Ungeschminkte Gebäude

Ungeschminkte Gebäude
Die Gebäude der Ruhr-Universität in Bochum werden auch dem Brutalismus zugerechnet. Foto: picture alliance / Henning Kaiser/dpa

Die einen finden es total super: Gebäude mit klaren Formen und sichtbarem Beton. Für die anderen sind es Monster aus Beton! Groß, grau und hässlich. Um was geht es hier? Es geht um Gebäude, die in einem besonderen Stil erbaut wurden. Man nennt ihn Brutalismus. 

Viel sichtbarer Beton, das macht den Baustil des Brutalismus aus. Foto: Stefanie Paul/dpa

Wann war dieser Baustil angesagt?

Dieser Stil war bis vor etwa 40 Jahren sehr modern. Kirchen und Büchereien wurden so gebaut, aber auch Universitäten, Rathäuser und große Wohngebäude. Heute finden viele Leute diese Gebäude gar nicht mehr schön. Das hat unter anderem damit zu tun, dass sie aus einem bestimmten Material gebaut sind: Beton. Sehr viel Beton!

„Viele Leute erschrecken, wenn sie so ein Gebäude sehen“, sagt Oliver Elser. Er arbeitet am Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main. Sind diese Beton-Monster wirklich so schlimm? Der Experte sieht es etwas anders:„Sind sie vielleicht nicht sogar schützenswert?“

Warum ist ein Abriss keine gute Idee?

Vielen dieser Bauten sollen abgerissen werden – oder wurden es schon. Allerdings entsteht bei so einem Abriss eine große Menge an Bauschutt und Sondermüll. Und das muss irgendwo entsorgt werden. Das ist einer der Gründe, warum viele Fachleute den Abriss nicht so gut finden. Aber es gibt noch mehr Gründe, diese besonderen Bauten lieber zu erhalten.

Das Foto zeigt die Rückseite des Mariendoms in Neviges, Nordrhein-Westfalen. Foto: Stefanie Paul/dpa

Warum ist der Baustil so besonders?

Oliver Elser erklärt, warum: „Der Brutalismus ist ein sehr direkter Baustil. Er zeigt, aus was die Gebäude wirklich gebaut sind. Wir sehen sie sozusagen ungeschminkt.“ Das bedeutet, es gibt keine Farbe an den Wänden und auch keinen Putz. Es gibt keine Verkleidung oder Dämmung. Stattdessen sieht man nur den grauen Beton. Das wirkt oft nicht besonders fein, eher roh und unperfekt. Und manchmal auch etwas plump. „Doch in vielen Fällen sind die Gebäude sehr aufwendig gebaut und komplex“, erklärt Oliver Elser.

Die Gebäude der Ruhr-Universität in Bochum werden auch dem Brutalismus zugerechnet. Foto: picture alliance / Henning Kaiser/dpa

Wie waren die Architekten des Brutalismus drauf?

Die Architekten, die sich die Gebäude ausgedacht haben, haben gerne übertrieben! In Kirchen, die im Brutalismus-Stil gebaut sind, gibt es zum Beispiel oft mehr Säulen und Träger als eigentlich notwendig. An manchen Bürogebäuden wiederum kann man dagegen viele Balkone erkennen. „Die sind an der Stelle eigentlich völlig sinnlos“, erklärt der Experte.

Auf den ersten Blick mögen sie also wie riesige Beton-Monster aussehen. Doch wer genauer hinschaut, kann an und in den Gebäuden ganz schön viel entdecken.

Le Corbusier. Foto: Wikipedia

„Brutalismus“

Brutalismus: Das Wort hört sich irgendwie krass an, oder? Dabei kommt der Begriff gar nicht direkt von dem Wort brutal. Es geht stattdessen um das Wort „roh“. Das heißt auf Französisch „brut“. So kam man also zu dem Begriff Brutalismus. Es geht um „rohen Beton“.

Für die Idee des Baustils war ein Architekt aus der Schweiz besonders wichtig. Er hieß Charles-Édouard Jeanneret-Gris. Er selbst benutzte für seine Arbeit aber eine Art Künstlername: Er nannte sich Le Corbusier. Der Mann wurde einer der bekanntesten Architekten der Welt. Er lebte bis in Jahr 1965.

Von Stefanie Paul (dpa)