Menschen in großen Zahlen aus Deutschland in die Neue Welt aufbrachen. Damit waren die Vereinigten Staaten von Amerika gemeint. Mit Schiffen segelten sie über den Atlantik dorthin. Sie wanderten aus. In dem fremden Land USA erhofften sie sich ein besseres Leben.

So sahen die Schiffe aus, mit denen Menschen vor vielen Jahren von Deutschland in die USA reisten. Foto: Patrick Nägele/dpa

Wieso sie das machten, kann der Fachmann Gerrit Menzel erklären. Er arbeitet im Internationalen Maritimen Museum in der Stadt Hamburg. Er sagt: Die Zeit in Deutschland und Europa war damals sehr turbulent. Es gab Aufstände, Revolutionen und Kriege. In den USA hingegen sei viel Land an ankommende Siedlerinnen und Siedler vergeben worden. Auch gelangten die ersten Berichte über Goldfunde an der Westküste Amerikas nach Europa. Millionen Menschen machten sich auf den Weg.

Erbärmliche Zustände

Die Auswanderinnen und Auswanderer nahmen eine anstrengende Reise in Kauf. Denn die Schiffsfahrten waren oft gefährlich und dauerten mehrere Wochen. „Die Zustände auf so einem Segelschiff waren erbärmlich. Das hatte ganz sicher nichts mit einer Kreuzfahrt zu tun“, sagt Gerrit Menzel. In den hohen Wellen schwankten die Schiffe auch sehr. „Die Leute waren seekrank, und die Verpflegung war relativ
schlecht.“

Im Internationalen Maritimen Museum in der Stadt Hamburg führt Gerrit Menzel Menschen durch die Ausstellung. Foto: Patrick Nägele/dpa

Kaufleute witterten aber schnell ein gutes Geschäft mit den vielen Auswanderinnen und Auswanderern. Sie gründeten in der Stadt Hamburg eine eigene Schifffahrtslinie: die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actien-Gesellschaft, kurz Hapag. Diese Schifffahrtslinie organisierte erstmals regelmäßige Passagierfahrten von Hamburg nach New York. Am 15. Oktober 1848 legte ihr erstes Segelschiff namens
„Deutschland“ ab.

Zum ersten Mal wurden die Passagiere als Kundschaft behandelt und nicht als Fracht. Rund 200 von ihnen reisten in jedem Schiff mit. Trotzdem war auf den Schiffen der Hapag noch Platz für Handelswaren und Post. Eine solche Fahrt über den Atlantik dauerte etwa 40 Tage.

Immer schneller übers Meer

Nicht mal zehn Jahre später kamen auf der Strecke Dampfschiffe zum Einsatz. Die Reise über den Atlantik dauerte nun nur noch höchstens 14 Tage. Für die Passagiere gab es eine teure 1. Klasse, eine 2. Klasse und eine günstige Klasse im Zwischendeck. „Die 1. Klasse nutzten meistens nur Geschäftsleute“, erklärt Gerrit Menzel. „Auswanderer, die dem Elend entfliehen wollten, konnten sich nur die schlechtesten Plätze leisten.“

So sahen die Schiffe aus, mit denen Menschen früher von Deutschland in die USA reisten. Foto: Internationales Maritimes Museum Hamburg/dpa

Auf den großen Schnelldampfern Ende des 19. Jahrhunderts dauerte die Überfahrt dann nur noch fünf Tage. „Ein riesiger Unterschied zur Anfangszeit“, sagt der Fachmann. „Das ließ sich dann vermutlich mit dünner Suppe, Wasser und Brot besser aushalten. Die Leute wollten ja nur ankommen.“ Rund 50 Jahre später setzte sich ein anderes Transportmittel für lange Strecken durch: das Flugzeug. Damit brauchte man nur noch ein paar Stunden bis ans Ziel.

Von Patrick Nägele, dpa